Der Monet im weißen Kittel

Hachja Freunde, heute hatte ich einen Monet-Moment. Da ich in etwa so kunstbewandert wie sportbegeistert bin, könnte ich letzteren nicht von einer Farbmuster-Karte im Bauhaus unterscheiden, aber ich werde gleich erklären, was ich meine…

Ich war nämlich heute bei Dr. Rajjid. Dr. Rajjid ist ein attraktiver Endvierziger Facharzt mit fern-östlichem Einschlag, in den ich ein kleines bisschen verknallt war, seit ich vor 7 Jahren mal in einem Zimmerchen saß und auf eine Spritze wartete (jetzt dürft Ihr in die Popcorn-Tüte greifen).

ER stratzte strammen Weißhosen-Schrittes an meinem Kämmerlein vorbei, schaute kurz herein und fragte, ob ich zu ihm wolle. Ich hatte allerdings – ahnungslos, dass dieser Beau hier beschäftigt war – einen Termin bei seiner Kollegin gemacht. Er grinste schief, sagte kurz „schade“, zwinkerte und verließ für die nächsten 7 Jahre mein Bewusstsein.

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Aus McSteamy wurde McBoring… (Bild: Syda Productions/Fotolia)

Bis ich durch einen kosmischen Zufall heute einen Termin beim Großmeister des Gedanken-Kamasutras persönlich bekam. Und Dr. Rajjid das erste mal live erlebte…

Ihr ahnt was kommt… (Knurps-Moment!) Es war überhaupt vollkommen unspektakulär. Er war nett und kompetent, aber ohne das gewisse Etwas, das mich bei einem imaginären Chicken Masala Candle Light Dinner hatte dahin schmelzen lassen.

Nope. Ich verließ die Praxis so unaufgeregt wie ich gekommen war mit einem Rezept und der Erkenntnis: Manche Männer sind echte Monets. Auf den ersten Blick ziemlich beeindruckend, aber von Nahem ein ziemliches Durcheinander. Und andere, die auf den ersten Blick vielleicht eher wie eine Kinder-Kritzelei aussehen, können auf den zweiten Blick – und vielleicht erst beim Dessert – ziemlich spannend sein. Nein, Dr. Rajjid’s Mr. Right Potenzial war in etwa so viel heiße Luft, wie seine Sprechstundenhilfe mir in die Ohren geblasen hatte…

Die Moral von der Geschicht‘: Wenn Gerard Butler mich nach einem Date fragt, habe ich Kopfschmerzen.

Mit dieser unromantischen Anekdote entlasse ich Euch in den Dienstag Abend.

Eure Single City Mama

Freischwimmer

It’s something unpredictable

But in the end its right

I hope you had the time of your life

(Green Day, Good Riddance, 1997)

Als Billy Joe Armstrong und seine Kumpels diese Zeilen 1997 erstmalig zum Besten gaben, war ich 13 und liebte meinen Volleyballtrainer, der 8 Jahre älter war, irgendwas auf Lehramt studierte und den alle meine Freundin irgendwie doof fanden. Nennen wir ihn „Bob“ – der doofe Bob.

Das Leben war vergleichsweise einfach und die brennendste Frage „Liebt er mich auch?“ konnte ich allein ob des Altersunterschieds im Grunde meines verliebten Herzen mit einem sehnsuchtsvoll-geseufzten „nein“ beantworten – und das war auch gar nicht so schlimm, denn ich fühlte, was ich für „den doofen Bob“ fühlte, um des Fühlens willen und nie wieder in meinem Leben habe ich so einen Hormoncocktail erlebt – und auch das ist gar nicht so schlimm :D.

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Green Day – daaamals (Bild: Greendayauthority.com)

Freischwimmen von fremden Erwartungen

Erst Jahre später bin ich wieder auf diesen Song gestoßen und er gehört inzwischen zu jenen, die ich immer wieder gerne höre, weil auch die Lyrics (im Gegensatz zu aktuellen Smashhits à la „I took a pill in Ibiza“) eine tolle Botschaft übermitteln: Nämlich das Abenteuer des Lebens, das wir umarmen sollten – denn am Ende kommt es genau so, wie es kommen soll. Mit dieser inneren Einstellung lebt es sich wesentlich entspannter. Sich freimachen – freischwimmen – von Ängsten und Erwartungen, ebenso fiktiven wie absurden Industry-made Normen und unerreichbaren Idealen – auch und gerade in puncto Mamatum.

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Bild: Andrey Armyagov / Fotolia.com

Der psychologische „Gruß aus der Küche“

Damit nehmen wir den Druck von uns und anderen. Denn mal ehrlich, küchenpsychologisch betrachtet ist es doch so: Selbst wenn wir es uns manchmal noch so sehr wünschen, wir können gar nicht beeinflussen, was andere von uns denken. Es wird immer Menschen geben, die mit uns und unserem Äußeren, unserer Art die Dinge zu sehen, das Leben zu meistern und unsere Kinder zu erziehen, nicht zurecht kommen. Es wird immer Menschen geben, die wir einfach ein bisschen lieber mögen, als sie uns und vice versa. Und das ist auch vollkommen in Ordnung, denn im Grunde lernen wir in jeder Freundschaft und jeder wie auch immer gearteten Beziehung und Begegnung am meisten über uns selbst.

Alles, was wir tun können, ist uns zu überlegen, was wir für ein Mensch sein wollen. Was sind unsere Werte? Unsere Ideale? Was wollen wir unseren Kindern vermitteln? Diesen Überlegungen passen wir unser Handeln an.

Innere Gelassenheit bringt Souveränität

Das Tolle: Mit dieser inneren Gelassenheit treten die „richtigen“ Menschen in unser Leben, innere Ruhe macht sich breit wo früher Ängste und Unsicherheiten waren und wir werden im Umgang mit den Wehwehchen des Alltags wesentlich souveräner.

Eine Leben ohne Sorgen und Unsicherheiten? Laaangweilig – und völlig utopisch. Denn genau das Unperfekte macht uns zu Menschen und charmanten und interessanten Individuen. Aber ich glaube, Billy Joe hatte Recht:

It’s something unpredictable – but in the end it’s right – I hope you had the time of your life.

Sonnige Grüße,

Eure „Küch. Psych.“ Single City Mama

 

100 Weeks later – Memo an mich!

Facebook hat seit einigen Monaten eine wunderbare Funktion, die sich „An diesem Tag“ nennt. Am Wochenende blendete das Netzwerk mir dieses Foto ein, das wenige Tage vor der Geburt des kleinen Piranhas in unserem Starbucks entstand.

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Stolz und erschöpft lächelte ich hochsommerlich gewandet und hochschwanger in die Kamera während ein Mango Smoothie auf meinem großen, bunt bedeckten Kugelbauch parkte.

In meinem Bauch machte sich jemand startklar für ein Leben. Sein Leben. Mein Kind.

Meine Gefühle: Eine Mischung aus Angst – vor der Geburt und davor, (m)ein kleines Wesen in meiner chaotisch-tollpatschigen Art irgendwie kaputt machen zu können -, Neugier – wie würde mein kleines Kerlchen sein? Wie würde ich mich als Mama machen? Und wie würde sich mein Leben verändern, wenn er bald an meiner Seite sein würde? -, Erschöpfung – obwohl ich eine tiefenentspannte Schwangerschaft hatte und auch an seinem Stichtag noch bei Ikea stand und Glühbirnen shoppte (ich werde nie den Gesichtsausdruck der freundlichen Verkäuferin vergessen, als ich auf die Frage „Oh, wann ist es denn soweit?“ „Eigentlich heute“ antwortete) war ich körperlich erschöpft und mehr als bereit, meinen Piranha auf der Welt zu begrüßen. Aber vor allem: Unbändige Freude. In meinem Bauch machte sich jemand startklar für ein Leben. Sein Leben. Mein Kind.

Was ich der gespannten Bald-Mami von damals so gern sagen möchte und allen Mamas in spe mit auf den Weg geben will: Entspannt Euch! Euer Baby wird ein Teil von Euch sein und das meint die Natur im wahrsten Sinne des Wortes. Ratzfatz werdet Ihr Euch im Oxytocin-Rausch (Ihr erinnert Euch? Die Partydroge der Schöpfung ;-)?) mit Eurem Baby einspielen, Euren Rhythmus entwickeln, Euch eingrooven und vor allem einen untrüglichen Instinkt entwickeln, was Euch und Euren Würmchen gut tut.

Natürlich erwartet alle werdenden Mamis und Single Mamis insbesondere ein unschöner Berg von Bürokratie, für die keine Mama wirklich Zeit hat. Gelder müssen beantragt, die Vaterschaft anerkannt, die Anerkennung anerkannt (!!) („ja, der Kerl war’s wirklich, ich war dabei“ – das Einschreiben/Rückschein der Elternschaft), Unterhalts- und Sorgerechtsansprüche geklärt und unzählige Formulare ausgefüllt werden. Gefühle und Hormone scheinen Euch manchmal einen undankbaren Haufen Steine in den Weg legen zu wollen – und trotzdem wird es Euch gelingen, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Ihr seid intelligente, souveräne Frauen mit Löweninstinkt

Mein Tipp: Nutzt Euer Netzwerk! Gute Freunde und Familie sollte man unbedingt einspannen, wo es geht, damit Ihr auch ein bisschen Schlaf bekommt in der ersten Zeit. Aber auf eines müsst Ihr vertrauen: Ihr schafft das. Ihr seid intelligente, souveräne Frauen, denen Mutter Natur den Löweninstinkt in die Wiege gelegt hat.

Und wenn Euer Piranha da ist, werdet Ihr ein ganz neues Gefühl kennen lernen: zutiefst empfundene Dankbarkeit – für das größte Glück, das wunderbarste Geschenk und die innigste Liebe Eures Lebens.

Eure stolze Single City Mama