Mehr Generationen, mehr Stress?

Lieblingsmamas,

der Sommer gibt hier gerade nochmal Vollgas und im Piranhaversum wird es nicht langweilig.

Baba-Opa hat sich in seiner barrierefreien EG-Wohnung bei uns im Haus gut eingelebt. Wie erwartet, kommt es des öfteren noch zu Konflikten. Entweder Baba-Opa und der kleine Piranha, eigentlich ein Herz und eine Seele, liegen sich nach zuviel Aufeinanderklucken in den Haaren oder aber Tante Hu und ich müssen unseren Vater gelegentlich daran erinnern, dass seine Töchter mittlerweile erwachsen sind, jeweils über Universitätsabschlüsse, eigene Haushalte, Jobs und Kinder und Neffen verfügen. Also eines um genau zu sein.

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Erst kürzlich elaborierte Baba-Opa wieder ausführlich, was ich wann zu tun habe und wie ich meinen Tag zu strukturieren habe.

Ich war genervt. „Papa, Du weißt schon, dass ich 35 Jahre alt bin?“ fragte ich patzig. „Hmpfbmhffg“ grummelte mein Vater und hielt mir sein leeres Glas hin. „Stell Dir vor, Dein Vater hätte Dir in dem Alter noch reingequatscht“, versuchte ich an seine Solidarität zu appellieren. Mit 35 hatte mein Vater schließlich „schon“ meine Mutter geheiratet und war für damalige Zeiten schon verdammt spät dran.

„Du bist aber nicht verheiratet“, konterte mein Vater süffisant – übersetzt: bis Du einen Ring am Finger hast, hast Du Deinem Vater zu dienen – und ich sah ein, dass die Diskussion zu nichts führen würde.

Fakt ist: Mein Vater ist ein Macho. Liebenswert und auf seine Weise auch hilfsbereit, aber auch anspruchsvoll und „alte Schule“, wenn es um das Rollenverständnis geht. Hauptsächlich aber bequem. Dass der kleine Piranha ihm mit seinen fünf Jahren schon ordentlich Kontra gibt, ist eine Tatsache, die mein Vater schlecht verknust. Ich bin da wesentlich angepasster und „geländegängiger“ – was die Situation nicht unbedingt besser macht.

Da man ihn mit 73 Lenzen nicht mehr ändert, muss ich mich immer öfter an meine Selbstbehauptung und Abgrenzungsskills erinnern. Erst kürzlich rief er mich aus meiner Wohnung lautstark hinunter, um mich zu instruieren, seine Zeitung aus seinem direkt vor der Tür parkenden PKW zu holen. What!? Ich tat es nicht. Er akzeptierte es. Ein Lichtblick?

Auch die Tatsache, dass Eddie nun mit uns im Haus wohnt, bringt unseren Tagesablauf in Schwung. Positiv, denn ich bewege mich naturgemäß wesentlich mehr als früher. Der kleine Piranha begleitet mich oft mehr oder minder motzend auf den Spaziergang und sammelt dabei Steine und Brombeeren. Bernsstein und Gold türmen sich im Kinderzimmer noch und nöcher, ich sag es Euch, meine Lieben! Ich reiche gleich meine Kündigung ein und spann die Matte zwischen den Yukka-Palmen.

Vergangenen Freitag nutzten wir das Bombenwetter und fuhren mit Eddie und unseren Freunden Susann und Joni im Gepäck nach Timmendorf. Wesentlich später als geplant, da ich mich noch in der Arbeit verzettelt und zuguterletzt noch aus unserem Haus ausgesperrt hatte.

Es war trotzdem ein schöner Ausflug, aber für mich alles andere als entspannt, da ich am Hundestrand zwischen Kind und einem rolligen Hund hin- und herflitzte und von einer aggressiven Wespe in den Zeh gestochen wurde. Sehr unschön!

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Den Sonntag verbrachten der kleine Piranha und ich international mit meinem Salsa-Lehrer César und seiner jüngst aus Peru eingetroffenen Familie am Elbstrand. Die Kids waren beide im gleichen Alter und verständigten sich mit Händen und Füßen, nachdem ich dem Piranha schon die Basics auf der Fahrt zum Fähranleger beigebracht hatte. „Holaaaa Rodrigo“ blökte er fröhlich zur Begrüssung und das Eis war gebrochen.

Auch das kommende WE verspricht wieder sehr aktivitätenreich zu werden. Planschen im Stadtpark, Grillen im Garten und das gute, alte Planetarium, das wir momentan sehr häufig besuchen. Läuft, würde ich sagen.

Ich wünsch Euch was, Ihr Lieben. Genießt den Sommer!

Eure Single City Mama

 

Baba-Opas Ohrringphobie

Lieblingsmamas,

einen wunderschönen Mittwoch wünsche ich Euch!

Perfider Weise begann dieser für mich heute schon um 6.15, als ich von einem querliegenden Piranha aus dem Traumland vertrieben wurde.

Da ich noch jede Menge auf der Agenda hatte, stand ich auf, schmiss die erste Ladung Wäsche in die Maschine, reinigte rudimentär unsere Küche und reflektierte das vergangene Wochenende. Baba-Opa hatte wieder herrliche Zoten in petto.

Aktuell planen wir gerade unseren nächsten Generationenurlaub in den Alpen nach Ostern und Baba-Opa echauffierte sich wiederholt über meine Ohrringe. „So fahre ich nicht mit Dir weg, Kind“, sinnierte er kopfschüttelnd.

Wieder einmal sah ich mich um, ob er mit mir, seiner 34-jährigen Tochter sprach, oder mit dem kleinen Piranha. Er sprach mit mir, während der Piranha mit Gusto Schweinebraten mit Gelee in sich reinschauffelte. „Nicht mit diesen Dingern in den Ohren“, ergänzte er angewidert. Gemeint waren kleine Rosenquartze, die an einem Stück Gold ca. 2 mm von meinen Ohrläppchen baumeln. Man muss dazu sagen, dass Baba-Opa schon immer strikter Gegner von Piercings jeglicher Art war und seine Abneigung in der Regel lautstark zum Ausdruck bringt.

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Diese kleinen Ohrringe waren im wahrsten Sinne des Wortes der Stein des Anstoßes….

Als ich mit 16 für ein Austauschjahr in den USA lebte, ließ ich mir die Ohrlöcher heimlich stechen und stellte ihn vor vollendete Tatsachen. Mein Vater war zwar „not amused“, aber arrangierte sich mit der Situation. Dennoch hat er das Bedürfnis, jedes Paar, das sich mit meinem Besitz befindet (befand, vollständig sind kaum noch welche) zu kommentieren. „Die darfst Du meinetwegen tragen“, sagt er gnädig, wenn ich kleine Perlenstecker ausführe. Als ich eines Tages mit Kreolen kam, verschlug es ihm vor Gram die Sprache.

Meistens muss ich schmunzeln, da ich ihn lange genug kenne, um zu wissen, dass er nichts Böses im Sinn hat. Dennoch ist er mir wichtig, dass er mich ernst nimmt. Klar, meine Schwester und ich bleiben immer seine „kleinen Mädchen“ und wahrscheinlich wird es mir mit dem Piranha nicht anders gehen – aber oft muss ich ihm vor Augen führen, dass ich mittlerweile eine berufstätige Mutter mit einem akademischen Abschluss bin, einen eigenen Haushalt führe und selbst meine Steuern zahle.

Sogar das „Füße unter seinen Tisch strecken“ funktioniert nicht mehr – meist streckt er mittlerweile seine unter unseren.

Abgrenzung ist wichtig

Meine Entscheidungen – ob sie richtig oder falsch sind – treffe ich selber und auch der latente Machismus, der in der Generation meines Vaters noch ziemlich weit verbreitet war („hol mir mal…“), muss sich nicht unbedingt auf den kleinen Piranha übertragen.

In diesem Zusammenhang erzählte mir meine Freundin Sybille neulich eine Anekdote, die uns beide nachdenklich machte. Mann und Sohn (3) hatten im Wohnzimmer etwas zusammengebaut. Als Sybille helfen wollte, sagte der Kleine „Du kannst in die Küche gehen und was leckeres kochen“. Wir mussten beide lachen, aber schlussfolgerten, dass wir unsere Söhne definitiv zu emanzipierten Männern erziehen werden, die Frauen auf Augenhöhe sehen. Jawoll!

In diesem Sinne,

liebste Grüße von Eurer

Single City Mama