„Zug fahren“: Single Mama zwischen den Cities

Als der kleine Piranha 11 Wochen alt war, düsten wir zum ersten Mal gemeinsam nach München. 6 Stunden im ICE – ich war vorher ein bisschen panisch, wie der Piranha – der noch mit den Ausläufern der 3-Monats-Koliken zu kämpfen hatte – und ich das Ganze überstehen würde. Im Nachhinein war es die entspannteste Fahrt meines Lebens. Wir hatten das Kleinkindabteil für uns allein, der Piranha schlummerte 5 von 6 Stunden und zwischendurch stillte ich ihn einfach am Tisch.

10527377_10154480312110437_126594897765325733_n

Unsere erste gemeinsame Bahnfahrt… der kleine Piranha (11 Wochen) schlummerte selig… (Bild: Single City Mama)

Unzählige Fahrten kamen seitdem dazu. Ich schaue immer, wann die Bahn gute Specials hat und dann düsen wir – häufig schon für unter 50 Euro – los: Nach München, Frankfurt, Berlin, Salzburg, Greifswald, Borkum, Bielefeld und ins Zillertal sind wir schon gefahren.

Mit zunehmendem Alter wird es zwar etwas anstrengender – der Piranha will sich ständig bewegen und Leute begrüßen. Das Personal, das wir kennenlernen durften, war bisher immer unheimlich kinderfreundlich und kulant. Der kleine Piranha hat unzählige Mini-ICEs und City Night Liner in seiner Spielzeugkiste, und „Zuuug fahren“ ist hoch im Kurs.

Gerade in der Babyzeit saßen wir oft auf nicht genutzten Rollstuhlplätzen, auch mal in der 1. Klasse, damit ich den kleinen Mann im Kinderwagen in den Schlaf schaukeln konnte, und erfuhren Verständnis für Piranha-bedingte Zug-Versäumnisse. Das Tollste: Die vielen lächelnden Gesichter der Mitarbeiter und Mitreisenden. Bis auf zwei genervte Seniorinnen, die sich auf unserer letzten Reise durch den kniffelnden Piranha lärmbelästigt fühlten, haben wir auf knapp 50 gemeinsamen Bahnfahrten nur positive Erfahrungen gemacht, nette Pläuschen gehalten und interessante, herzliche Menschen kennengelernt.

Im Kinderabteil selbst sind immer nette Kontakte entstanden, zum Teil haben wir uns auch später in Hamburg nochmal getroffen. Inzwischen hat der Piranha es sich zum Hobby gemacht, fröhlich „hallo“ schmetternd durch den Zug zulaufen – was zu 99,9% auf gerührt-lächelnde Gesichter trifft und einige Mamas und Großmütter sogar motiviert, Obst und Kekse für den kleinen Mann bereit zu legen. Der Piranha wäre nicht der Piranha, wenn er die Gaben verschmähen würde ;-).

Mittlerweile sind wir auch schon zweimal gemeinsam geflogen, aber für mich ist die Bahn mit Kleinkindern die entspannteste – und günstigste – Art des Reisens.

Entsprechend bin ich neugierig, was die Bahn am Donnerstag bei ihrer ersten Kinder-Pressekonferenz in Berlin vorstellen wird (Stichwort Kinderbetreuung auf ausgewählten Langstrecken). Leider kollidiert die PK mit dem Piranha’schen Geburtstag und der heiß-ersehnten Gartensause. Aber dafür lest Ihr hier in Kürze ein Interview mit Cornelia Gaumann, die Service-Konzepte für Bahnkunden mit Kids entwickelt. Ich bin schon sehr gespannt!

Neugierige Grüße,

Eure Single City Mama

Ba(ahh)nsinn für Beginner

Wenn Mama eine Reise tut… war das in Vor-Piranha-Zeiten ein vollkommen entspanntes Unterfangen. Manchmal sogar so entspannt, dass schon der ein oder andere Flieger ohne mich abgehoben ist – doch im Großen und Ganzen sammelte ich während meines 2-jährigen München-Exkurses munter meine Meilen, schlürfte mit Stöpseln in den Ohren das ein oder andere Weinchen im Bordbistro und flirtete mit charmanten Mitreisenden. Those days are gone.

IMG_6444

Der kleine Piranha grüßt Mitreisende im Kleinkind-Abteil…

1 1/2 Reisende

Mit der Ankunft des kleinen Piranhas waren nämlich nicht nur die Tage des ungestörten Nachtschlafes, sondern gleichzeitig auch die des gepflegten Reise-Relaxismusses gezählt. Dabei sind wir viel unterwegs – waren schon acht mal gemeinsam in München, zwei mal in den Bergen, Salzburg, Barcelona, Mallorca, Marburg, Frankfurt, Berlin und in Greifswald. Der kleine Piranha hat einen eigenen Pass und mindestens 20 Mini-ICEs in seiner Spielzeugkiste. Den allerersten  „Antritts-Besuch“ südlich des Weißwurst-Äquators statteten wir gemeinsam ab, als der kleine Piranha gerade 11 Wochen alt war. Damals schlief mein kleines Bündel Mensch 5 von 6 Stunden in seinem Kinderwagen und wurde nur zum Trinken und Wickeln auf einem der geräumigen Tische im Kinderabteil platziert – ein Traum.

Der ganz normale Bahnsinn

Apropos Kinderabteil. Seit wir zu zweit sind, bin ich erst zwei mal geflogen. Beide Trips habe ich trotz der Zeitersparnis als viel stressiger empfunden als die Bahn, von der wir bisher ehrlich nur Gutes berichten können. Launige Fahrten im Kleinkindabteil inklusive neuer Freundschaften, kostenlose „Duldung“ auf vakanten Rollstuhlplätzen der ersten Klasse, ein sehr kinderfreundliches Service-Personal und gerührt bis mitfühlend-lächelnde Mitreisende – der ganz normale Bahnsinn.

Gerade sind wir wieder zurück von einem Wochenende in München gekehrt und ich muss sagen: Es wird anstrengender. Der kleine Piranha ist ständig in Aktion und kontaktfreudiger als ein sprechender Sandwich-Promoter. Wir mussten die Bahn mindestens 20 mal komplett durchlaufen, das Kind schmetterte jedem Mitreisenden ein forsch-fröhliches „HALLO“ entgegen – und holte sich gleich eine fiese Platzwunde auf der Stirn, als er voller Tatendrang gegen die Schaffner-Tür prallte. In unserem Großraumabteil (makrabrer Weise offiziell ein „Ruhebreich“) fand der kleine Piranha in Amelie (3), Dila (8) und Mohamad (2) schnell Freunde und gemeinsam wurde gejauchzt, gequiekt und gequengelt, was das Zeug hielt.

An einen Mittagsschlaf, den ich so sehr herbei sehnte, war natürlich zunächst absolut nicht zu denken, bis ich mich unter Absingen meiner Würde und einiger launiger Gute-Nacht-Liedchen über den Buggy beugte und meinen Sohn ins Traumland beförderte. Und die letzte Stunde zeigte ich Ole – im Gang zwischen zwei Abteilen wenig grazil auf meiner Tasche vor seinem Buggy hockend – auf meinem gecrashten Handy ein Piranha-Video nach dem anderen, um ihn irgendwie bei Laune und seit Stimmchen unter 500 Dezibel zu halten.

Nach sechs Stunden war das Kind ausgepowert, „Bär“ immer noch an Bord und ich fix und fertig und bereit für meinen Grauburgunder – intravenös. Ich habe mir geschworen, ab jetzt immer im Kleinkind-Abteil zu reservieren und genug (multimediale) Piranha-Bespaßung für eine Erdumrundung bereitzuhalten. Tzänk ju for träwelling wis Deutsche Bahn!

Sonnige Grüße,

Eure Single City Mama