Angst erkannt, Angst gebannt!

Lieblingsmamas,

im Intro schreibe ich ja, das der Blog auch ein Ratgeber sein soll – allerdings habe ich oft gar nicht soviel Rat zu verteilen 😉

Dafür springe ich mal meinen Schatten und gewähre Euch einpaar sehr persönliche Einblicke – und das Wichtigste: Was ich daraus gelernt habe.

Na gut: Das Fazit vor weg. Man kann über Gefühle reden. Sogar Männer (also einige) können das richtig gut – und manchmal ist es selbst die Antwort, die das Ego gar nicht hören will, eine, die einen unglaublich befreit. Ich habe meinen allerersten Korb bekommen. Nicht, weil ich so eine unwiderstehliche Femme Fatale bin. Sondern weil ich mich das erste Mal weit genug aus meiner Comfort Zone gelehnt habe, um ihn entgegen zu nehmen.

Ein Korb muss gar nicht immer schlecht sein… (Bild: Pixabay)

Aber von Vorne. Fast auf den Tag genau vor drei Jahren habe ich jemanden kennengelernt. Ganz klassisch und retro bei einer Hochzeitsfeier.

Irgendwie passiert es mir relativ selten, dass ich jemanden treffe, der mir auf Anhieb gefällt, aber der besagte Mann (an dem Abend mein Tischnachbar) und ich waren uns sofort sympathisch und ich fand ihn gut und fand, dass er eine tolle Stimme hatte. Wir hatten einen superschönen, durchtanzten Abend. Und obwohl die Umstände absolut dagegen sprachen und ich irgendwie „vergaß“ zu erwähnen, dass ich Mama bin (Shame on me, aber es war ja „nur“ ein Flirt mit einem Fremden) ging mir der Kerl nicht aus dem Kopf. Ich war total begeistert.

Wir tauschten Kontaktdaten und mailten einpaar mal, aber relativ schnell war erstmal Funkstille. Nagut, dachte ich, bzw. nicht gut, aber Shit happens. Hatte ich mich halt verschätzt. Ich löschte den FB Kontakt und dachte nicht mehr oft daran, bis er mir einige Wochen später schrieb, dass er beruflich auf dem Weg nach Hamburg sei.

Um es kurz zu fassen: Wir trafen uns in großen Abständen immer mal wieder zum Kaffee oder Essen. Manchmal fragte er mich aus dem Nichts heraus so kurzfristig und indirekt, dass ich es ziemlich frech fand und schon aus Prinzip absagte. Aber: wenn wir uns sahen, war es immer nett, wir hatten uns viel zu erzählen, und ich fand ihn attraktiv und interessant. Selbst mein Bauchgefühl war total gespalten.

War da was? War da nichts? War das Schüchternheit? War das Platonik? Ich konnte es überhaupt nicht einordnen. Aber musste man da überhaupt ein Schild dranmachen? Ich googelte. Ernsthaft, das ist mir ehrlich peinlich, aber ich googelte. „Woran erkenne ich, dass mich jemand mehr als mag?“ PS: Das wäre vermutlich die Antwort gewesen…

Ich weiß nicht warum, aber ich dachte immer mal wieder an ihn. Er versuchte nie, mich zu küssen oder irgendwie anders die Initiative zu ergreifen, und ich hätte mich das auch niemals getraut. Also tat ich das, was man bzw. frau gerne tut: Ich ließ es einfach laufen. Was hat man bei einem Kaffee schon zu verlieren?

Trotzdem merkte ich, dass es mich in Phasen immer wieder intensiver beschäftigte. Ich datete auch andere Männer, aber der besagte Tänzer ging mir nicht aus dem Kopf. Vielleicht, weil es mir selten passiert, dass die Chemie so schnell stimmt? Oder vielleicht idealisierte ich das Kennenlernen? Ich kannte ihn ja eigentlich kaum und hatte keine Ahnung wie er so tickte. Bloß, dass ich ihn anziehend fand und interessant. Biochemie at its finest!

Nach einem – in meinen Augen – total schönem Date, etwa ein Dreiviertel Jahr später, hörte ich erstmal gar nichts mehr von ihm… Ich wurde anscheinend „geghostet“! Nunja, auch das soll passieren. Schade, aber nicht unüberwindbar. Und wieder versuchte ich es abzuhaken, wünschte ihm noch einmal vermeintlich erwachsen alles Gute und lebte mein Leben ohne den Kontakt weiter.

Aber wie das mit ungeklärten Dingen oft so ist, ging er mir immer noch nicht ganz aus dem Kopf. Es gab ja keinen Abschluss. Über ein Jahr später hatten wir wieder Kontakt, die Initiative ging mal von ihm und mal von mir aus. Es hätte alles oder es hätte nichts bedeuten können. Und mir fehlten einfach die Vergleichswerte, weil ich solche Situationen sonst immer sehr gerne vermeide. Normalerweise (gerade, wenn man in der gleichen Stadt wohnt) und sich kurz hintereinander einpaar mal trifft, merkt man ja ganz fix, ob da „mehr“ ist. Ach, es war kompliziert.

Wieder war es nett, aber es begann auch, sich komisch anzufühlen. Irgendwie schief. Ich merkte, dass ich unbewusst und ganz egoistisch Erwartungen entwickelte (Jetzt mach doch mal was! Küss mich einfach, damit wir merken, ob da was ist! Oder sag, dass Du eine Freundin hast oder jemand anderen toll findest! Irgendwas, was das Ganze hier mal entwirrt… dachte ich… und versteckte mich total bequem hinter diesem Gedanken. Lass den Mann mal machen 😉

Selbst zu fragen bzw. mich zu positionieren, wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Oh Gott, wie peinlich, sich nach all der Zeit einen Korb einzufangen bzw. mir eingestehen zu müssen, dass nicht jeder besondere Abend in längerfristiger Romantik endet bzw. Gefühle auch mal nicht erwidert werden. Schlimmstenfalls würde das ja so aussehen, als ob ich es richtig nötig hätte, einem One-Night-Flirt hinterherzujagen. Och neee, dann lieber schweigen und vage halten.

Ich hab auch schon einige Male einem Mann sagen müssen, dass ich ihn leider nicht SO mag, wie er mich, und es war gar nicht so schlimm. Manchmal ganz schnell, manchmal nach einigen Monaten Dating. Nicht schön, aber nie schlimm. Aber selbst eine Abfuhr zu kassieren? Oh nein! Hab ich was Doofes gesagt? Fand er mich nicht mehr attraktiv? Nicht charmant genug? Hab ich mir das Alles vielleicht nur eingebildet? Völlig verkopfte Überforderung. Und vor allem: ANGST!!!

Dieses WE, nach drei Jahren, ergab sich die Gelegenheit, dass ich beruflich bei ihm in der Stadt war. Wir trafen uns und es war nett, aber auch irgendwie krampfig. Ich war verunsicherter denn je, was ich empfinde, konnte an seinem Verhalten auch nicht wirklich Hinweise erkennen, dass er mich mehr als nett findet. Ich wusste aber beim allerbesten Willen auch nicht, wie ich es erfahren sollte. Ganz direkt zu fragen – dafür fühlte sich das plötzlich zu platonisch an. Leier nicht entspannt-platonisch. Oder einen Kuss riskieren und Gefahr zu laufen, zu hören „Du Sorry, aber so mag ich Dich doch nicht“? Nope, sooo mutig bin ich dann wirklich nicht. Allein der Gedanke war widersinnig.

Apropos: Mein erster Gedanke, als ich abends im Hotel war, war, dass ich mich richtig komisch fühlte, obwohl ich ihn als Mensch immer noch gerne mochte und nach wie vor attraktiv fand. Aber ich selbst fühlte mich in seiner Gegenwart nicht mehr authentisch, sondern unsicher und aufgesetzt – und hatte nicht das Gefühl, von meinem Gegenüber begehrt zu werden. Der Funke war irgendwie weg. Gleichzeitig – und das war die Crux – ahnte ich, dass einpaar Monate Abstand mich wieder verunsichern würden. Beim Einschlafen befand ich mich in einem Dilemma. Sollte ich aus falschem Stolz heraus den Kontakt einfach wortlos einschlafen lassen oder die Karten auf den Tisch legen?

Ich tat, was Frauen so gerne tun, und fragte eine gute Freundin. Sie riet mir, es anzusprechen. Der Mann hatte ja eine Bedeutung für mich und ich hatte nicht wirklich etwas zu verlieren – sondern eigentlich nur eine wichtige Lektion zu lernen. Indem ich meine Angst vor was auch immer konfrontierte und mir selbst und ihm eingestand, dass er mir etwas bedeutete, machte ich mich zwar verletzlich, aber bekam auch die Chance auf die längst überfällige Klärung. Nüchtern betrachtet kennen wir uns kaum und wohnen so weit weg von einander, so dass wir uns nie wiedersehen würden. Das Schlimmste, was passieren konnte, war also ein Korb und das war immer noch besser, als ewiges Kopfzerbrechen.

Also nahm ich all meinen Mut zusammen (es war für mich eine absolute Premiere! Ich habe so etwas noch nie, niemals getan! Entweder es hat sich ergeben, oder ich habe es gelassen!) und die Karten auf den Tisch gelegt. Ich schrieb ihm, dass ich ihn gern mag – mehr als platonisch- und dass wir ja beim nächsten mal persönlich darüber sprechen könnten. Ehrlich gesagt erwartete ich nicht, jemals wieder etwas von ihm zu hören. Aber ich hatte mir von der Seele gesprochen, was ich zu sagen hatte. Und konnte damit abschließen.

Das Gefühl, dass er ehrlich interessiert war, hatte ich schließlich nicht mehr gehabt, und die meisten Männer, die ich kenne, hätten bei einer direkten Nachfrage vermutlich die Flucht ergriffen. Auf’s Ghosting war ich vorbereitet.

Umso überraschter war ich, als ich heute eine Antwort bekam, die mich echt beeindruckte. Er hatte sich Mühe gegeben und mir ganz offen für meine Ehrlichkeit gedankt. Gleichzeitig sagte er, dass er gemerkt habe, dass er die Gefühle nicht erwidert. Total straight, ohne Floskeln.

Ich las die Nachricht im Zug und versuchte kurz zu spüren, wie es mir ging. Irgendwie gut. Überwiegend war ich meinem Date nämlich total dankbar für die menschliche Größe dieser Antwort – und – noch viel wichtiger, ich war so glücklich, zum allerersten Mal etwas riskiert zu haben, eine unglaublich tiefsitzende Angst überwunden und damit einen Abschluss bekommen zu haben. Beim nächsten Flirt wird das einfacher und ich warte nicht mehr so lang, bevor ich das Gespräch suche. Muss ja nicht immer der Holzhammer sein.

Hätte ich vielleicht einfach schon vor 2 1/2 Jahren den Mund aufmachen – und es da schon abhaken sollen? Vielleicht. Aber vielleicht hätte ich mich auch um diese wichtige Erfahrung gebracht. Viel wichtiger als der Korb war für mich die Erkenntnis, dass es überhaupt keine schlimme, sondern eine total respektvolle und wichtige Erfahrung war. Er schrieb mir von sich aus total nett und ehrlich, dass es ihm umgekehrt schon genauso ging mit Frauen, die er gut fand, und wir beide merkten, dass man einfach viel offener sprechen sollte. Und verabschiedeten uns nett.

Ihr Lieben, das ist mein Fazit für ein superspannendes, turbulentes 2019. Und mein Rat: Wenn Euch etwas oder jemand bewegt, sprecht es aus!!! Ich bin gespannt, was das Neue Jahr bringt, Auf jeden Fall werde ich ihm mutiger und bewusster begegnen.

Liebste Grüße,

Eure Single City Mama (die sich über einen Korb von einem Mann, den ich wirklich gut fand, freut. Was stimmt mit mir nicht??? Darüber grübele ich später nach 😉

Das leere Haus und der Schmetterlings-Friedhof

Lieblingsmamas,

es ist vollbracht.

Nach einem großen Kraftaufwand ist unser übergeräumiges Elternhaus entrümpelt und bald, nach der obligatorischen Renovierung, ist es bereit für den Einzug der neuen Mieter – einer jungen Familie mit drei kleinen „Piranhas“. Die letzten Tage hatten es nochmal richtig in sich. Es galt, unsere Zimmer auszusortieren und dabei relativ emotionslos zu entscheiden, was mit muss bzw. darf. Struktur reinbringen. Meine ganz große Stärke. Nicht!

Das leere Haus. (Bilder: Single City Mama privat)

In meinem Jugendzimmer türmte sich Teenie-Kram – von angebrochenen Oilily und Chippie-„Düften“, über Liebesbriefe bis hin zu einem Riesen-Foto von W., meiner ersten ganz, ganz großen und ebenso einseitigen Liebe. Obwohl – auch den Skilehrer H. habe ich sehr geliebt in seinem feuerroten Skianzug. Damals, mit 12. Nunja. Und meine Klassenkameraden C. und R., die aber alle Mädels ziemlich gut fanden.

Nagut. W., also der vierte Mann in meinem Leben, trat durch einen Sportverein in mein Herz (er war der Trainer, damals 22, und zum Glück, ebenso wie H. (damals 31) nicht so pervers, meine brennenden Gefühle zu erwidern!). Meine Hormone tanzten Samba.

Sidenote: Warum kann man eigentlich mit 14 wildfremde Männer sooo sehr und leidenschaftlich „lieben“ und 20 Jahre später gleicht der Bauch einem Schmetterlings-Friedhof, man ist vorsichtig und überängstlich bezüglich jedweger Gefühlsregung/Risikos? Nennen wir es „bindungs-skeptisch“.

Aber zurück zu W… Da in der Clique jeder von meiner Liebe wusste (und mich damit aufzog) gab es zum 14. Geburtstag ein großes Foto von W., selbstbewusst grinsend, im Ballraum, das meine Freundin Philine (Patentante des kleinen Piranhas) geschossen hatte. Natürlich mit der Ankündigung, dass es ein Geburtstagsgeschenk für mich sei.

Leider ist W’s Konterfei (mittlerweile wohnt er mit seiner Familie nur wenige Straßen entfernt und übt auf mich in etwa die Anziehung eines abgestandenen Hustensaftes aus) letzte Woche der Vor-Entrümpelung unserer Handwerker zum Opfer gefallen. After all this time. Shocker!

Viele der alten (also tatsächlich alt und nicht nur abgerockten) Möbel und Kleiderschränke hatte ich noch über eBay Kleinanzeigen verschenkt – und das allermeiste wurde zum Glück auch abgeholt. Unter den Abnehmern waren einige sehr nette Leute, die sich aufrichtig freuten – ein schönes Gefühl, nicht alle Habseligkeiten in die Tonne kloppen zu müssen.

Vorgestern Abend ging ich das Schlafzimmer meiner Mutter durch. Was eigentlich emotionaler sein sollte und ich lange vor mir her geschoben hatte, erledigte ich relativ routiniert und abgestumpft: Ich verstaute die meiste Kleidung in Beuteln für eine wohltätige Organisation und sortierte Taschen und Schmuck. Das allermeiste wird gespendet, was absolut im Sinne meiner Mutter wäre. Ich beschloss, ihr dafür einen riesengroßen Blumenstrauss zu bringen. Der kleine Piranha ergatterte noch ein bisschen Kram und Plüschtiere und nach etwa fünf Stunden waren wir fertig.

Kurz zögerte ich bei lang gehüteten Erinnerungen wie etwa unserer Milchzähne und Wunschzettel – aber ganz ehrlich? Wo soll das alles hin? Ich dachte an Aufräum-Queen Marie Condo, die gute Seele. Sparkte mein Milchzahn „Joy“? Nope. Negativ. Weg damit.

Das Fazit der Mammut-Entrümpelung: Ich werde mich nie wieder wundern, wenn mein Konto im Dispo ist. Und man muss viel öfter ausmisten. Materiell. Emotional. Ich glaube, ich muss mir die Tage noch mal Marie Condo bei einer Flasche Vino zu Gemüte führen.

Ich bin sehr froh, dass jetzt wieder ein bisschen Ruhe einkehrt. Die letzten Tage war ich so angespannt, dass auch der kleine Piranha Wind davon bekam – und selbst bockte und trotzte. Er rollte Klopapier-Rollen ab und beschimpfte mich unter anderem charmant als „drei Tonnen Müll“. Das Ganze gipfelte darin, dass er zusammen mit seinem Freund Talis auf dem Spielplatz Tauben mit Stöcken piesakte und Eddie, unseren Beagle, heilos mit seinem Trockenfutter überfütterte. Ted Bundy in the making?

Ich schimpfte laut, wütend und ziemlich verzweifelt mit den Jungs – warum sie Tiere quälen würden, und dass es überhaupt nicht lustig sei und der Piranha gleich ins Bett müsse und sämtliche Fernseh-Freuden bis auf Weiteres gestrichen würden. Abends schlief der Piranha in meinem Arm ein.

Die nächsten zwei Wochen werden wir es alles etwas entspannter angehen. Der kleine Piranha wird am Samstag zur Seepferdchen-Prüfung antreten, aber es sieht leider so aus, als müsse er noch einen Kurs dranhängen. Nicht schlimm – das Ergebnis soll ja auch halten, nämlich dass der Piranha sich sicher und ohne Angst (letztere ist für ihn ohnehin ein Fremdwort) im Wasser bewegt.

Letzten Samstag, als die ersten Kurskinder in der vorletzten Stunde bereits ihr Abzeichen erhielten und nur der Piranha und sein Freund Louis noch nicht dran waren, weinte er schon bitterlich. Ich überlegte, ihm die vermeintliche „Niederlage“ zu ersparen und die nächste Stunde einfach ausfallen zu lassen, aber Louis‘ Mama argumentierte, dass ja auch das – sollte es so sein – zum größer werden dazu gehört.

So sei es. Ich halte Euch auf dem Laufenden und wünsche Euch was, Ihr Lieben. Genießt den schmuddeligen Herbst!

Eure Single City Mama

Stolz und Vorurteil(e)

Lieblingsmamas,

ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist das Thema Gesundheit, Ernährung und Gewicht. Definitiv nicht, weil ich glaube, dass wir alle in Größe 38 umherflitzen und irgendwelchen medialen Photoshop-Idealen hinterherhechten sollten, sondern weil unser Ess- und Stressverhalten einen unfassbar großen Einfluss auf unsere Lebensqualität hat – und ein direkter Spiegel für das ist, was in uns vorgeht.

live-1003646_960_720

Bild: Pixabay

Seit ich denken kann, habe ich in irgendeiner Form mit meinem Gewicht zu tun. Ich war ein moppeliges Kind, ein übergewichtiger Teenie und verlor mit Anfang 20 gänzlich die Kontrolle. Was es nicht besser machte, war die Tatsache, dass die meisten Menschen in meinem Umfeld ein größeres Problem mit meinem Gewicht hatten, als ich selbst.

Meine Mutter war selbst sehr diszipliniert und sorgte sich. Entsprechend versuchte sie es zwar wohlmeinend, aber psychologisch fragwürdig, mit der harten Tour, mich zum abnehmen zu bewegen: „Dich will später keiner“, „Du verbaust Dir alles“.

Oft wurde mir mahnend zugetragen, dass viele Bekannte ihr Bedauern über meinen körperlichen Zustand bekundet hatten. „Du bist so ein hübsches Mädchen, es ist ein Jammer“,“ als wäre ich durch mein Gewicht in irgendeiner Weise defizitär und mein Lebenssinn bestünde darin, einen oberflächlichen Typen an Land zu ziehen. Man braucht wahrscheinlich nicht viel psychologische Kenntnisse, um zu wissen, dass diese Taktik nicht unbedingt erfolgversprechend war.

Ich blockte ab und nahm weiter zu. Gefühle verdrängte ich mit Essen. Als eine Mutter starb, eskalierte meine „Strategie“ gänzlich. Es war mir einfach egal. Ich wollte die Trauer nicht fühlen, ich scherte mich nicht um mein Gewicht und irgendwann nahm das Ganze wirklich bedenkliche Züge an, als ich mich richtig unwohl fühlte.

SSM_Weight

Zwei Bilder von mir, zwischen denen etwa 50 Kg liegen…

Also suchte ich mir ein medizinisches Programm, das auf eine Langzeitkombi aus Sport, Ernährung und Psychologie setzt und nahm ganz viel ab. Ihr könnt Euch das ähnlich zu einer Metamorphose eines Schmetterlings vorstellen. Ich wurde mit Komplimenten überhäuft, mir passten plötzlich schicke Klamotten, ich war eine Heldin der Nachbarschaft, ein beliebtes Flirtobjekt und fühlte mich körperlich sauwohl, was ich auch ausstrahlte. Auf Entwertung folgte Idealisierung.

„Happy End“, könnte man meinen, wenn ich denn stärker an den Gründen gearbeitet hätte, warum ich überhaupt Probleme mit meinem Gewicht gehabt hatte. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie man „normal“ mit Gefühlen umgeht, wie man Stress anders begegnen kann, als ihn runterzuschlucken, impulsiv zu verdrängen, und warum mich als Menschen so viel mehr ausmacht, als die Meinung anderer und eine Zahl auf der Waage.

Auch als ich deswegen eine Therapie machte (mit dem Gewicht sank auch meine Stressresilienz und sämtliche verdrängte Gefühle der Trauer flogen mir in Form von Panikattacken und Angstzuständen um die Ohren), fiel mir die Umsetzung in der Praxis denkbar schwer. In den kommenden Jahre kletterte mein Gewicht wieder hoch, ging wieder runter, kletterte hoch etc pp.

Zwar erreichte ich nie wieder die „schlimmsten Zeiten“, aber eine direkte Verbindung zwischen meiner emotionalen Verfassung und meinem Gewicht und Wohlbefinden blieb. Bei Stress nehme ich zu, dann irgendwann wieder ab etc. Ein Mittelweg ist schwierig, vor allem als Mama. Die Prioritäten verschieben sich, die Zeit, die uns für uns selbst bleibt, ist verschwindend gering. Oft brauchen wir einfach schnell Energie, Verzicht funktioniert meist nicht lange.

Trotzdem bin ich eine selbstbewusste, starke und erfolgreiche Frau. Trotz meiner Macken mag ich mich und versuche dem kleinen Piranha ebenfalls ein positives Selbstbild und Selbstvertrauen zu vermitteln.

Heute bekam ich eine Mail von Imke Krüger, Dreifach-Mama und Personal Trainerin, die mit Sei stolz auf Dich ein eigenes Fitness- und Ernährungsprogramm speziell für Mütter entwickelt hat. Warum wird sie Euch selbst bald hier im Blog berichten.

Ich werde Imkes Programm für Euch testen und Euch von meinen Erfahrungen berichten!

Liebste Grüße von Eurer

Single City Mama

 

 

 

Gefühle sind für Superhelden

Hallo meine Lieben,

so, nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub… ich wäre dann wieder soweit! Bei uns ist ganz schön was los gerade. Nachdem Baba-Opa, der kleine Piranha und ich Freitag Nacht in den heimatlichen Bahnhof eingelaufen waren, ging es für mich am Montag morgen mit dem Flieger zu unserem Kunden nach Düsseldorf.

composing-2925179_960_720

Hakuna Matata. Kein Stress ist auch keine Lösung. Oder doch? (Bild: Pixabay)

Just als Claus, mein Chef, und ich aus dem Meeting kamen und wieder aufbrechen wollten gen Flughafen, erhielt ich eine SMS von Baba-Opa, der an diesem Tag den Piranha hütete, dass der Hausarzt ihn wegen seiner extremen Schlappheit zum Aufpäppeln und Diagnostik ins Krankenhaus überwiesen hatte – er sollte Dienstag morgen „einrücken“.

Ich sorgte mich, allerdings klang Baba-Opa selbst ganz entspannt. Größere Sorgen als seine Gesundheit bereitete ihm offensichtlich die Tatsache, dass ein abgeranzter Koffer mit seinen Jugend-Dias beinahe der Entrümpelung zum Opfer gefallen war und schleunigst evakuiert werden müsste.

Gleichzeitig begannen die sanitären Umbauarbeiten bei uns im Haus. Der Schlagbohrer surrt seitdem Beethovens Neunte. Zum Glück geht es Baba-Opa schon deutlich besser und wir hoffen, ihn am Wochenende wieder bei uns zu haben.

Für den kleinen Piranha stand gestern Morgen die große U9 an. Größtenteils ist alles prima. Da sein gemaltes Strichmännchen über sämtliche Gliedmaßen verfügte und zumindest neutral-amüsiert dreinblickte, attestierte man ihm die künstlerische Begabung eines Sechsjährigen.

Mit stolz geschwellter Brust nahm ich die weiteren Diagnosen in Empfang: Eine uns bis dato unbekannte Kinderärztin informierte mich, dass der Piranha den Hörtest unterdurchschnittlich absolviert hatte und überwies uns an den HNO-Arzt.

Da der Piranha von jeher mit einem großen Haupt gesegnet ist (wie Mutter und Großmutter, denen ebenfalls kaum Hüte und Mützen passen), sollen wir zudem noch demnächst in der Kinder-Radiologie seinen Kopf ultraschallen lassen. WTF? Zwar bestehe per se kein Grund zur Sorge bzw. auch keinerlei neurologische Auffälligkeiten, aber sicher sei sicher, er sei schon sehr groß, meinte sie. Nun ja. Tatsächlich war ich – als bekennender Hypochonder – in dieser Sache wirklich entspannt. Wenn hier etwas in meinen Genen liegt, dann der Dickschädel.

Da ich mit dem Klemptner heute noch einiges besprechen musste, schaffte ich es mal wieder nicht, den Piranha pünktlich in die Kita zu bringen, was prompt eine Standpauke der Erzieher zur Folge hatte. „Es bricht mir das Herz, dass er dann den Morgenkreis verpasst“ erklärte mir Erzieher Leo* (so heißt er nicht wirklich, ätsch) unter Bezug auf den heiligen Gral der Kleinkind-Pädagogik (arammsammsamm) und zähneknirschend gelobte ich Besserung.

Meine Hoffnung, dass wir mit der Einschulung in die Vorschule im August unter anderem die Hamburger Baustellenlogistik umschiffen könnten (momentan kostet mich jede Strecke ca. 25 Minuten mit dem Auto), wurde je zerschlagen, da während unseres Urlaubs der zweite Ablehnungsbescheid einer nahegelegenen Grundschule eintrudelte. „Zu viele Anmeldungen, tut uns Leid, ab auf die Warteliste mit Euch“. Angry City Mama!

Ich fragte mich, ob es eventuell doch möglich sei, meinen Körper in viele kleine Stücke zu zerteilen und strategisch sinnvoll zu positionieren. Kommt Achtsamkeit vielleicht von Achtelung? Vorschläge werden gerne entgegen genommen.

Seit Monaten hatte ich mir vorgenommen, meine „Panikpillchen“, die ich seit 2,5 Jahren gegen die Angstzustände nehme, mal auszuschleichen. Zwar vertrage ich sie gut und bin angstfrei, aber immer Medikamente einzuwerfen, kann ja auch keine Lösung sein.

Dachte ich mir während der Urlaubs (natürlich) und reduzierte die Dosis. Ich war zwar darauf vorbereitet, dass mit sinkendem Serotonin-Spiegel das emotionale Spektrum deutlich größer wird, aber so langsam dämmert mir, dass es gerade in dieser Woche vermutlich keine allzu clevere Idee war. So ein kleiner innerer Schutzwall hat auch deutliche Vorteile. Gefühle sind nur was für echte Superhelden.

Aber ich taste mich mal aus meiner Komfortzone. Und übe mich in sinnvollem Stressmanagement. Sport und so. In der Theorie setze ich mal ein Häkchen dran.

Ich wünsch Euch was, Ihr Lieben.

Eure Single City Mama

Drachen, Vampire und ein gekränktes Mama-Ego

Uahhhh Happy Halloween, meine Lieben!

Die letzten Wochen waren wieder sehr turbulent, so dass ich kaum zum Schreiben gekommen bin. Was gab es Neues?

Gestern fand das alljährliche Kinder-Halloween statt! Ich liebe das und zelebriere Halloween in irgendeiner Form seit ich 15 bin (Grusel-Dinner, Spooky Parties in meiner Wohnung in München und jetzt eben rauschende Kiddie Soirées im Wohn- und Kinderzimmer – das Schlafzimmer brauchte ich, um vorher alles herein zu schieben).

SingleCityMama_Halloween

Am Samstag Abend waren meine Schwester (Tante Hu) und ich auf der Bday Party einer Freundin und hatten uns zu diesem Anlass schon als blutsaugende Fürstinnen der Finsternis entstellt.

Ich verwandelte mich zur Abwechslung mal in eine Blondine, was ich eigentlich ganz lustig und auch ein bisschen chic fand. Tatsächlich steht mir brünett aber wesentlich besser und ich glaube auch meine ohnehin schon trockenen, weil lockigen, Haare würden die Chemiekeule einer Blondierung nicht verkraften, ohne danach einem zerrupften Kehrbesen zu gleichen.

Gestern waren dann die kleinen Nasen dran. Es war wieder ein reges Treiben mit ca. 10 gruselig entstellten Freunden des kleinen Piranha-Drachen nebst Mamas, teilweise Papas, und vielen creepy Köstlichkeiten. Nicht, dass ich wüsste, wie toll sie geschmeckt haben, denn ich bin immer noch – und bis Mitte Dezember – im Fastenmodus.

Mein Mahlzeitenplan besteht derzeit aus fünf leckeren Eiweiß-Shakes (tatsächlich schmecken die gar nicht schlecht), aber so sehr ich mich über die purzelnden Kilos und wieder gewonnene Fitness freue – emotional fordert mich das Ganze ziemlich heraus.

Letztes Wochenende brach ich zum Beispiel unvermittelt in Tränen aus, nachdem mein Kind erklärte, dass er seine Tante mehr liebt als mich. Kinder eben, könnte man sagen, lächeln und winken, aber ich fühlte mich ohnehin nicht gut, war genervt, hungrig und das war die Spitze des Eisbergs. Undankbares Gör ;-). Kind und Tante guckten mich geschockt an und meine Schwester schimpfte, was bloß verkehrt mit mir sei, der kleine Piranha hatte mir doch nichts getan und war nun verstört ob meines desolaten Anblicks.

Natürlich hatte er mir nichts getan und natürlich ist Liebe bedingungslos – sollte sie zumindest sein – aber wie so oft im Leben, tun Dinge eben auch mal irrational weh, genauso wie manche Menschen uns nach kurzen Begegnungen ewig im Kopf herumspuken und wir uns fragen, warum. Die Gefühlsebene folgt bekanntlich meist keinen logischen Gesetzen.

Gespräche mit meinen Freundinnen ergaben, dass Kinder gern mal ihre Liebe unterschiedlich verteilen und das gar nichts mit dem Gesamtvolumen zu tun hat. Ist ja auch so. Ich liebe ja auch unterschiedliche Menschen auf unterschiedliche Weise.

Tatsächlich war ich sogar ganz froh, denn solche Situationen bereiten mich auch gut auf die Zeit nach dem Fasten vor, wenn es mir mal nicht gut geht und Schokolade einfach keine sonderlich konstruktive Option ist.

Auf der positiven Seite: Ich fühle mich wirklich gut, schlafe super, träume bunt, räume ein bisschen in meinem Kopf auf und gönne mir einpaar schöne Dinge wie Massagen oder einen Tag an der See. Insgesamt rocken wir den Alltagswahnsinn ganz souverän. Bis jetzt. Die Weihnachtszeit darf dann kommen – und ich werde nur noch von Nutella Crepes träumen…

Liebste Grüße,

von Eurer Single City Creepy Mama

 

 

Von der Angst zur Achtsamkeit

Post enthält Werbung ohne Auftrag

Lieblingsmamas,

ich hoffe, Ihr seid gut in den Herbst gekommen und friert Euch nicht genauso einen weg wie ich!

Da ich trotz guter Polsterung regelmäßig eine echte Frostbeule bin, habe ich mittlerweile den Wintermantel aus dem Schrank geholt und laufe mit Schal und Jacke mumifiziert durch den goldenen Oktober – der tatsächlich sehr, sehr schön ist!

SingleCityMama_Kastanien

Bastelstunde: Von rechts – Tante Hu, Beagle Eddie, der kleine Piranha, Baba-Opa und ich… unverkennbar 😉 (Bild: Single City Mama)

Die letzten Tage waren schön und ereignisreich. Wir haben viel gebastelt (diese zauberschönen Kastanienmännchen zum Beispiel und Holzboote, die wir in „Der Werkzeugkiste“ in Altona geschreinert haben).

Ich faste seit 2 Wochen (auch das trägt nicht gerade zur Wärmespeicherung meines Körpers bei), da ich die letzten Monate durch Stress und fiese Gewohnheiten einfach viel zu viel Zucker zu mir genommen hatte. Neben einigen Pfunden machte mich das vor allem schlapp und ziemlich lustlos, was mich vielmehr frustete als die beiden Kleidergrößen, die mich die Herren Ben und Jerry kosteten. Meh!

Ein Reset musste her und da ist er jetzt – der weitestgehende Verzicht auf Zucker und die 12-wöchige strenge Eiweißdiät, der einige Monate ausgewogener Ernährungsaufbau folgen. Ich mache das ganze wieder in einer Gruppe und nachdem es vor der Schwangerschaft für mich bereits sehr gut funktioniert hat, bin ich guter Dinge.

„Damals“, vor 6 Jahren, war die Ernährungsumstellung und die damit einhergehende Vitalisierung meines Körpers und Kleiderschrankes ein absolutes Highlight, das ich in vollen Zügen auskostete. Ich bekam sehr viele Komplimente für mein äußeres „Leuchten“ und hatte richtig Spaß am Planen meiner Mahlzeiten – und am shoppen.

Was ich damals nicht bedacht hatte: Von nichts kommt nichts. Und so lagen meinen „Pölsterchen“ natürlich nicht nur ein gesunder Appetit zu Grunde, sondern ernsthafte, sehr problematische Verdrängungs- und Bewältigungsmechanismen.

Mir fiel es zum Beispiel sehr schwer, Gefühle wahrzunehmen und einzuordnen bzw. mich gar mit ihnen auseinanderzusetzen (insbesondere die Trauer nach dem Tod meiner Mutter). Unbewusst hatte ich jahrzehntelang sehr viel mit Essen kompensiert, und war auch gar nicht unglücklich darüber, da es als Bewältigungsmechanismus für mich sehr gut funktionierte. Den Rest regelte die Verdrängung.

Als „Belohnung“ hatte ich zwar nach meinem Fastenprogramm eine tolle Figur und fühlte mich sehr wohl, aber der Wegfall von Nahrungsmitteln als „Gefühlsregulator“ führte dazu, dass mir mein weitestgehend ignoriertes Seelenleben mit Lichtgeschwindigkeit um die Ohren flog.

Gefühlt von heute auf morgen entwickelte ich Ängste, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich bin eigentlich ein fröhlicher, optimistischer Mensch, den relativ wenig erschüttern kann. Mein Unterbewusstsein sah das allerdings irgendwie anders und strafte meine emotionale Selbstvernachlässigung 2016 mit heftigen Panikattacken ab.

Mein Blutdruck stieg rapide an, mir wurde schwindelig und ich glaubte, jede Sekunde umzukippen. Die Angst, vor diesem Umkippen und vor der Panik als solcher, manifestierte sich in einem klassischen, fast permantenten „Angstschwindel“ und meine Gedanken kreisten fast ausschließlich um diesen Gedanken: „Gleich bist Du weg“.

Wer diesen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich damals nicht den Kopf in den Sand steckte. Der Piranha war gerade zwei Jahre alt, ich war alleinerziehend seit ich „alleine“ schwanger war und dementsprechend konnte ich gar nicht ausfallen oder mich irgendwie länger dem Alltag entziehen.

Nach zwei kurzen Krankenhausaufenthalten, während derer organische Ursachen ausgeschlossen wurden und eine Neurologin mir eröffnete, dass ich wohl an einer Angststörung litt (die Existenz letzterer war mir damals nicht mal bewusst gewesen!), begab ich mich in Therapie und begann mein Leben systematisch umzukrempeln.

Dabei war das Thema Figur erstmal nachrangig, sondern ich musste seelisch auf die Füße kommen, achtsamer leben, Stress reduzieren und auf meine Bedürfnisse hören und sie achten. Dazu gehörte es auch, ungesunde Freundschaften und Beziehungen zu kappen. Ihr kennt sie alle: Die so genannten „Toxic Friendships“, die Dich irgendwie mehr runterziehen, als dass sie Dir gut tun.

Auch medikamentös holte ich mir Hilfe, da der Leidensdruck alleinerziehend, arbeitend und mit der ständigen Angst im Nacken, jede Sekunde tot umzufallen, für mich nicht machbar war. Für nicht-Betroffene ist das verständlicherweise kaum nachvollziehbar, aber diese Zeit kam einem emotionalen Supergau gleich.

Zum Glück hatte ich ein sehr verständnisvolles Umfeld, eine Familie, die mich nach Kräften unterstützte, einen tollen Chef und kam vergleichsweise schnell wieder auf die Beine. Zwei Jahre später geht es mir wieder sehr gut und ich kann ehrlich sagen, dass ich wesentlich bewusster und achtsamer lebe. Die Panikattacken sind völlig weg, aber ich spüre relativ schnell, wenn ich an meine Grenzen komme.

SingleCityMama_Elbe

Wiebi-Zeit: Am Samstag sah ich mir mit einer Freundin das Musical „Mary Poppins“ am anderen Elbufer an. (Bild: Single City Mama)

Ich bin von Anfang an sehr offen mit der ganzen Thematik umgegangen und war erstaunt, wie viele Freunde und Bekannte sich wiederum mir gegenüber geöffnet haben, dass sie ähnliches erleben oder erlebt haben.

Heute ist das Thema Ernährung entsprechend für mich prioritär etwas anders gelagert. Klar freue ich mich, wenn meine schönen bunten Trenchcoats und Kleider bald wieder passen. Aber neben meiner langfristigen Gesundheit und Figur ist meine Hauptmotivation tatsächlich, für den kleinen Piranha ein einigermaßen gutes Vorbild in Sachen Ernährung und Gefühlsverarbeitung zu sein. Was bei mir schon in früher Kindheit diesbezüglich schief gelaufen ist, soll sich bei ihm nicht wiederholen.

Auch für mich selbst wird es eine lebenslange Aufgabe sein, nicht in alte Muster zu fallen und mein eigenes Wissen anzuwenden. Es ist manchmal so verdammt einfach, Gefühle und Bedürfnisse zu verdrängen, sie wegzuessen oder sich stattdessen in die Arbeit zu stürzen. Viele von Euch kennen das bestimmt in der einen oder anderen Weise. Beliebte „Verdränger“ sind neben Zucker auch Alkohol oder Arbeit.

Ansonsten versuche ich den Herbst mit meinem kleinen Piranha abwechslungsreich und bewusst zu erleben. Wir planen regelmäßig Aktivitäten (Basteln in der Holzwerkstatt, Äpfel ernten im Alten Land etc.) und ich genieße das Mamasein.

Ich hoffe dem ein oder anderen helfen diese sehr tiefen Einblicke und zeigen Euch, dass Ihr mit vielem nicht allein seid. Ein Universalrezept gibt es leider wie so oft nicht, aber wer sich Hilfe holt, ist oft schon ein großes Stück weiter. Es lohnt sich – und Ihr werdet mit einem Quantensprung an Lebensqualität am anderen Ende belohnt.

Liebste Grüße von

Eurer Single City Mama

Wutzwerg Inc

Lieblingsmamas,

der Piranha befindet sich aktuell wieder in einer Wachstumsphase. Die Klamotten passen zwar alle noch, aber das Gefühlsspektrum wird breiter. Neben herzigsten Liebesbekundungen („Mama, Du bist mein Held!“), kommt es auch regelmäßig zu Tobsuchtsanfällen. Der kleine Mann flucht wie ein Seemann („jetzt reicht`s mir aber auch mit Dir, Du böse Mama!“) und wäre es nicht pädagogisch vollkommen kontraproduktiv, würde ich jedesmal herzhaft mitlachen. Und kontern. „Netter Versuch, Du ehemalige Zelle meines Körpers“.

Laemanctus_serratus_-_Tiergarten_Schönbrunn_3

Der Grat zwischen „Gefühle ausleben“ und „auf Mamas Nase Samba tanzen“ ist bisweilen ein schmaler… (Bild: Tiergarten Schönbrunn)

Gestern war er nach einem Ausflugstag mit seinem Papa furchtbar ko und wollte sich im Kinderzimmer (wo zufällig das iPad stand) mit mir ausruhen. Da ich mich schon auf auf unserer riesigen Wohnzimmercouch ausgestreckt hatte, kuschelte ich den Piranha an mich und bat ihn, die Augen zuzumachen. Der kleine Piranha schimpfte wie ein Rohrspatz. Sein Zorn währte etwa 10 min, dann schief er anschließend zwei Stunden wie ein Stein. Ich blieb vollkommen ruhig und ließ ihn bocken (gelingt mir nicht immer). Negative Gefühle aushalten – etwas, das mir selbst nicht gerade leicht fällt – check!!

Heikler wird es, wenn viele Erziehungspositionen aufeinandertreffen. Während Baba-Opa zum Beispiel null Toleranz für Wutanfälle des kleinen Mannes hat, ist Tante Hu streng, aber sachlich. Als Mama-Tier bin ich am nachgiebigsten und anfälligsten für das Druckmittel „Klammerärmchen und Kulleraugen“. Eine Tatsache, die der Piranha schon für sich zu nutzen weiß. „Mama“ flüstert er abends verschwörerisch und schließt die Kinderzimmertür. „Darf ich den Schnuller haben?“

Der Königsweg? Ich glaube, es gibt ihn nicht. Ich möchte, dass der kleine Piranha lernt, mit allen Gefühlen gut umzugehen. Dass ist okay und wichtig ist, mal wütend und traurig zu sein. Er muss sich nicht ständig anpassen. Aber natürlich möchte ich auch nicht, dass er andere Leute bepöbelt oder einen Karren schiebt, nur weil ihm gerade da nach ist.

Momentan versuche ich meine Intervention situativ abzuwägen. Er ehrlich gesagt war ich gestern selbst viel zu ko, um mich aufzuregen. Ist auch mal schön 🙂

Liebste Grüße von Eurer

Single City Mama

 

Die Liebe – an und für sich

Lieblingsmamas,

seit ich mich in den vergangenen Jahren intensiver mit mir selbst und meiner seelischen Konstitution auseinander gesetzt habe, bin ich immer wieder über einen Begriff gestolpert: Selbstliebe. Psychologen, Therapeuten, Coaches und alle, die auf dem Gebiet irgendwie bewandert sind, sprechen immer wieder davon, wie wichtig eine gute Selbstfürsorge und die Liebe für sich selbst ist. Wie heisst es so schön – wenn ich mich selbst nicht liebe, wer soll es dann tun?

Selbstliebe

Nur, wenn ich mich selbst liebe, kann ich die Liebe auch weitergeben… (Bild: Fotolia)

Früher habe ich dem Thema kaum Aufmerksamkeit geschenkt – mit fatalen Folgen. Nicht, weil ich mich nicht mochte, sondern vielmehr, weil ich viel verdrängt habe. Funktionalität rangierte Jahrzehnte lang weit vor meinen eigenen Bedürfnissen – bis ich an einem Punkt angekommen war, an dem ich letztere gar nicht mehr gespürt habe. Süßigkeiten regulierten lange Zeit mein Seelenleben – bis ich massive Gewichtsprobleme bekam.

Meine Mutter, eine umheimlich strukturierte und zielstrebige Frau, verzweifelte an der Nachlässigkeit, die ich mir selbst gegenüber damit an den Tag legte. Ihre hübsche, intelligente Tochter, die von der Natur so viel geschenkt bekommen hatte, in einem übergewichtigen Körper, der in der Mainstream-Gesellschaft alles andere als erstrebenswert galt – das war grotesk und damit kam meine Mutter nicht klar.  Das Problem: Je mehr sie mich zum Abnehmen drängte und mir die drastischen Konsequenzen der Außenwirkung aufzeigte, desto trotziger wurde ich.

Als Teenager war ich deswegen traurig. Heute als Mutter kann ich sie besser verstehen – sie wollte mein Bestes und meinte – wie jede Mama – zu wissen, was das Beste ist. Sie liebte mich und war stolz auf mich, doch war gleichzeitig überzeugt: Eine schlanke Tochter würde es im Leben einfacher haben – erfolgreicher im Job und bei Männern sein, weniger Angriffsfläche bei Spottern bieten und gesünder leben.

Auch sie war in dieser Hinsicht ein Produkt ihrer Erziehung und meinem selbstzerstörerischen Handeln meinem Körper gegenüber fühlte sie sich hilflos. Trotzdem möchte ich es in diesem Punkt besser machen und dem kleinen Piranha von Anfang an ein gehöriges Maß an Selbstliebe und Bedingungslosigkeit mitgeben. Eine große Herausforderung und eine noch größere Verantwortung!

Heute bin ich viel reflektierter als noch vor vier Jahren. Mit einer großen Abnahme 2012 kam die Erkenntnis, dass ich mich schlanker zwar deutlich fitter und attraktiver fühlte und das auch ausstrahlte, doch meine Seele Schaden genommen hatte – und andere Themen an die Oberfläche kamen. Ein Schaden, der das System aufrecht erhalten würde, wenn ich nicht begann, achtsamer zu leben und mich mit verdrängten Gefühlen und Bedürfnissen auseinander zu setzen. Ein langwieriger Prozess, der alles andere als gradlinig war und ist.

Als die Panikattacken Mitte des letzten Jahres einsetzten, glaubte ich monatelang ernsthaft körperlich krank zu sein – obgleich ich mich zum ersten mal wirklich spürte. Eine drückende Brust, ein rasendes Herz – was ich spürte, war nicht schön, sondern machte mir Angst. Ich befürchtete zu sterben, wie meine Mutter gestorben war – und mein Kind zurücklassen zu müssen. Viele Gespräche und meine eigene Mutterschaft, doch auch genau diese Ängste, haben mich stärker gemacht.

Ich liebe mich selbst – auf eine gesunde, unnarzisstische Weise.

Ich mag meinen Körper, der mein Kind zur Welt gebracht hat und dessen Umfang ich selbst in der Hand habe – und ich vertraue ihm. Angst und Appetit sind Indikatoren, dass ich nicht gut für mich sorge – und einen Gang zurückschalten muss. Ich mag meine Freunde, deren Gesellschaft mir gut tut. Wenn mir etwas nicht gut tut – so genannte „Toxic Friendships“, die wohl jede kennt und einen nur runterziehen – distanziere ich mich.

Ich versuche trotz meines „wuseligen“, chaotischen Temperaments auf meine Grenzen zu achten und mein Leben zu entschleunigen. Der kleine Piranha und ich müssen nicht ständig on Tour sein, nicht mehrmals im Monat reisen, nicht jeden Tag Freunde treffen. Ich muss nicht alles sofort kaufen, was ich toll finde – und wie neulich schon angesprochen – die meisten Probleme lösen sich von allein.

Wenn ich merke, dass mein Limit erreicht ist, kommuniziere ich das – auch wenn ich in dem Moment andere vor den Kopf stoßen könnte. Ich rege mich weniger über Dinge auf, die ich ohnehin nicht ändern kann. Und meine Seele dankt es. Indem sie den Druck von meiner Brust nimmt, der mir solche Angst gemacht hat, dass ich mit Blaulicht ins Krankenhaus kam. Indem sie mir die Gelassenheit schenkt, die ich im Umgang mit meinem Trotz-Piranha momentan täglich brauche. Und indem sie mir meinen Optimismus wieder gibt.

Es ist schön so, wie es ist. Es ist „mein Weg“. Mit allen Höhen und Tiefen, allen Schwächen und allen Stärken.

Liebt Euch selbst, meine Lieben – Ihr seid es wert.

Eure Single City Mama

Wir fahren auf MuKiKu!

Die Freude im Hause Piranha ist groß. Vor 2 Wochen kam das Schreiben meiner Krankenkasse, der KKH, ins Haus geflattert. Nach nur 2 Tagen (!) Bearbeitungszeit meines Antrags gab der Gutachter seinen Segen: Unsere 3-wöchige Mutter-Kind-Kur (für Insider: MuKiKu) auf der Nordseeinsel Borkum wurde bewilligt. Vom 2. – 23. 11. schnuppern wir Seeluft – und ich freue mich einen riesengroßen Herbstast, das könnt Ihr mir glauben!

strand, strandhafer, sonnenuntergang am meer

3 Wochen die Seele baumeln lassen… (Bild: Wilm Ihlenfeld/Fotolia)

3 Wochen raus aus dem Alltag, raus aus meinen Ängsten, nur das Meer, der Strand, mein kleiner Piranha und ich. Und ein Team von Ärzten und Spezialisten, die mir dabei helfen werden, wieder ganz auf die Füße zu kommen. Die letzten Monate waren für meine Seele eine ganz schöne Achterbahnfahrt. Viele Altlasten und unverarbeitete Gefühle sind mir mit Lichtgeschwindigkeit um die Ohren geflogen und haben mich dazu gezwungen, mein Leben ordentlich zu überdenken und neu zu sortieren.

Zu viel Stress, belastende Konstellationen…kaum fängt man an, das eigene Leben mal etwas genauer auszuleuchten und liebgewonnene Verdrängungsmechanismen zu stoppen, tuen sich Baustellen auf, denen man am liebsten gleich wieder den Rücken kehren würde. LALALA und Münzen nachschmeissen im Karussel. Darf man aber nicht. Denn eines habe ich nach 3 Monaten Auseinandersetzung mit dem Thema Angst und Panik gelernt: Diese äußerst unangenehmen Emotionen sind ein perfider Liebesdienst unserer Psyche, der uns anschreit: ÄNDERE WAS! DAS FUNKTIONIERT SO NICHT UND MACHT DICH KAPUTT!

Doch wie so oft lassen sich diese Änderungen am besten in Angriff nehmen, wenn wir erstmal etwas Abstand gewinnen. Da das im Wahnsinn des Alltags nur bedingt möglich ist, gibt es Mutter-Kind-Kuren. Einen geschützten Raum für überlastete Mamas und Piranhas, in dem wir gesund werden können. Inne halten, in uns gehen, neue Strategien erlernen und anwenden und gestärkt und mit viel Kraft und Motivation in einen neuen Lebensabschnitt starten.

Ach, ich freue mich riesig! Und werde natürlich Bericht erstatten!

Eure Single City Mama

Mama mit Kante

Momentan ertappe ich mich oft dabei, wie ich versuche, meinen Ängsten etwas Positives abzugewinnen. Was mir in etwa so leicht fällt, wie einen Magen-Darm-Virus des Piranhas als heiteres Töpfchen-Schlagen zu zelebrieren. „Ich will, das alles so ist, wie vorher“ klage ich meiner Schwester regelmäßig mein Leid. Aber will ich das wirklich?

Smoking red hot chili pepper on black background

Mama on Fire: Nur wer mal brennt, kommt weiter… (Bild: rbadowski/Fotolia)

Soviel ist sicher: Irgendetwas scheint in meinem Leben grundsätzlich nicht besonders gut funktioniert zu haben, sonst wäre es nicht soweit gekommen. Aber mir ging es doch nicht schlecht, überlege ich. Klar habe ich einiges an Ärger in mich rein gefressen, wörtlich und symbolisch, und einen guten Draht zu meinen Gefühlen habe ich auch nicht. Aber das bin ich. Das war immer so. Dafür bin ich frei und stark und von niemandem abhängig, denke ich – das ist doch auch etwas wert.

Schließlich lief die Sache doch irgendwie immer rund. Zu rund vielleicht. „Du bist zu nett“, sagen meine Freunde und erst langsam dämmert mir, was sie meinen. „Oft weiß ich gar nicht, was Du wirklich denkst“, sagte mir neulich ein Kumpel und irgendwie fühlte sich das komisch an. „Da bist Du in guter Gesellschaft“, dachte ich und seufzte.

Denn gerade jetzt wo ich Mutter bin – Single Mama – und einem kleinen Menschen ein stabiles, gesundes Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen mit auf den Weg geben möchte, wird eine eigene Positionierung wichtiger als je zuvor. Die Fragen „Was will ich?“, „Was tut mir gar nicht gut?“ und „Bis wohin kann und will ich Kompromisse machen, um des lieben Friedens willen?“ werden wichtiger denn je. Schließlich haben all meine Entscheidungen heute nicht nur Auswirkungen auf mich, sondern auch auf den kleinen Piranha. Verlässlichkeit und vor allem Aufrichtigkeit sind längst wichtiger als glühende Komplimente und heiße Luft, die schnell abkühlt und einen schalen Dauergeschmack hinterlässt.

Denn die Wahrheit ist, je mehr wir täglich an Ärger und Enttäuschung in uns rein fressen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass alles irgendwann heraus kommt. Muss. Und das ist äußerst unbequem für mich, ungewohnt für mein Umfeld, aber auf lange Sicht durchaus heilsam.

Natürlich laufe ich jetzt nicht wie eine Furie auf High Heels durch die City, aber ich werde ehrlicher, direkter. Und unbequemer. Ich sage immer öfter genau das, was ich denke. Und dabei wird mir selbst zum ersten Mal bewusst, wo meine Grenzen liegen: Wenn jemand versucht, mich auszunutzen und meine momentane Schwäche zu seinem eigenen Vorteil nutzen will. Wenn Interesse oberflächlich, sporadisch, zweckgebunden ist oder in erster Linie dazu dient, das eigene Ego zu bedienen.  Aber vor allem: ich spüre mich. Das ist neu, aufregend, unbequem. Ich will, dass alles wird wie früher  – nur besser.

Denn nur wenn ich selbst mir meiner Werte und Wünsche bewusst bin, kann ich dem Piranha das auch vermitteln und ihn dabei unterstützen, seine eigenen zu finden.

Und da ich selbst natürlich alles andere als unfehlbar bin, muss ich selbst auch lernen, mit Kritik besser umzugehen. Schwächen zuzulassen und Gefühle zu akzeptieren.

Eure Single City Mama