Guten Morgen Ihr Lieben,
nachdem ich den kleinen Piranha heute überraschend früh und unzornig in die Kita gebracht hatte, beschloss ich den Tag mit einem externen Frühstück beim Bäcker zu beginnen.
Die letzten Tage waren vollgepackt, sommerlich schwül und unser Teamgrillen am Mittwoch war doch etwas Promille-reicher als geplant, entsprechend bin ich noch etwas etwas lädiert. Ein entschleunigter Morgen war mir sehr willkommen.
Kaum hatte ich mich mit meinem „Hamburger Frühstück“ gesetzt, spürte ich, dass mich ein alter Herr am Nebentisch mit seinen Blicken fixierte. Bitte sprich mich nicht an, dachte ich, und taxierte meine Lachsscheibe. Gerade als ich den ersten Bissen meines Brötchens genommen hatte, ging es los.
„Ist das alles Ihre Portion?“ fragte er, als wenn ich die ganze Auslage vor mir liegen hätte und nicht zwei Brötchen mit Lachs und Käse. Ich bejahte, bot ihm etwas an, aber der Mann ließ sich nicht beirren. „Wissen Sie, ich bin 86 Jahre alt…“ Es folgten Elaborationen über seine Zeit als Wachmann in der Gegend, gespickt mit Anekdoten über seinen Besuch beim Urologen („Wissen Sie, da müssen Sie hin, wenn die Leitungen undicht sind!“) und den köstlichen Pflaumenkuchen, den nur der hiesige Bäcker bietet, und der einen Fleck auf seinem Schritt hinterlassen hatte, den er hoffentlich wieder rausbekommen würde. Ah-ja.
Mein erster Impuls war, mich nach einem freundlichen Nicken einfach umzudrehen und meinen Gedanken nachzuhängen – was ja auch mein Plan gewesen war. Der Mann war offensichtlich schwerhörig, etwas verwirrt und ein Gespräch war mühselig. Doch dann sinnierte er „Das schlimmste ist die Einsamkeit“ und ich schämte mich für meine Gedanken. Die meisten seiner Freunde seien tot, er fühlte sich von der Stadt alleingelassen.
„Darf ich Ihnen ein Stück Pflaumenkuchen spendieren?“ fragte ich, aber der alte Herr lehnte ab. Die nächsten 15 min kommunizierten eine weitere, etwa 70-jährige Dame, der Herr und ich über das Drei-Tisch-Eck. Wir lächelten höflich über seine chauvinistischen Anekdoten und – was ihm eindeutig am wichtigsten war – hörten ihm zu. Schließlich verabschiedete ich mich ins Büro.
„Es gibt also auch noch nette Menschen“ hörte ich den alten Herrn sagen, als ich ging. „Es sind nicht alle so“.
Tja, da ging mein entspanntes Frühstück. Aber der Herr hatte einen geselligen Morgen und ein gutes Gefühl. Das war es wert.
Liebste Grüße und happy Friday von Eurer
Single City Mama