Stellenbeschreibung: Corporate Einhorn

Keine Frage – wenn wir uns heute umhören, scheint Optimismus wirklich nur noch etwas für die ganz hartgesottene Voll-Glas-Fraktion zu sein.

Täglich erreichen uns in den Medien Schicksals- und Schreckensnachrichten. Schwerreiche Karikaturen kandidieren auf dem internationalen politischen Parkett um ranghöchste Ämter, hetzerische Rechts-Politeusen verrutschen auf misteriös-motorische Weise auf der Maus und prominente Siebenfach-Mamis mit doppelt soviel Personal wie Nachwuchs propagieren  das „Working Mum“-Modell für alle. Und mittendrin sind wir – Working Mums der Realität – mit unseren (zahnenden) Kindern, Ängsten und Sorgen.

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(Bild-Quelle)

Hoch qualifiziert und Mutter: Ein Konflikt?

Dabei ist die Ausgangslage doch eigentlich so rosig wie ein Babypopo: Wir sind gut ausgebildete, intelligente Frauen, die sich am Arbeitsmarkt behauptet haben und am Wickeltisch unsere Softskills perfektioniert haben. Wir sind bestens organisiert, vernetzt, teamfähig, loyal und fleißig. „Muttifunktionstalente“ sozusagen, die auch vor Nachtarbeit nicht zurückschrecken. Und doch nagt an uns so oft das schlechte Gewissen:

  • Wie können wir unseren Kindern gerecht werden und dabei gleichzeitig ihnen ein schönes Leben ermöglichen, unseren Lebensunterhalt bestreiten unsere beruflichen Ziele verwirklichen?
  • Werden wir im Job überhaupt ernst genommen und in punkto Vergütung und Entwicklungsmöglichkeiten unseren kinderlosen Kollegen gleichgestellt?
  • Wer stellt uns überhaupt ein und wenn ja, zu welchen Konditionen?
  • Sind Kind(er) und Karriere in der Realität wirklich vereinbar oder ist das Working Mum-Modell Legende bzw. eine vergütete Beschäftigungstherapie? Ein Corporate Einhorn sozusagen?
  • Und sollten wir für diesen Spagat den Aerobic-Kurs gleich dazu buchen?

Single Working Mama: Keine Frage des „ob“, sondern „wie“?

Gerade als Single Mama stellt sich die Frage nach dem „ob“ nicht: eher das „wie“ ist entscheidend. Gefolgt von der Frage nach dem Preis – wieweit können und wollen wir gehen? Oder sollten wir vielmehr dankbar sein, überhaupt einen Job zu bekommen?

Schließlich sind wir in den Augen vieler antiquarer Personaler und Chefs auf dem Arbeitsmarkt „vorbelastet“ – ein Kind indiziert den Wunsch nach einem Zweiten und jede Rotznase ein potenzielles Ausfallrisiko. Schon so manches Vorstellungsgespräch gleicht mit Nachwuchs einem Spießrutenlauf. Und der geht sogar soweit, dass manche Frauen ihr Kind zunächst komplett verschweigen aus Angst vor Diskriminierung. Die Signalwirkung und der „Realitätscheck“, der zwangsläufig in der Probezeit folgt, wenn Jobbeschreibung und Kind nicht kompatibel sind – fatal.

Ca-ching & the City

Der springende Punkt: Die meisten von uns müssen arbeiten. Selbst wenn der Kindsvater seiner Unterhaltsverpflichtung regelmäßig nachkommt, ist das Wohnen und Leben in der City besonders teuer. Um mit Kind gut und sicher über die Runden zu kommen, ist eine Dreiviertel- bis Vollzeitstelle in den meisten Fällen spätestens ab dem Kleinkindalter unumgänglich. Und da beginnt der Spagat: Das Kind will in die Kita gebracht und nicht allzu spät wieder abgeholt werden, viele Arbeitgeber wünschen sich Flexibilität und Überstunden, wo sie anfallen – in vielen Branchen ist das unerschütterliche Realität und de facto kaum zu ändern. Home Office wird häufiger, aber längst nicht Usos in der Realität einer Working Mum. Und dann ist da noch der Haushalt und last but not least wir selbst mit unserem (legitimen) Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und Entspannung…

Win-Win für Unternehmen und Mitarbeiterinnen

My 2 Cents: Mehr Arbeitnehmer müssen reagieren und flexible Stellen schaffen, die zu den Bedürfnissen arbeitender Mütter passen. Im Gegenzug erhalten sie ein wirtschaftlich hoch effizientes Gut: hervorragend qualifizierte, motivierte Frauen, die nicht nur fachlich einiges auf dem Kasten, sondern vor allem ihre Softskills, wie Organisation und Empathie, durch die Kindererziehung perfektioniert haben. Einige Betriebe haben das bereits erkannt und beschäftigen Mütter auch in hohen Positionen.

Was denkt Ihr? Was läuft bereits gut und wo gibt es Nachholbedarf?

Optimistische Grüße,

Eure Single City Mama

Business, Baby! Wenn das Leben zum Spagat bittet…

Wie für die meisten Frauen mit kleinen Kindern war der Wiedereinstieg in den Beruf für mich etwas, vor dem ich nicht nur großen Respekt hatte, sondern auch ein bedeutsames Fragezeichen in meinem Kopf. Würde ich es schaffen, Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen? Oder würde – wie einige Freundinnen resigniert berichtet hatten – der stetige Zweifel an mir nagen, dass ich mit meinen To Dos nie (wieder) wirklich fertig werden könnte, immer etwas auf der Strecke bliebe – im schlimmsten Fall mein Kind? Und würde ich auf kollegialer Ebene den Ansprüchen gerecht werden können oder im Team trotz Uni-Abschlusses und mehrjähriger Berufserfahrung ab sofort immer „die Mutti“ sein, die bei einer laufenden Kindernase sofort einen Hechtspprung aus dem Büro machen würde?

Schließlich ist gerade die Kommunikationsbranche ebenso wenig für ihre geregelten Arbeitszeiten bekannt wie kleine Kinder für ihr unerschütterliches Immunsystem und eine halbe Stelle auf dem Papier bedeutet in den seltensten Fällen einen ruhenden Stift vor dem Nachmittag.

Und doch: So sehr ich die Elternzeit und ausgiebige Krabbelkränzchen genoss, so sehr freute ich mich darauf, wieder in meinen Beruf zurück zu kehren – zwar nicht als PR Managerin, sondern im Rahmen einer neuen Tätigkeit, die logistisch wesentlich praktikabler war, da um die Ecke, und mein Hobby zum Beruf machte: ich wurde Redakteurin.

Universal-Skills von der „School of Mama“

Ich liebe das Schreiben und mein Job fördert und fordert mich in jeder Hinsicht. Tagsüber schreibe ich für meine Kunden Artikel über alles, was die Corporate-Welt bewegt – von traumhaften Destinationen, über hyperkonvergente Netzwerke bis hin zu Finanzpolitik und Elektromobilität. Dabei muss ich neben einer flotten, themenübergreifend kompetenten Schreibe vor allem ein großes Organisationstalent an den Tag legen und komplexe Sachverhalte schnell erfassen – Moment, war da nicht was? Ähnliche Skills gehören schließlich nur Basis-Jobbeschreibung für das Leben mit Piranha (nur dass mein Arbeitgeber mich „MAMA“ nennt und Pampers-Größe 5+ trägt). Soll heißen: Als Mutter habe ich in vielerlei Hinsicht einiges dazu gelernt, was mir in der heutigen Arbeitswelt – und damit letztendlich vor allem meinen Kunden – zugute kommt.

Teilzeit – geteilte Zeit?

Auf dem Papier habe ich eine Teilzeit-Stelle, um mich nachmittags ganz dem kleinen Piranha widmen und seinen Bedürfnissen nach ausgiebigen Schmuseeinheiten und sozialem Kontakt gerecht werden zu können. Doch klappe ich tatsächlich um 14.00 Uhr den Laptop zu? Die Antwort ist „nein“. Wie in fast jedem Job gehört in meinem die „Extra-Meile“ zum Profil. Und das tue ich eigentlich gerne, da ich meinen Beruf von Herzen liebe. Doch wo die Grenze ziehen?

Abgrenzen und Freiräume schaffen

Nicht umsonst raten Psychologen zu „gesunder Abgrenzung“, um sich zwischen Word und Windeln nicht zu zerreißen. Schließlich braucht Mama auch mal eine Auszeit und damit Zeit, die Batterien wieder aufzutanken. Das Zauberwort heißt: Freiräume schaffen. Gerade als Single Mama ist das oft alles andere als einfach und es bedarf eines ziemlich gut funktionierenden Netzwerkes. Momentan genieße ich täglich eine halbe Stunde Luft zwischen meinem Job und dem Zeitpunkt, an dem ich den kleinen Piranha aus der Kita abhole. Ein mal in der Woche cruist unsere liebe Leihomi mit dem kleinen Piranha durch die Hood und ich gönne mir 2 x im Monat in einem benachbarten Spa eine Rückenmassage und anschließend einen riesengroßen Cappucino. Und mit einer Regelmäßigkeit, die ich ihm von Herzen danke, ist mein Vater abends als Babysitter zur Stelle, so dass ich mich mit Freunden treffen kann und zumindest rudimentär informiert bin, was in der Welt abseits des Pampers-Äquators vor sich geht.

Mein Fazit: Das Leben als Business-Mama mit kleinem Piranha ist oft ein Spagat, der an den Kräften zehrt und alles andere als rosig, aber einer der sich persönlich für mich lohnt und als Single Mama auch wirtschaftlich unumgänglich ist. Wie schafft Ihr den Ausgleich?

Sonnige Grüße zum Wochenende,

Eure Single City Mama

Working mum guilt

(Bild-Quelle)