Bock am Ring

Hallo meine Lieben,

die neue Woche ist im Hause Piranha mit erbitterten Kämpfen gestartet. Im Ring: ein halbstarker Piranha, 20 Zähne, knapp 1 m Höhe…und eine entnervte Mama, 32 Zähne, knapp 1,63 m und kräftetechnisch etwas angeschlagen, seit meine Fitness-Euphorie nach dem Urlaub vorerst ein jähes Ende gefunden hat. Ich befürchte, meine Muskeln verkümmern aktuell synchron zu den Margeriten in unserem Garten… undankbare Biester! Die Muskeln – und die Blumen! Und mein Kind sowieso!

Boxing Ring In Arena

Mama versus Piranha – fraglich ist, wer zuerst ko geht… (Bild: Fotolia/alswart)

Der Piranha trotzt und bockt momentan so intensiv, dass ich unsere Jahreskarte für Hagenbeck, die heute ausläuft, eigentlich gar nicht verlängern muss.

Erst gestern schmiss er sich vor dem Strand Pauli Beachclub, nur 5 m von unserem Auto „Lothar“ entfernt, auf die Straße und wütete, dass er sich nicht im Stande fühlte, die Distanz zwischen sich und dem Fahrzeug zu überwinden. Diverse Touristen passierten uns milde bis mitleidig lächeln, während ich Drohungen ausstieß. Kein „Bob, die Bahn“ auf Youtube, kein „Feuerwehrmann Sam“, kein Kuchen für den Piranha (was der Höchststrafe gleich kommt) – alles half nichts. Das Kind verspottete mich mit seinen Blicken. Schließlich griff ich den Piranha unter den Armen und transportierte ihn brüllend zu unserem Auto.

Heute Nachmittag trafen wir ein befreundetes Mama-Kind-Paar in der Einkaufsstraße zum Shoppen und Eis essen. Schon beim Schuhe kaufen zog der Piranha diverser Ermahnungen zum Trotz Karton für Karton einzeln aus dem Regal, um sich anschließend darauf zu stellen und noch mehr Unfug anzustellen. Entnervt verließen wir kurze Zeit später gesenkten Hauptes den Laden.

Nachdem der Piranha unverdienter Weise, jedoch vergleichsweise artig eine Kugel Caramelleis zu sich nahm, ging es rund: Er klampfte sich einen Ball aus dem Mäc Geiz und tobte damit durch die Fußgängerzone. Als ich ihn auf dem Weg zum Spielplatz an der 6-spurigen Kollaustr. an die Hand nehmen wollte, protestierte er erbost und schmiss sich theatralisch auf den Asphalt, um seinen Widerstand zu untermalen. Schließlich stimmte er zu, für kurze Zeit die Hand meiner Freundin zu nehmen. Kaum hatte die sich verabschiedet tönte es „MAMA ARMMMM“ aus Hüfthöhe.

Ich weigerte mich vehement, 17,4 brüllende Kilos den Kilometer zum Parkhaus zu tragen und so bockte, trotzte und schmiss sich der Piranha mir weiter vor die Füße, bis wir das Auto erreicht hatten. Zu guter letzt telefonierte ich in unserer Einfahrt noch mit einem Bekannten, währenddessen der kleine Aggro-Piranha die Ernstings Tüte mit meiner nagelneuen, überaus stilvollen Flamingo-Spardose umkippte, die sofort in viele kleine pinke Teile zersprang. Ich ließ seine Sachen im Auto, strich „Bob, die Bahn“ und setzte ein eisernes Pokerface auf, während ich den Flamingo betrauerte und mich über mein bockiges Kind ärgerte, das mich 1. überhaupt nicht ernst zu nehmen scheint und 2. verdammt noch mal niemals das tut, was ich möchte – gah!

Bestimmt war ich als Kind gaaanz anders…

Liebste resignierte Grüße,

Eure Single City Mama

Der Löwe Deines Lebens

Als der kleine Piranha und ich den sonnigen Pfingstsonntag in Hagenbecks Tierpark verbrachten, gab es spätestens im Streichelgehege für den Piranha kein Halten mehr. Und da ich so sehr damit beschäftigt war, die putzigen „Ziege meets Piranha“-Momente fotografisch festzuhalten, gelang es Ole in einem unbemerkten Moment tiefer in das Ziegengehege vorzudringen. Was per se völlig unproblematisch war, da dort nicht etwa die unsozialisierten Aggro-Böcke sondern wollig-weiche Babyzicklein warteten – aber trotzdem kletterte ich so schnell ich konnte über den Zaun und brachte den kleinen Piranha zurück in den sicheren Hafen des Streichelgeheges.

Oxytocin, Baby!

Seit 2 Jahren habe ich nun diesen Löwen-Mama-Instinkt. Genau genommen, seit dem Moment in dem mir am 1. Juni 2014 – high as a kite von der PDA und übernächtigt nach 12 Stunden im Kreissaal, Hebamme Franzi ein kleines, nacktes, knopfäugiges Bündel Mensch auf den Bauch legte. Meinen Piranha. Wie von Mutter Natur perfide geplant, regnete es Oxytocin – jenes berühmt-berüchtigte Bindungshormon, das dafür sorgen würde, dass ich für den Rest meiner Tage für diesen kleinen Menschen kämpfen und in der Ultima Ratio mein Leben für ihn geben würde.

Als meine Schwester etwa vier war, lief sie ein mal in einem unbedachten Moment auf die Straße. Leider war die Straße ein viel befahrener Seitenarm des Glockengießer Walles und nur durch einen beherzten Hechtsprung meiner Mutter konnte schlimmeres verhindert werden. Beide kamen mit Blessuren davon, aber was mir als Kind wie ein heroischer Akt der Selbstlosigkeit vorkam, ist eigentlich ein völlig normaler Instinkt, der bei sozial- und mental funktionalen Menschen einsetzt, um ihre Jungen zu beschützen.

Lion

(Bild-Quelle)

Leo justitia

Relativ schnell und relativ unmissverständlich kommunizierte ich als frischgebackene Jungmama jedem, der Einfluss auf das Heranwachsen und die Entwicklung des kleinen Piranhas nehmen würde, dass er oder sie dies mit viel Vorsicht tun müsse, denn sollte dem kleinen Piranha eines seiner damals kaum existenten Haare gekrümmt werden, würde ich nicht scheuen, alle Wege der Justiz zu beschreiten und im Zweifel deren überstrapazierte Kassen und Mitarbeiter auch mal zu schonen. Nicht umsonst haben Subjekte, die Kindern Leid zufügen, im Knast besonders wenig zu lachen.

Buy one, get one free – nur besser!

Die Moral von der Geschicht: Solange ich lebe, wird der kleine Piranha immer eine stolze Löwin an seiner Seite wissen (zwei – denn seine Tante kann Krav Maga!!).

Uns gibt es nur noch im Doppelpack. Buy one, get one free – nur besser!

Sonnige Grüße,

Eure Single City Mama