Lieben, Leiden. Lernen…? Mal ehrlich, mit keinem Thema lässt sich heute mehr Geld machen als „The Big L“. Auf der schönen, sonnigen Seite: Schmetterlinge, Neugier, toller Sex, schöne Stunden, Seelenverwandtschaft, Zweisamkeit… was erstmal zu jeder Menge Serotonin und langfristig zu Beständigkeit führt: Familie gründen, gemeinsam alt werden, Nachnamen teilen, Steuererklärung machen. Soweit, so gradlinig, so unrealistisch?

Frosch oder Prinz – oder alles ein Traum? (Bild: Fotolia)
Gäbe es da nicht die Nebenwirkungen, zu denen sich kein Medicus oder Apotheker jemals äußern würde. Unsicherheiten, Untreue, Entfernungen, Entfremdungen, Eifersucht, Verletztwerden, Vonvorneanfangen… ach ja, und erstmal jemanden kennenlernen, der den Hormonzirkus zum tanzen bringt. Ich glaube, selbst dem größten Romantiker (und sogar der Unterhaltungsindustrie!) ist heute irgendwie klar, dass Liebe alles andere als einfach ist. Würde ja auch weniger Geld bringen!
Dabei ist sie so schön. Und eigentlich überall. Ich liebe den kleinen Piranha, meine Familie, meine Freunde, ein bisschen meinen Job (auf eine uncreepige Weise, versteht sich) und als ich 14 war, war ich auch mal so richtig verliebt, mit Schmetterlingen und Modern Talking-Songs und allem, was dazu gehört. In Bob (manche kennen ihn schon), den Sporttrainer. Der acht Jahre älter war und den hormonellen Zirkus in meinem Herzen mal so gar nicht erwiderte. Was bestimmt auch besser so war 😀
Nach Bob wurde es nicht einfacher. Aber es wurde auch nie wieder so wichtig wie damals.
Ich „bewundere“ (mit der Betonung auf Wundern gespickt mit einer Prise Neid) immer wieder Freundinnen, die gefühlt von einer Beziehung in die nächste schliddern und sich dabei immer wieder verlieben. Selbst wenn die Beziehung endlich ist, bereuen die allerwenigsten sie, sie geführt zu haben. Oder meine Freundin Tanja (*Name geändert, da sie mir sonst den Kopf abreißen würde), die jeden Mann, den sie trifft und ein klitzekleines bisschen mag, direkt zu ihrem Traummann idealisiert – und dabei in der Regel den totalen Hormonflash mit anschließender Bauchlandung abgreift. Tanja macht dabei etwas, was ich überhaupt nicht kann: projizieren. Ich bin da weitaus schwerer zu begeistern, was die Sache nicht einfacher macht.
Aber mal ehrlich, um mit Anfang 30 das Single Mama Dasein zu beenden, gilt es erstmal jemanden zu finden der…
o … hormonell anziehend und intellektuell mindestens ebenbürtig …
o … mackenkompatibel …
o … ungebunden und bindungswillig/fähig ist …
o… den emotionalen Führerscheintest ohne Nachschulung bestehen würde …
o … Kindern gegenüber aufgeschlossen ist und die Vergangenheit akzeptiert und toleriert
o …geografisch nicht Lichtjahre entfernt ist und…
o …die eigenen Gefühle erwidert und ausdrücken kann…
Und dann kommt erst das Kleingedruckte: Ein ähnlicher Humor, gemeinsame Interesse, kompatible Lebensentwürfe und nicht zu vergessen …
… das Bonuslevel, bevor es Richtung Sonnenuntergang geht: Diesen jemanden zu erkennen und sich auf etwas Unbekanntes einlassen zu können – die eigene Komfortzone ohne GPS zu verlassen. Am Ball bleiben, selbst wenn das Kennenlernen nicht nach Schema X funktioniert und man die Google-Suche „Mag er mich?“ schon frustriert beendet hat – und aufhören, wenn das Bauchgefühl deutlich „nein“ sagt.
Denn das ist die Crux des Ganzen: Jede Liebe beginnt im Kopf und Herzen des eigenen Körpers. Ich glaube, das langfristige Erfolgsrezept besteht darin, die Sprache des eigenen Herzens zu dekodieren und den eigenen Wünschen und Bedürfnissen treu zu bleiben und nicht jemand anderem gefallen, geschweige denn manipulativ in den eigenen Bann ziehen zu wollen. Und dann auf das Schicksal zu vertrauen.
Viele meiner Freunde meinen, ich sei zu verkopft für die Liebe und ein bisschen haben sie bestimmt Recht. Aber mal ehrlich, manchmal denke ich, ein Lottogewinn ist einfacher. Und frage mich beim Anblick meiner verliebten Freundinnen, ob es dafür eine Gebrauchsanweisung oder Service Hotline gibt?
Liebste Frühlingsgrüße von Eurer
Single City Mama