Spieglein, Spieglein…

Post enthält Werbung ohne Auftrag und basiert auf einem Produktpäckchen von Frei

Lieblingsmamas,

erinnert Ihr Euch an die Zeiten, als die Vorstellung, ohne Make Up das Haus zu verlassen, einer Vollkatastrophe glich? Der Apokalypse jeglichen Selbstbewusstseins?

Ehrlich, als Teenie mit einem Faible für blauen Lidschatten und mindestens drei Nuancen zu dunklem Make up, wäre das unverzeihlich gewesen. Bedenklicher noch: Mein gesamter Selbstwert definierte sich zu großen Teilen darüber, ob ich mich attraktiv fühlte oder nicht. Dabei konnte ich aussehen wie ein sonnenverbrannter Gartenschlumpf – das subjektive Gefühl war entscheidend.

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Credits: Unsplash

Heute: Who fucking cares? Ich verlasse gelegentlich (meistens wenn ich es ganz eilig habe) ungeschminkt das Haus. Oder tusche mir die Wimpern an der Ampel. Und ganz ehrlich: Bis auf einige Ausnahmen („geht`s Dir nicht gut? Du siehst etwas angeschlagen aus. Hast Du geweint?“ wird es sehr selten kommentiert.

Interessanterweise kommt gerade von Männern öfters das Feedback, dass ihnen der Natural Look tatsächlich besser gefällt.

Früher habe ich das übrigens für ein besonders hartnäckiges, parentales Gerücht gehalten und es meinem Vater SEHR lange nachgetragen, dass er so sich „sooo sehr wünschte“, dass ich zu meiner Konfirmation (1998) ungeschminkt erscheine. Ich fühlte mich wie ein geschälter Apfel. Okay, ich sah auch so aus. Danke dafür, Baba-Opa.

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Ich „oben ohne“? Früher wirklich komplett undenkbar. Heute ist die Haut unter meinen Augen meist dunkler als meine Lider ;-)…

Aber es gibt einpaar Beauty-Produkte, auf die ich nicht verzichten möchte. Denn sie machen einfach ein gutes Gefühl.

Single City Mamas Top 5:

Haarkur: Ich habe von Natur aus lockige, dicke Haare, die beinahe jeder Friseur als „trocken“ klassifiziert. Ein besonders biestiger Zeitgenosse hat mich sogar mal fast zum Weinen gebracht, als er meine Haare wiederholt als Beleidigung für seine Coiffeurs-Griffel bezeichnete („ehrlich, nee, das geht gaaar nicht!“ An dieser Stelle: FY, Haarfritze XY). Entsprechend kure ich meine Haare bei jedem Waschen, so dass sie etwas weniger trocken sind. Mein Favorit: Die Kollektion von Aussie Repair.

Leichtes Make Up: Als Teenie hatte ich wirklich sehr unreine Haut. Eine Hardcore-Salbe vom Hautarzt sorgte dafür, dass ich mir „das größte Organ“ in Streifen vom Gesicht ziehen konnte. Es fühlte sich furchtbar an. Meistens kleisterte ich mir viel teures Make-up (Dior, Chanel etc.) in die Schnute, für das der Großteil meines Taschengeldes drauf ging. Ich sah völlig überschminkt aus.

Spätestens mit der Schwangerschaft haben die Hormone es da wirklich gut mit mir gemeint: Ich bekam eine Bombenhaut, die zwar zu leichten Rötungen neigt und schnell spannt, aber ich verlasse auch ungeschminkt das Haus und hab so gut wie nie Pickel. Heute nutze ich ganz banale Drogerie-Foundation, z.B. von L’Oreal und manchmal Concealer. Den vergesse ich meistens.

Parfum: Es ist sooo schwer, einen schönen Duft zu finden. Von den meistens Parfums und Eau de Toilettes wird mir richtiggehend schlecht oder ich rieche wie ein orientalisches Bordell. Es gibt also nur wirklich wenige, die ich mir ab und zu mal ansprühe und das sind Versace Bright Crystal oder D&G Light Blue.

Bodypflege: Wer kennt noch Fuzzy Peach aus dem Body Shop? Hachja, ich habe es so sehr geliebt. Fast so sehr wie Oilily. Heute fehlt mir meistens die Zeit mich richtig einzucremen, obwohl es so wichtig ist: Ich habe nämlich ein extrem schlechtes Bindegewebe.

Erste Dehnungsstreifen an der Brust hatte ich schon mit 12, fast bevor ich überhaupt Brüste hatte – eine Tatsache, die meine Mutter damals komplett auf mein ungesundes Essverhalten schob und als KO-Kriterium für spätere Partnerschaften wertete. Ich sah viele sehr unsensible Hautärzte. „Da kann man nichts mehr machen“. Bäm – ausgemustert.

Memo an mein Teenie-Ich: Es interessiert niemanden, wirklich niemanden. Niemanden! Es hat sich nie jemand beschwert, der mir nah genug kam. Ich bin ja kein Kerl, aber ich kann mir sowieso nicht vorstellen, dass ein einziger Mann DABEI darüber nachdenkt, ob die Haut der Frau, die er gerade begehrt, an einigen Stellen etwas heller und dünner ist. Vielleicht eine Modelagentur, aber sonst interessiert es wirklich – erwähnte ich es bereits? – niemanden.

Ein Geheimtipp, von dem ich mir gewünscht hätte, es viel früher entdeckt zu haben, ist  das Frei Figuröl. Ein angenehmer, leichter Duft, ein tolles Hautgefühl und nichts klebt – herrlich. Und ich hab das Gefühl, meine Silhouette ist tatsächlich gestrafft. Zumindest fühlt sie sich so an. Also für mich.

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Aber meine Lieben, bei all diesen Sachen steht immer das Gefühl im Vordergrund.

Ganz ehrlich, ich würde mich nie, niemals für einen Typen verbiegen oder meinen Selbstwert davon abhängig machen, wie mich ein Kerl optisch findet. So viele Menschen – Männer und Frauen – sind auf so viele unterschiedliche Arten schön. Ich persönlich finde gelackte Typen zum Beispiel gar nicht anziehend und Intelligenz und Witz total sexy.

Manchmal ist man einfach nicht jemandes Typ – und das ist total ok. Den Großteil der Anziehung regeln sowieso die lieben Hormone. Solange ich mich gepflegt und attraktiv fühle und es mir gelingt, eine innere Entspanntheit und Zufriedenheit (zerknirschte Gesichtszüge sind viel schlimmer als ein delliger Po) auch nach außen zu tragen, ist das das einzige Beauty-Geheimnis, das ich wirklich brauche.

Übrigens: Der kleine Piranha huldigt manchmal ganz aufrichtig neue Outfits „Du siehst schick aus, Mama!“, freut sich aber auch gehässig über unvorteilhafte Aufnahmen, die er mit dem Smartphone von mir macht. Eines davon wollte er sogar über sein Hochbett hängen.

Was ist Euer Beautyrezept? Worauf könntet Ihr nicht verzichten? Was kann zugunsten von Zeit geopfert werden?

Liebst,

Eure Single City Mama

Die Liebe – an und für sich

Lieblingsmamas,

seit ich mich in den vergangenen Jahren intensiver mit mir selbst und meiner seelischen Konstitution auseinander gesetzt habe, bin ich immer wieder über einen Begriff gestolpert: Selbstliebe. Psychologen, Therapeuten, Coaches und alle, die auf dem Gebiet irgendwie bewandert sind, sprechen immer wieder davon, wie wichtig eine gute Selbstfürsorge und die Liebe für sich selbst ist. Wie heisst es so schön – wenn ich mich selbst nicht liebe, wer soll es dann tun?

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Nur, wenn ich mich selbst liebe, kann ich die Liebe auch weitergeben… (Bild: Fotolia)

Früher habe ich dem Thema kaum Aufmerksamkeit geschenkt – mit fatalen Folgen. Nicht, weil ich mich nicht mochte, sondern vielmehr, weil ich viel verdrängt habe. Funktionalität rangierte Jahrzehnte lang weit vor meinen eigenen Bedürfnissen – bis ich an einem Punkt angekommen war, an dem ich letztere gar nicht mehr gespürt habe. Süßigkeiten regulierten lange Zeit mein Seelenleben – bis ich massive Gewichtsprobleme bekam.

Meine Mutter, eine umheimlich strukturierte und zielstrebige Frau, verzweifelte an der Nachlässigkeit, die ich mir selbst gegenüber damit an den Tag legte. Ihre hübsche, intelligente Tochter, die von der Natur so viel geschenkt bekommen hatte, in einem übergewichtigen Körper, der in der Mainstream-Gesellschaft alles andere als erstrebenswert galt – das war grotesk und damit kam meine Mutter nicht klar.  Das Problem: Je mehr sie mich zum Abnehmen drängte und mir die drastischen Konsequenzen der Außenwirkung aufzeigte, desto trotziger wurde ich.

Als Teenager war ich deswegen traurig. Heute als Mutter kann ich sie besser verstehen – sie wollte mein Bestes und meinte – wie jede Mama – zu wissen, was das Beste ist. Sie liebte mich und war stolz auf mich, doch war gleichzeitig überzeugt: Eine schlanke Tochter würde es im Leben einfacher haben – erfolgreicher im Job und bei Männern sein, weniger Angriffsfläche bei Spottern bieten und gesünder leben.

Auch sie war in dieser Hinsicht ein Produkt ihrer Erziehung und meinem selbstzerstörerischen Handeln meinem Körper gegenüber fühlte sie sich hilflos. Trotzdem möchte ich es in diesem Punkt besser machen und dem kleinen Piranha von Anfang an ein gehöriges Maß an Selbstliebe und Bedingungslosigkeit mitgeben. Eine große Herausforderung und eine noch größere Verantwortung!

Heute bin ich viel reflektierter als noch vor vier Jahren. Mit einer großen Abnahme 2012 kam die Erkenntnis, dass ich mich schlanker zwar deutlich fitter und attraktiver fühlte und das auch ausstrahlte, doch meine Seele Schaden genommen hatte – und andere Themen an die Oberfläche kamen. Ein Schaden, der das System aufrecht erhalten würde, wenn ich nicht begann, achtsamer zu leben und mich mit verdrängten Gefühlen und Bedürfnissen auseinander zu setzen. Ein langwieriger Prozess, der alles andere als gradlinig war und ist.

Als die Panikattacken Mitte des letzten Jahres einsetzten, glaubte ich monatelang ernsthaft körperlich krank zu sein – obgleich ich mich zum ersten mal wirklich spürte. Eine drückende Brust, ein rasendes Herz – was ich spürte, war nicht schön, sondern machte mir Angst. Ich befürchtete zu sterben, wie meine Mutter gestorben war – und mein Kind zurücklassen zu müssen. Viele Gespräche und meine eigene Mutterschaft, doch auch genau diese Ängste, haben mich stärker gemacht.

Ich liebe mich selbst – auf eine gesunde, unnarzisstische Weise.

Ich mag meinen Körper, der mein Kind zur Welt gebracht hat und dessen Umfang ich selbst in der Hand habe – und ich vertraue ihm. Angst und Appetit sind Indikatoren, dass ich nicht gut für mich sorge – und einen Gang zurückschalten muss. Ich mag meine Freunde, deren Gesellschaft mir gut tut. Wenn mir etwas nicht gut tut – so genannte „Toxic Friendships“, die wohl jede kennt und einen nur runterziehen – distanziere ich mich.

Ich versuche trotz meines „wuseligen“, chaotischen Temperaments auf meine Grenzen zu achten und mein Leben zu entschleunigen. Der kleine Piranha und ich müssen nicht ständig on Tour sein, nicht mehrmals im Monat reisen, nicht jeden Tag Freunde treffen. Ich muss nicht alles sofort kaufen, was ich toll finde – und wie neulich schon angesprochen – die meisten Probleme lösen sich von allein.

Wenn ich merke, dass mein Limit erreicht ist, kommuniziere ich das – auch wenn ich in dem Moment andere vor den Kopf stoßen könnte. Ich rege mich weniger über Dinge auf, die ich ohnehin nicht ändern kann. Und meine Seele dankt es. Indem sie den Druck von meiner Brust nimmt, der mir solche Angst gemacht hat, dass ich mit Blaulicht ins Krankenhaus kam. Indem sie mir die Gelassenheit schenkt, die ich im Umgang mit meinem Trotz-Piranha momentan täglich brauche. Und indem sie mir meinen Optimismus wieder gibt.

Es ist schön so, wie es ist. Es ist „mein Weg“. Mit allen Höhen und Tiefen, allen Schwächen und allen Stärken.

Liebt Euch selbst, meine Lieben – Ihr seid es wert.

Eure Single City Mama

Zähne zeigen: Vom Google-Orakel und Aggro-Omis

Wir sind wieder zuhause!

Der Alltag hat uns wieder! Statt Alpen-Panorama schaue ich aus dem Fenster auf unseren leicht verwilderten Garten, in dem jede Sekunde ein liebeskranker Nick Cave seiner „wilden Rose“ Kylie Minogue eins überzimmern könnte – Tante Hu und ich wollen den nächste Woche unbedingt vertikutieren. Den Rasen, nicht den Nick.

Und statt eines täglich wechselnden bunten Themen-Buffetts lockt der heimische Kühlschrank mit abgelaufener Bärchenwurst, die ich der Vernichtung zuführen musste.

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Den Kampf gegen die Mecker-Omis pack ich doch mit links…oder? (Bild: Fotolia)

Auch von meiner Langzeit-On-and-Off-Liebe Nutella habe ich mich eben theatralisch wieder verabschiedet („es liegt nicht an Dir, Du cremiges Glück!“), nachdem ich mich dabei ertappte, wie ich gedankenverloren mit Oles langem Breilöffel den Glasinhalt in meinen Mund löffelte. So landete das noch viertelvolle Glas (Optimistin im Herzen!) postwendend in der Tüte mit den Stinkewindeln (für eine Freundschaft war es einfach noch zu früh!) – hab ich doch aller guten Vorsätze und täglicher Schwimmsessions zum Trotz im Urlaub zwei Kilo (na gut – fast drei) zugenommen. Aber ich muss ehrlich sagen: sie waren es sowas von wert! Das Essen war fantastisch.

Apropos wert: Eine Lektion der (Selbst-) Wertschätzung erteilte mir gestern die gefühlte Erdumrundung München-Hamburg mit der Deutschen Bahn. Nachdem Baba-Opa sich natürlich aus rein logistischen Gründen einen (!) Platz im Großraumabteil in Wagen drei klar gemacht hatte, ließen der kleine Piranha und ich uns wie gewohnt im Kleinkindabteil des Wagen 9 nieder. Der kleine Piranha langweilte sich trotz Gesellschaft des gleichaltrigen „Raffi“ schnell und so begannen wir nach etwa zwei Stunden unseren Spaziergang durch den Zug. „Hallo“ schmetterte der kleine Piranha im Stakkato den anderen Zuggästen entgegen, was 99,9 Prozent der Mitreisenden mit einem gerührten „ach was ist der süß!“ kommentierten, freundlich zurück grüßten und Kekspackungen zückten.

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Als wir Wagen 3, in dem Baba-Opa mit einer sechsköpfigen Damengruppe aus Hannover saß und schäkerte, erreichten, mischte der Piranha sich schnell fröhlich in das Kniffel-Spiel der Damen. Die netten Frauen, die selbst mehrfache Großmütter waren, waren verzückt und integrierten den kleinem Mann sofort. Er durfte würfeln und freute sich sehr – die Stimmung war heiter und ausgelassen. Bis es aus den hinteren Reihen zischte…

„Unmöglich!“ hörte ich, und es dauerte ehrlich gesagt eine Weile, bis ich realisierte, dass es um mein Kind ging. „Das hier ist ein Ruhebereich und dann so ein lautes Kind! Da muss man sich unbedingt beschweren, man kann hier in Ruhe keine Zeitschrift mehr lesen. Und die Mutter unternimmt nichts – sitzt nur da und grinst“. Ich war fassungslos.

Normalerweise bin ich weiß Gott nicht auf den Mund gefallen, aber da ich nicht genau wusste, woher die Tirade kam, blickte ich nur bitterböse in die Richtung und sagte „Sie wissen schon, dass es sich hier um einen 2-jährigen Jungen handelt? Damit müssen sie klar kommen“. Die Alten sagten nichts und starrten nur vor sich hin, vielleicht aus Angst, dass „Mama Grinsekatze“ handgreiflich werden könnte. Eine Viertelstunde später zuckelten der kleine Piranha und ich wieder in unser Kinderabteil und wütend berichtete ich Raffis Eltern, was mir passiert war. Gemeinsam schimpften wir auf die verbiesterten Weiber und mir ging es bald wieder besser. Andererseits ärgerte ich mich etwas, dass ich nicht noch deutlicher für das Recht des kleinen Piranhas, sich im Zug (ja, auch im Ruhebereich) zu artikulieren und Kind sein zu dürfen, eingetreten war. Ich dachte an meine Freundin Susann, die in ähnlichen Situationen schon sehr viel deutlichere Worte gefunden hat.

Ab und zu Zähne zu zeigen und angemessen auf Provokation und Ungerechtigkeit zu reagieren, hat auch viel mit Selbstwert zu tun. Und obwohl ich in den meisten Bereichen des Lebens eine absolut selbstbewusste Frau bin und es mir an Worten sehr selten mangelt, wünschte ich mir manchmal etwas mehr Toughness (gibt es dieses Wort?):

Dass ich einfach sage, was ich denke, ohne es zu überdenken. Dass ich meinen kleinen Piranha wortgewaltiger verteidige, wenn ich ihn oder uns ungerecht behandelt empfinde. Und ja, auch dass ich nach einem schönen Date statt „[Das jeweilige Verhalten des Mannes] + Mag er mich?“ zu googeln (!) und zu hoffen, dass die Liebes- und Lebenserfahrung von m46 oder lovemaster78 die Erleuchtung bringt, einfach sage, was ich denke und fühle, und dadurch selbst ganz schnell heraus finde, ob „er“ mich mag oder eben nicht. Einfach öfter tun statt denken, Kante zeigen und anecken und im Zweifel mal was riskieren.

What have you gotta lose?

Das Thema hatte ich auch beim Cocktails trinken mit meiner Freundin Tina am Abend zuvor. Das Leben ist so kurz, man hat so wenig zu verlieren – wir sollten einfach viel öfter sagen, was wir wirklich denken, statt uns zu ärgern – über verpasste Chancen, das Verhalten anderer Menschen, und, und, und.

Vielleicht bekommen wir trotzdem nicht immer, was wir wollen – aber es geht uns einfach viel, viel besser.

Einen schönen Sonntag noch Euch allen!

Eure Single City Mama

Eine Frage des Wertes

Kaum ein Thema wird in unserer Gesellschaft so tabuisiert wie die berühmte „W“-Frage. Nein, nicht „Was gibt es Morgen zum Mittag, Mama?“, zahndezimiert grinsend und mit klebrigen Händchen gestikulierend gepiepst. Viel philosophischer und definitiv nachhaltiger ist es die Frage: „Was bin ich wert?“

Schon in der frühen Kindheit lernen wir: Über Gehalt spricht man nicht und wer eckig ist, ist unbequem. Doch kann es sich nicht manchmal lohnen, unbequem zu sein? Wo führt ein Übermaß an Demut, einhergehend mit einem schwach ausgeprägten Selbstwertgefühl, denn eigentlich hin? Vielleicht über Los – aber vermutlich ohne 4000 Euro.

Lichtgestalten und Antiplimente

Ich habe das Gefühl, in jedem Freundeskreis gibt es Menschen, denen wir gern den symbolischen Tritt den in Hintern verpassen würden. Jene Lichtgestalten, die eigentlich eher im Schatten stehen und unter dem Scheffel kleben, als dass sie sich ihrer eigenen (inneren) Größe, Schönheit und Fähigkeiten überhaupt bewusst sind. Meistens sind das unheimlich liebenswerte Menschen, die mangels Konfliktfreudigkeit verboten oft Opfer freundschaftlich-kollegial getarnter, manipulativer Machenschaften werden „Könntest Du nicht…?“. „Du machst ja immer…“ . „Toll, dass Du so nett bist“ – letzteres ist ein Satz, den ich in meiner Jugend und Studienzeit selbst sehr oft gehört habe, und mich immer tierisch freute… bis mir irgendwann bewusst wurde, dass die leicht spöttische Intonation der Frage andeutete, dass es sich hier um vieles handelte, aber nicht um ein Kompliment – ein Antipliment? Verdammt, das waren doch meine Freunde, die das sagten.

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Trinkgeld im Sommerschlussverkauf

Als ich ein mal mit meiner Mutter – der mit Abstand intelligentesten, toughsten und souveränsten Frau, die ich je erlebt habe – gesprochen habe und ihr sagte, dass mich diese Thematik belastete (vor allem, da ich damals nicht die geringste Ahnung hatte, wie ich es anders machen könnte), schaute sie mich entgeistert an und riet mir, zu bleiben wie ich bin. Die Menschen mögen nette Menschen und wollen keine Miesepeter, argumentierte sie. Doch was mich damals schon piekste und einen gewissen Trotz hervorrief, war die Tatsache, dass es überhaupt darum ging, was die Menschen vermeintlich „wollen“. Mainstream calling?!? Und doch: die Argumentation meiner Mutter spiegelte in vielerlei Hinsicht ihre eigene Erziehung und die weiter Teile der Gesellschaft wider. Das Dilemma: Wer soll unseren Wert eigentlich erkennen und schätzen, wenn nicht wir selbst? Der Logik nach wäre das doch wie Trinkgeld im Sommerschlussverkauf… Eigentlich ziemlich „beschappert“, wie meine Mutter immer gern sagte.

X versus Y

Es wäre schlimm, an dieser Stelle ein klassisches Gender-Klischee zu bedienen und meiner völlig subjektiven „Küch. Psych“-Erfahrung nach, sind es mindestens genauso oft Männer, die sich in selbstunsicheren Denk- und Verhaltensmustern befinden, wie Frauen.

Dennoch: Gesamtgesellschaftlich betrachtet werden wir Frauen – vieler öffentlicher Debatten zum Trotz – in den meisten Branchen immer noch schlechter bezahlt. Die Erwartungen in punkto Empathie, Fürsorge und Bescheidenheit scheinen hingegen leider allzu oft wesentlich höher zu sein, ganz zu schweigen von der Akrobatik (Kerze ohne Warm-Up), die wir im täglichen Spagat zwischen Kind und Karriere an den Tag legen müssen – zwei sich überschneidende Kreisen, in deren überschaubarer Schnittmenge wir uns im besten Falle irgendwo selbst finden. Fällt es uns schwerer, Grenzen zu setzen?

Und wie viele Menschen scheinen in unglücklichen Partnerschaften regelrecht zu verharren, mit Menschen, die eigentlich gar nicht zu ihnen passen, weil der demütige Teil ihres (Unter-)bewusstseins sagt: Der/die ist, was ich verdiene, denn er/sie spiegelt meinen Wert.

Von Posern und Idolen

Natürlich gibt es sie überall: Vermeintlich skrupellose Arschlöcher, die zwar dem trügerischen Schein nach das dickste Bankkonto, die steilste Karriere und den „Creme de la Norm“-Partner an ihrer Seite wissen , aber gefühlt ziemlich egomanische und unbequeme Zeitgenossen sind.

Und doch gibt es auch immer Menschen in unserem Umfeld, die wir schätzen und bewundern, weil sie Ecken und Kanten haben und ihren Wert – und damit gleichzeitig ihre Grenzen – souverän und respektvoll argumentieren und verteidigen können.Menschen, die wir mögen und schätzen und uns neidlos denken: Davon hätte ich gerne eine Scheibe für mich.

Ein Wert-Radar für mein Kind

Ehrlich gesagt wünsche ich mir genau das für den kleinen Piranha: Ein liebes, mitfühlendes Herz, einen feinen Sinn für Humor und gleichzeitig die innere Stärke, die es braucht, im Zweifel auch mal die Flossen eckig zu machen, Grenzen zu setzen und gegen den Strom zu schwimmen. Dass er sich seines eigenen Wertes bewusst und ihn verteidigt – sei es bei der Wahl der passenden Piranharin oder einer Gehaltsverhandlung im Job.

Liebe Grüße,

Eure Single City Mama