Gefühle sind für Superhelden

Hallo meine Lieben,

so, nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub… ich wäre dann wieder soweit! Bei uns ist ganz schön was los gerade. Nachdem Baba-Opa, der kleine Piranha und ich Freitag Nacht in den heimatlichen Bahnhof eingelaufen waren, ging es für mich am Montag morgen mit dem Flieger zu unserem Kunden nach Düsseldorf.

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Hakuna Matata. Kein Stress ist auch keine Lösung. Oder doch? (Bild: Pixabay)

Just als Claus, mein Chef, und ich aus dem Meeting kamen und wieder aufbrechen wollten gen Flughafen, erhielt ich eine SMS von Baba-Opa, der an diesem Tag den Piranha hütete, dass der Hausarzt ihn wegen seiner extremen Schlappheit zum Aufpäppeln und Diagnostik ins Krankenhaus überwiesen hatte – er sollte Dienstag morgen „einrücken“.

Ich sorgte mich, allerdings klang Baba-Opa selbst ganz entspannt. Größere Sorgen als seine Gesundheit bereitete ihm offensichtlich die Tatsache, dass ein abgeranzter Koffer mit seinen Jugend-Dias beinahe der Entrümpelung zum Opfer gefallen war und schleunigst evakuiert werden müsste.

Gleichzeitig begannen die sanitären Umbauarbeiten bei uns im Haus. Der Schlagbohrer surrt seitdem Beethovens Neunte. Zum Glück geht es Baba-Opa schon deutlich besser und wir hoffen, ihn am Wochenende wieder bei uns zu haben.

Für den kleinen Piranha stand gestern Morgen die große U9 an. Größtenteils ist alles prima. Da sein gemaltes Strichmännchen über sämtliche Gliedmaßen verfügte und zumindest neutral-amüsiert dreinblickte, attestierte man ihm die künstlerische Begabung eines Sechsjährigen.

Mit stolz geschwellter Brust nahm ich die weiteren Diagnosen in Empfang: Eine uns bis dato unbekannte Kinderärztin informierte mich, dass der Piranha den Hörtest unterdurchschnittlich absolviert hatte und überwies uns an den HNO-Arzt.

Da der Piranha von jeher mit einem großen Haupt gesegnet ist (wie Mutter und Großmutter, denen ebenfalls kaum Hüte und Mützen passen), sollen wir zudem noch demnächst in der Kinder-Radiologie seinen Kopf ultraschallen lassen. WTF? Zwar bestehe per se kein Grund zur Sorge bzw. auch keinerlei neurologische Auffälligkeiten, aber sicher sei sicher, er sei schon sehr groß, meinte sie. Nun ja. Tatsächlich war ich – als bekennender Hypochonder – in dieser Sache wirklich entspannt. Wenn hier etwas in meinen Genen liegt, dann der Dickschädel.

Da ich mit dem Klemptner heute noch einiges besprechen musste, schaffte ich es mal wieder nicht, den Piranha pünktlich in die Kita zu bringen, was prompt eine Standpauke der Erzieher zur Folge hatte. „Es bricht mir das Herz, dass er dann den Morgenkreis verpasst“ erklärte mir Erzieher Leo* (so heißt er nicht wirklich, ätsch) unter Bezug auf den heiligen Gral der Kleinkind-Pädagogik (arammsammsamm) und zähneknirschend gelobte ich Besserung.

Meine Hoffnung, dass wir mit der Einschulung in die Vorschule im August unter anderem die Hamburger Baustellenlogistik umschiffen könnten (momentan kostet mich jede Strecke ca. 25 Minuten mit dem Auto), wurde je zerschlagen, da während unseres Urlaubs der zweite Ablehnungsbescheid einer nahegelegenen Grundschule eintrudelte. „Zu viele Anmeldungen, tut uns Leid, ab auf die Warteliste mit Euch“. Angry City Mama!

Ich fragte mich, ob es eventuell doch möglich sei, meinen Körper in viele kleine Stücke zu zerteilen und strategisch sinnvoll zu positionieren. Kommt Achtsamkeit vielleicht von Achtelung? Vorschläge werden gerne entgegen genommen.

Seit Monaten hatte ich mir vorgenommen, meine „Panikpillchen“, die ich seit 2,5 Jahren gegen die Angstzustände nehme, mal auszuschleichen. Zwar vertrage ich sie gut und bin angstfrei, aber immer Medikamente einzuwerfen, kann ja auch keine Lösung sein.

Dachte ich mir während der Urlaubs (natürlich) und reduzierte die Dosis. Ich war zwar darauf vorbereitet, dass mit sinkendem Serotonin-Spiegel das emotionale Spektrum deutlich größer wird, aber so langsam dämmert mir, dass es gerade in dieser Woche vermutlich keine allzu clevere Idee war. So ein kleiner innerer Schutzwall hat auch deutliche Vorteile. Gefühle sind nur was für echte Superhelden.

Aber ich taste mich mal aus meiner Komfortzone. Und übe mich in sinnvollem Stressmanagement. Sport und so. In der Theorie setze ich mal ein Häkchen dran.

Ich wünsch Euch was, Ihr Lieben.

Eure Single City Mama

Von Sorgen und Dämonen

Lieblingsmamas,

meine Ängste habe ich auf diesem Blog ja schon mehrfach offen thematisiert und weiß deshalb, dass es vielen von Euch ähnlich geht.

Dabei sind es gar nicht so sehr die realen Ängste, sondern vielmehr gedanklich inszenierte Horrorszenarien, die mir das Leben manchmal schwer machen.

Dr. Google und der Sensemann

Während es mir gelingt, alltäglichen Stress und Sorgen oftmals ganz gut zu verdrängen, bin ich seit ich denken kann ein Hypochonder, wenn es um Krankheiten geht. Schon als Kind befürchtete ich bei so manch kleinem Wehwehchen das allerschlimmste, wenn bestimmte Symptome mit den Diagnosen von Dr. Google (an deren Ende immer irgendwo der Sensemann steht) übereinstimmte, plante ich in Gedanken schon meinen Nachlass.

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Bild: Janett Menzel, auf ihrem Blog 

Es klingt lustiger als es ist. 2016 gipfelte das Ganze zusammen mit sehr viel Stress in der Herausbildung von Angstzuständen und Panikattacken, die ich nur mit therapeutischer und medikamentöser Unterstützung in den Griff bekam. Körperlich war ich kerngesund, aber mein Kopf signalisierte mir bei der kleinsten Kreislaufschwankung, dass ich den nächsten Tag nicht erleben würde – ein furchtbarer Teufelskreis, den viele, die in irgendeiner Form schon mal mit Angst zu tun hatten, nur zu gut kennen.

Auch in Bezug auf den kleinen Piranha bekomme ich das oft zu spüren. Zwar bin ich alles andere als eine „Helikopter-Mama“ und gewähre dem kleinen Mann viele Freiheiten, aber die Angst ist geblieben. Klagt der kleine Piranha zum Beispiel über Bauch oder Rückenschmerzen, denke ich zunächst an das allerschlimmste und statistisch am wenigsten wahrscheinliche, und erst dann an Blähungen oder Wachstumsschmerzen.

Ich versuche meine Gedanken jedoch möglichst vom Piranha abzuschirmen, um meine hypochondrische Paranoia nicht auf den kleinen Mann zu übertragen. Das gelingt mir manchmal besser und manchmal schlechter, siehe Zahnwechsel.

Natürlich hat man nie die absolute Gewissheit, dass einem nie etwas passiert, man nie krank wird, jemanden verliert etc. – aber was nützt das längste, gesündeste Leben, wenn einen die permanente Angst vor Worst Case Szenarien um die ganze Freude bringt? Nicht viel. Und ich bin sehr gewissenhaft, was Vorsorgen angeht.

Apropos Vorsorge

Apropos Vorsorge… Gestern war wieder so ein Härtetest, der mich mit meinen Ängsten konfrontierte. Als ich morgens von der Kita ins Büro fuhr, sah ich auf meinem Handydisplay mehrere verpasste Anrufe meiner Frauenarztpraxis. Ich war im Dezember zur jährlichen Krebsvorsorge gegangen und die Ärztin verabschiedete sich mit den Worten, sich nur zu melden, wenn etwas auffällig sei.

Da war er nun der Anruf, drei Wochen später, aber wie der Rückruf ergab, war es tatsächlich die Ärztin persönlich, die versucht hatte mich zu erreichen.

Ich geriet in Panik. Ein Anruf konnte nur bedeuten, dass etwas auffällig war und das widerrum bedeutete, dass mir nicht viel Zeit blieb.

In Gedanken arbeitete ich meine Bucket List durch. Ich hatte Angst. Fuhr rechts ran und rief sofort zurück. Die Ärztin hatte gerade eine Patientin, ich solle es gleich nochmal probieren, sagte die Sprechstundenhilfe, und so blieben mir ganze 15 Minuten, um mich gedanklich auf meinen Abschied vorzubereiten.

„Das ist vollkommen lächerlich,“ flüsterte der rationale, leise Teil meines Gehirns. „Warte doch erstmal ab, was die Ärztin sagt, bevor Du den Kranz auswählst. Und wenn etwas ist, musst Du auch damit umgehen“. Aber mein Blutdruck stieg und heiße Tränen schossen mir in die Augen.

Schließlich entpuppte es sich als das, was statistisch gesehen auch das wahrscheinlichste war – dem Zytogenetiker, der meinen Abstrich untersucht hatte, war eine kleine Abnormalität aufgefallen. Wahrscheinlich völlig harmlos (oft durch kleine Entzündungen bedingt) und ohnehin noch nicht mit schweren Erkrankungen in Verbindung zu bringen, aber statt in einem Jahr sollte ich in einem halben Jahr wieder zur Vorsorge erscheinen. That’s it. Keine weiteren Untersuchungen, kein Grund zur Panik, kein Todesurteil.

In Relation gesetzt…

Ich ärgerte mich über mich selbst, dass meine Dämonen mich für einen Moment wieder hatten. Es gab doch soviel reelles, worüber man sich aufregen konnte, was Ängste verdiente. Dazu kam ein schlechtes Gewissen – im Freundes und Bekanntenkreis gibt es einige Frauen, die viel souveräner mit ganz anderen Befunden umgehen – und ich hyperventiliere wegen einer Vorsichtsmaßnahme.

Schließlich beschloss ich, mit mir selbst etwas nachsichtiger zu sein und eine beobachtende Rolle einzunehmen. Wovor hatte ich Angst? Was wollte ich kontrollieren, was ich ohnehin nicht kontrollieren konnte? Und was sollte ich stattdessen kontrollieren?

Ein bisschen stolz war ich aber auch, dass ich heute überhaupt in der Lage bin, so zu denken. Das sah vor einpaar Jahren, als der Notarzt um fünf Uhr morgens in meinem Wohnzimmer stand und mir Valium spritzen wollte, weil ich dachte, ich hätte einen Herzinfarkt, noch ganz, ganz anders aus.

Leben und lernen, Ihr Lieben.

In diesem Sinne, bleibt gesund und genießt das Leben – ohne Angst,

Eure Single City Mama