Lieblingsmamas,
nachdem wir gerade noch souverän den Alltag gerockt hatten, haute mich letzte Woche direkt eine fiese Erkältung aus den Socken.
Auch mein Wiebi-Only Wochenende an der Ostsee war in Gefahr. Ich hatte endlich einen würdigen Timeslot und ein super Angebot gefunden, um mal wieder zwei Tage ganz mit mir allein zu entspannen und frische Meerluft zu genießen. Canceln und verschieben kam nicht in Frage. Ich fuhr. Schniefig, aber total motiviert. Mit einem Case voll fragwürdigster 90er Mucke im Auto, da mein Radio kaputt ist, düste ich Freitag mittag 4,5 Stunden ans Meer.
Es war wie immer sehr schön. Barfuß durch den kühlen Ostseesand zu spazieren, die frische Luft und das entspannte Ausschlafen jagten die Erkältung zum Teufel und ich hatte endlich mal wieder Zeit, zumindest über die Hälfte eines Buches zu lesen. Eines sehr seichten Buches, aber immerhin.
Am Samstag mietete ich mir ein Fahrrad, cruiste zum Strand – und fast wäre ich am Abend sogar endlich mal wieder tanzen gegangen. Aber nur fast.
Und das kam so: Während ich nach dem Strand in der Hotelbar entspannt einen Cappucino schlürfte, kam ein stark angeheiterter Mann an meinen Tisch, eine Packung Kaltwachs-Streifen in der Hand. Ob ich seinem Kumpel – der sich auf den zweiten Blick als Herr mit Haifischkappe und rosa Tütü herausstellte – eine empfindliche Körperzone enthaaren und dafür einen Obulus für die Junggesellen-Kasse entrichten wolle. Hö?
Na klar doch. Ich stellte meinen Cappu ab, wärmte die Streifen in meiner Hand, platzierte sie auf der Wade des Hai-Bräutigams und zapp – die Menge johlte.
Zerzaust wurde ich mit diversen Handys gefilmt, während ich noch mal Hand anlegte (die Gratis-Depilation schien dem Bräutigam offensichtlich zu gefallen). Also winkten mich die Jungs – eine Gruppe richtig netter, geselliger Berliner – an ihren Tisch. Ich bekam einen Drink (mein Angebot, einen auszugeben, wurde ganz gentlemanesque von den Jungs verneint, wobei einige mit sich harderten).
Wir kamen ins Quatschen und ich wurde direkt adoptiert und zum Grillen und Feiern im „Hühnerstall“, der Insel-Disse, eingeladen. Ü30-Party! Ich verneinte erstmal lächelnd und wünschte den Jungs eine coole Party. Doch als ich abends allein in meinem Zimmer saß, bekam ich tatsächlich Lust aufs Tanzen.
Ach, was solls, dachte ich, zog mir mein Kleid an, die Haare durchs Glätteisen und legte Make Up auf. Das wird bestimmt lustig und die Jungs wirkten witzig, entspannt und den Umständen entsprechend vernünftig. Und Tanzen in der Dorf-Disse hatte doch irgendwie Charme. Ich beschloss, meine Komfortzone zugunsten von 90er Mucke und Sanddornschnappi zu verlassen.
Da auf der Insel irgendwie kein Taxi zu greifen und ich stocknüchtern war, schnappte ich mir mein eigenes Auto und fuhr um Punkt 22.30 – dem Beginn (!!) der Party im Hühnerstall – auf dem benachbarten Aldi-Parkplatz ein. Da checkte ich mein Make Up – für eine schnelle Improvisation durchaus ordentlich – und ließ meinen Blick schweifen.
Auf die Disco (Stil: Vereinsgebäude) wunderbar dezent mit Vermietungshinweis. Auf das Publikum, hauptsächlich Teenies, die offensichtlich zur Geisterstunde schon in den Daunen liegen müssten, und auf den Kindersitz des kleinen Piranhas in meinem Auto – ich wartete 4-5 Herzschläge ab und ich drehte einfach wieder um.
Schnell kam im Hotel die Schminke wieder runter, ich tauschte Kleid gegen Nachthemd, ließ mich aufs Bett fallen und las meine Schmonzette, während ich ein Glas Sauvignon schlürfte und mich keinen Tag jünger fühlte als 35,25 Jahre.
Was für ein Wochenende!
Eure ordentlich durchgepustete und erholte Single City Mama