„You’re gonna miss me when I’m gone…“
Nichts ist für kleine Kinder schwerer zu verschmerzen als Verlust – besonders wenn es sich beim Objekt der Abwesenheit um ein zotteliges Plüschtier mit wohlig-warmen, kindlichem Eigengeruch handelt. Als der kleine Piranha 3 Wochen alt war, brachte sein Vater Willi in unser Leben.
Willi ist (war) ein wuscheliger Bär mit einer roten Schleife, der schon nach wenigen Monaten aussah wie ein Relikt aus Großmutters‘ Tagen und spätestens mit angenagten Augen den Charme eines Motten-Gala-Diners versprühte. Doch der kleine Piranha liebte Willi heiß und innig und so manche Nacht musste ich den Bären von seinem kleinen Gesicht ziehen aus Angst, dass das Tier seinem Besitzer die Luft nehmen würde.
Bär über Bord
Leider verabschiedete sich Willi still und leise an einem Donnerstag im Spätoktober, einen Tag vor Halloween, als der kleine Piranha mit einem Bekannten eine Runde um den Block drehte und Willi dabei – ebenso vorsätzlich wie unbemerkt – über Bord ging.
Mehrfaches Umkrempeln der Wohnung (wer meine Wohnung kennt, weiß, dass das einer Zwangsräumung gleicht), unzählige Nachfragen im städtischen Fundbüro und Aushänge rund um unser elegantes Habitat halfen nix – Willi blieb verschollen. Ob er ein neues Heim bei einer skrupellosen Harvestehuder Adoptivfamilie gefunden hat oder im Zuge der Post-Halloween-Aufräumarbeiten der städtischen Müllpresse zum Opfer fiel, konnte bis zum heutigen Tag nicht geklärt werden.
Wesentlich schlimmer als den kleinen Piranha, der mit seinen 16 Monaten glücklicherweise die Dimensionen des Verlustes noch nicht so recht umriss, traf mich die Trauer, für die ich mich ehrlich schämte. Es gibt schließlich viel schlimmeres Leid auf der Welt als der Verlust eines Stofftieres, auch wenn Willi durch die überschaubare Größe unserer „zwei Mann und ein Bär“-Kleinstfamilie ein fester Bestandteil letzterer war.
Zum Glück war Willi ob seiner DNA ein Mainstream-Bär und so hatten uns meine Freundinnen in weiser, wenngleich makabrer Voraussicht, zum 1. Geburtstag des Piranhas „Werner“ überreicht – Willis genetischen Zwilling – für den „Fall der Fälle“.
Life-Hack #1: Bärenbande
Werner wurde schnell in das Piranha’sche Kleinkindherz integriert und „Bär“ war eines der ersten Worte, die Ole äußerte – und es bis heute unzählige Male am Tag mit unterschiedlichen Verzweiflungsgraden in seinem kleinen Stimmchen tut. „Bär“ ist einer von uns und wir hüten Willis verlorenen Bruder wie unseren Augapfel – ich mag mir nicht vorstellen, wie ein mittlerweile wesentlich reflektierterer Piranha einen erneuten Verlust verarb(ääää)rten würde…
Die Moral von der Geschicht‘: Haltet immer einen Ersatzbären bereit!
Eure Single City Bär Mama