Die Liebe – an und für sich

Lieblingsmamas,

seit ich mich in den vergangenen Jahren intensiver mit mir selbst und meiner seelischen Konstitution auseinander gesetzt habe, bin ich immer wieder über einen Begriff gestolpert: Selbstliebe. Psychologen, Therapeuten, Coaches und alle, die auf dem Gebiet irgendwie bewandert sind, sprechen immer wieder davon, wie wichtig eine gute Selbstfürsorge und die Liebe für sich selbst ist. Wie heisst es so schön – wenn ich mich selbst nicht liebe, wer soll es dann tun?

Selbstliebe

Nur, wenn ich mich selbst liebe, kann ich die Liebe auch weitergeben… (Bild: Fotolia)

Früher habe ich dem Thema kaum Aufmerksamkeit geschenkt – mit fatalen Folgen. Nicht, weil ich mich nicht mochte, sondern vielmehr, weil ich viel verdrängt habe. Funktionalität rangierte Jahrzehnte lang weit vor meinen eigenen Bedürfnissen – bis ich an einem Punkt angekommen war, an dem ich letztere gar nicht mehr gespürt habe. Süßigkeiten regulierten lange Zeit mein Seelenleben – bis ich massive Gewichtsprobleme bekam.

Meine Mutter, eine umheimlich strukturierte und zielstrebige Frau, verzweifelte an der Nachlässigkeit, die ich mir selbst gegenüber damit an den Tag legte. Ihre hübsche, intelligente Tochter, die von der Natur so viel geschenkt bekommen hatte, in einem übergewichtigen Körper, der in der Mainstream-Gesellschaft alles andere als erstrebenswert galt – das war grotesk und damit kam meine Mutter nicht klar.  Das Problem: Je mehr sie mich zum Abnehmen drängte und mir die drastischen Konsequenzen der Außenwirkung aufzeigte, desto trotziger wurde ich.

Als Teenager war ich deswegen traurig. Heute als Mutter kann ich sie besser verstehen – sie wollte mein Bestes und meinte – wie jede Mama – zu wissen, was das Beste ist. Sie liebte mich und war stolz auf mich, doch war gleichzeitig überzeugt: Eine schlanke Tochter würde es im Leben einfacher haben – erfolgreicher im Job und bei Männern sein, weniger Angriffsfläche bei Spottern bieten und gesünder leben.

Auch sie war in dieser Hinsicht ein Produkt ihrer Erziehung und meinem selbstzerstörerischen Handeln meinem Körper gegenüber fühlte sie sich hilflos. Trotzdem möchte ich es in diesem Punkt besser machen und dem kleinen Piranha von Anfang an ein gehöriges Maß an Selbstliebe und Bedingungslosigkeit mitgeben. Eine große Herausforderung und eine noch größere Verantwortung!

Heute bin ich viel reflektierter als noch vor vier Jahren. Mit einer großen Abnahme 2012 kam die Erkenntnis, dass ich mich schlanker zwar deutlich fitter und attraktiver fühlte und das auch ausstrahlte, doch meine Seele Schaden genommen hatte – und andere Themen an die Oberfläche kamen. Ein Schaden, der das System aufrecht erhalten würde, wenn ich nicht begann, achtsamer zu leben und mich mit verdrängten Gefühlen und Bedürfnissen auseinander zu setzen. Ein langwieriger Prozess, der alles andere als gradlinig war und ist.

Als die Panikattacken Mitte des letzten Jahres einsetzten, glaubte ich monatelang ernsthaft körperlich krank zu sein – obgleich ich mich zum ersten mal wirklich spürte. Eine drückende Brust, ein rasendes Herz – was ich spürte, war nicht schön, sondern machte mir Angst. Ich befürchtete zu sterben, wie meine Mutter gestorben war – und mein Kind zurücklassen zu müssen. Viele Gespräche und meine eigene Mutterschaft, doch auch genau diese Ängste, haben mich stärker gemacht.

Ich liebe mich selbst – auf eine gesunde, unnarzisstische Weise.

Ich mag meinen Körper, der mein Kind zur Welt gebracht hat und dessen Umfang ich selbst in der Hand habe – und ich vertraue ihm. Angst und Appetit sind Indikatoren, dass ich nicht gut für mich sorge – und einen Gang zurückschalten muss. Ich mag meine Freunde, deren Gesellschaft mir gut tut. Wenn mir etwas nicht gut tut – so genannte „Toxic Friendships“, die wohl jede kennt und einen nur runterziehen – distanziere ich mich.

Ich versuche trotz meines „wuseligen“, chaotischen Temperaments auf meine Grenzen zu achten und mein Leben zu entschleunigen. Der kleine Piranha und ich müssen nicht ständig on Tour sein, nicht mehrmals im Monat reisen, nicht jeden Tag Freunde treffen. Ich muss nicht alles sofort kaufen, was ich toll finde – und wie neulich schon angesprochen – die meisten Probleme lösen sich von allein.

Wenn ich merke, dass mein Limit erreicht ist, kommuniziere ich das – auch wenn ich in dem Moment andere vor den Kopf stoßen könnte. Ich rege mich weniger über Dinge auf, die ich ohnehin nicht ändern kann. Und meine Seele dankt es. Indem sie den Druck von meiner Brust nimmt, der mir solche Angst gemacht hat, dass ich mit Blaulicht ins Krankenhaus kam. Indem sie mir die Gelassenheit schenkt, die ich im Umgang mit meinem Trotz-Piranha momentan täglich brauche. Und indem sie mir meinen Optimismus wieder gibt.

Es ist schön so, wie es ist. Es ist „mein Weg“. Mit allen Höhen und Tiefen, allen Schwächen und allen Stärken.

Liebt Euch selbst, meine Lieben – Ihr seid es wert.

Eure Single City Mama

„Mama Heia“: Wenn der Kreislauf streikt

Am vergangenen Samstag waren der kleine Piranha und ich wieder bei Hagenbecks unterwegs. Mit dabei: Unsere Freunde Susann und Joni. Die beiden Kleinen kennen sich quasi seit der ersten Stunde, da Susann und ich uns nach der Geburt das Zimmer im Krankenhaus teilten. Heute gehen die kleinen Nasen nicht nur in dieselbe Krippe, sondern sind auch beste Kumpels mit dem gleichen eigensinnigen Sinn für Humor, den nur Kleinkinder verstehen.

Warm sun on midday

Ein völlig verkorkster Samstag – und was ich daraus gelernt habe… (Bild: Jürgen Fälchle / Fotolia)

Man könnte meinen, dass unsere Tierpark-Besuche unter keinem guten Stern stehen, da nach dem Piranha-Jump in den Teich im vergangenen Monat dieser Besuch für mich im Rettungswagen und schließlich in der Notaufnahme des Agaplesion-Krankenhauses endete.

Was war passiert? Das Wetter war drückend heiß und ich hatte in der Vorwoche angefangen, ein blutdrucksenkendes Medikament zu nehmen. Anscheinend hatten zuviel Stress, Kaffee und Wein bei gleichzeitig viel zu wenig Bewegung in den Vormonaten dazu geführt, dass mein Blutdruck stark erhöht war und mit medikamentöser Unterstützung schleunigst wieder gesenkt werden sollte, um keine gesundheitlichen Folgen zu haben. Dass als Nebenwirkung des Medikaments Schwindel und Kreislaufprobleme auftreten können, hatte ich zwar gelesen, aber da ich noch nie in meinem Leben Kreislaufbeschwerden hatte, mir nichts weiter dabei gedacht. Bis letzten Samstag.

Kaum hatten wir nämlich das Eismeer verlassen, wurde mir ganz anders. Alles hallte um mich herum und ich glaubte, jede Sekunde das Bewusstsein zu verlieren. Mein Bauch krampfte sich zusammen, meine Beine wurden weich und die Angst lies meinen Puls nach oben schnellen. Sofort bat ich meine Freundin, einen Rettungswagen zu rufen und legte mich auf eine Bank. Der kleine Piranha wusste natürlich gar nicht, wie ihm geschah und weinte erstmal ängstlich um seine Mama.

Ein Mann, der mit seiner Familie im Zoo war und früher in einer Notrufzentrale gearbeitet hat, eilte gleich zu Hilfe. Er bot mir seine Trinkflasche an und redete mir mit einer unheimlichen Ruhe und Souveränität gut zu. Als die Sanitäter eintrafen, begleitete er Susann mit den beiden Kindern noch zum Bus. Meine Freundin hatte sofort angeboten, den kleinen Piranha mit zu sich nach Hause zu nehmen und über Nacht zu versorgen. Nachdem ich auf der Trage in den Wagen geschoben wurde, fand mein Sohn die pragmatische Erklärung „Mama macht jetzt Heia“ zum Glück auch ganz plausibel und hatte einen vergnüglichen Abend mit seinem Freund.

Gottseidank konnten im Laufe des Abends und der Nacht im Krankenhaus durch EKGs und Blutbilder alle schlimmen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgeschlossen werden und so verließ ich kurz nach Mitternacht mit gleich drei Erkenntnissen das Krankenhaus:

1.Familie und gute Freunde sind unbezahlbar: Ich bin meiner Schwester, die den ganzen Abend an meinem Bett saß und mich mit ihrem staubtrockenen Humor aufmunterte, unendlich dankbar. Genauso wie meiner Freundin Susann, die sich um den kleinen Piranha kümmerte und völlig selbstverständlich alles unmittelbar und mit ganz viel Besonnenheit organisierte. Meine Freundin Philine, die gleichzeitig Oles Patentante ist, kümmerte sich den ganzen Sonntag Nachmittag liebevoll um ihn und die wenigen engen Freunde, die Bescheid wussten, waren sofort mit lieben Worten zur Stelle.

2. Menschlichkeit ist in der heutigen Zeit, in der die Welt manchmal schnurstracks in Richtung Hölle zu fahren scheint, wichtiger denn je: Mein unbekannter Ersthelfer zögerte keine Sekunde, seinen eigenen Zoobesuch, der ihn auch viel Eintritt gekostet hat, zu unterbrechen, um uns zu helfen. Ich habe selten einen in einer Krisensituation so souveränen Menschen erlebt und bin ihm unwahrscheinlich dankbar.

3. Manchmal muss man bzw. Mama einfach mal runterfahren und innehalten: Ich bin von Natur aus sehr wuselig veranlagt und will, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, gleich alles und am liebsten sofort machen. Das schlägt sich leider meist weniger in einer grundsätzlichen Effizienz als vielmehr in einem Wiebi-immanenten Chaos nieder und das geht auf die Gesundheit. Das Leben einer Working Mama ist busy genug, ab und zu brauchen wir dann einfach drum herum ein Time Out und Freunde, die uns bremsen.

Langsam geht es mir wieder besser und mein Kreislauf hat sich weitestgehend stabilisiert, aber diese schönen wie mahnenden Erkenntnisse nehme ich direkt mit in meinen Mama-Alltag – die positive Seite eines völlig verkorksten Samstags.

Sonnige Grüße,

Eure Single City Mama

Mucca che guarda con uno sfondo di una prateria verde e un cielo azzurro

Die Moral von der Geschicht‘: Manchmal muss Mama einen Gang runterschalten… (Bild: oraziopuccio / Fotolia)