Das F-Wort (nicht das, was Ihr denkt!)

Lieblingsmamas,

immer wieder bin ich gerührt von der kindlich-unschuldigen Freundschaftsdefinition des kleinen Piranhas und seiner Kumpels. „Mama, ich habe heute einen neuen Freund gefunden“, verkündet er regelmäßig stolz, wenn er in der Kita mit einem „neuen“ Kind gespielt hat. Wurscht, dass er teilweise gar nicht weiß, wie das Kind heißt. Jemand, der nett ist und mit dem er gerne spielt, ist ein „Freund“.

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(Symbolbild: Unsplash)

Mit zunehmendem Alter wird diese Definition ein bisschen komplexer. Das musste auch der kleine Piranha erfahren, als er den etwas älteren Sohn einer Bekannten unschuldig fragte, ob er sein Freund sei und dieser – eigentlich total korrekt – entgegnete, dass ein gemeinsames Spiel noch keine Freundschaft begründet. Stimmt ja eigentlich – ein bisschen Exklusivität darf man als „Freund“ schließlich erwarten.

Dabei ist das Verständnis des kleinen Piranhas in Bezug auf das zarte Band der Zuneigung tiefgründiger, als ich zunächst dachte. Als wir Silvester im Kreise der Familie ein Partyspiel spielten, bei dem wir 2018 Revue passieren ließen, wurde der Piranha mit der Frage konfrontiert, wer sein Jahr 2018 besonders bereichert hatte.

„Dejan“ erklärte er mit vollem Herzen und meinte seinen engsten Kita-Kumpel. „Er war immer für mich da“. Wir alle waren sehr gerührt.

Mitten in den Vorbereitungen meiner eigenen Geburtstagsparty (whoop whoop!!) musste ich auch bei der Planung der Gästeliste neulich über das Wort Freundschaft nachdenken und wie sich der Kontext verändert.

Früher, in den Dino-Zeiten der Kindheit, gab es ein bis zwei „allerbeste“ Freundinnen, mit denen man ständig unterwegs war und über alles gequatscht hat. Aber oft verlief sich der Kontakt – mal mehr, mal  weniger schmerzhaft, ähnlich wie bei einer Trennung. Dann kam die Cliquen-Philosophie, die sich durch weite Teile der Schulzeit und des Studiums zog.

Und dann sind da die Menschen, die man eigentlich kaum kennt, aber bei denen einfach Chemie und Wellenlänge stimmen. Und die plötzlich wichtig werden. Und auch zum Mikrokosmos „Freundschaft“ gehören, gefühlt sogar mehr als andere, die man schon sein halbes Leben lang kennt. Apropos halbes Leben: Auch da gibt es Freundschaften, die heute immer noch bestehen, und die mir total nahestehen. Wir sind zusammen erwachsen geworden. Also so ein bisschen zumindest, auf dem Papier.

Was mir bei der Planung meines Geburtstags auffiel: Aus jedem Lebensabschnitt ist immer noch jemand in meinem Leben präsent. Kindergarten, Grundschule, Schule, Studium, Ausland, berufliche Stationen, Zufallsbekanntschaften, bei denen es einfach „geklickt“ hat – es ist ein schönes Gefühl, viele Menschen zu haben, die einem etwas bedeuten und vice versa.

Natürlich gibt es Abstufungen. Es gibt Menschen, die ich sehr gerne mag, mit denen ich aber einfach sehr selten spreche. Bei den meisten ist das ok. Wenn wir uns wiedersehen, knüpfen wir genau dort an, wo wir aufgehört haben. Grund für den seltenen Kontakt ist meistens, dass sich der Alltag durch unterschiedliche Lebensentwürfe und Entfernungen kaum überschneidet. Keiner nimmt es dem anderen übel.

Verunsicherungen gibt es eigentlich nur, wenn die Erwartungen unterschiedlich sind, sich einer mehr Verbindlichkeit oder Kontakt wünscht. Oder beim anderen Geschlecht: Wenn man einfach nicht weiß, woran man ist. Liebe, Freundschaft, eigentlich Liebe, aber noch mehr Angst, Freunde mit Vorzügen – wer blickt denn da noch durch? Und was darf man wo erwarten???

Dann stellt sich meiner küch. psych. Meinung nach immer die Frage, wie wichtig einem gerade dieser Mensch ist, und bis wohin es gesund ist, Kompromisse einzugehen (Stichwort: Selbstfürsorge). Andere ändern zu wollen ist schließlich müßig. Also lieber die Frage: Tut mir das gut? Und offen und möglichst vorwurfsfrei ansprechen. „Du, ich hätte mir eigentlich gewünscht, dass…“. Dann sind die Karten auf dem Tisch und der andere kann reagieren.

Dazu gibt es Freunde, die ich ganz regelmäßig sehe, und das ist toll – ich würde sie um nichts in der Welt missen wollen. Man ist immer up-to-date, was beim anderen gerade los ist, holt und gibt sich Rat und öffnet sich emotional total. Numerisch gesehen sind das natürlich die wenigsten, aber auch das ist total okay.

Aber es gibt auch Freundschaften, die sich wieder auseinander entwickeln. Ich finde, das ist auch total normal und gesund (meistens ist es ja ein beidseitiges Gefühl, wenn es nicht mehr so richtig „passt“), solange kein tieferer Groll dahintersteckt, der ausgesprochen werden sollte. Wir alle verändern uns schließlich. Das sieht man schon beim kleinen Piranha. Einige enge Freundschaften sind beständig, bei anderen verläuft sich der Kontakt, immer wieder kommen neue Menschen, Ansichten und Dynamiken dazu.

Nicht alles lässt sich rational erklären. Bei der Freundschaft ist ja wie bei der Liebe immer eine große unbekannte Variable dabei. Der eine Mensch ist total anders als man selbst und gerade deshalb total spannend. Oder tickt ganz ähnlich und ist dadurch ein guter Ratgeber, mit dem man viel lachen kann.

Ich freu mich schon total auf meinen Geburtstag. Von außen betrachtet wird es wirklich ein buntes Sammelsurium an Menschen, die mich aus ganz unterschiedlichen Stationen bzw. Situationen kennen. Mit meiner Freundin Sybille habe ich schon im Kindergarten den Ententanz getanzt, meine Freundin Tina kommt extra aus München angereist, um den Abend mit mir zu feiern. Meine Schwester, Tante Hu, die gleichzeitig meine beste Freundin und „Stimme der Vernunft“ ist, ist selbstredend am Start… und so viele liebe Leute mehr. Aber: Keiner ist zufällig auf der Liste gelandet. Alle bedeuten mir viel und ich bin froh, dass es sie gibt.

Ich bin gespannt, wie sich das Netz des kleinen Piranhas entwickelt. Wer sein Leben bereichert, wen er mir vorstellt, über wen wir uns vielleicht sogar streiten…

Schließlich zeigen ja unsere Freunde auch immer ein bisschen, wer wir selber sind. Ich bin stolz auf meine!

Liebste Grüße,

Eure Single City Mama

 

 

Stolz und Vorurteil

Hallo meine Lieben,

gestern habe ich es nach zwei stressigen Wochen im Job endlich mal wieder zum Salsa geschafft – und ich musste lachen. Ihr glaub nicht, wie viel Zwischenmenschliches sich im Tanzen widerspiegelt. Und wie viele unterschiedliche Charaktere dort zumindest zu einem kurzweiligen harmonischen Miteinander gezwungen werden. One, two, three… AUA.

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Liebe und Freundschaft sind ein Tanz nach einem ganz eigenen Rhythmus… (Bild: Fotolia)

Wie gewohnt forderte zu Beginn der Stunde jeder Mann eine „Lady“ auf. Nachdem wir die neue Figur geübt hatten, wurde rotiert. Die Männer zogen nach jedem Tanz eine Dame weiter. Und wie im Leben jenseits der Tanzfläche, zeigt sich hier ganz schnell, wer mit wem kann und wer nicht. Jeder hat seinen eigenen Stil, seine Stärken und Schwächen. Meistens spielt man sich schnell ein, man übersieht gerne Fehler und gibt sich dem Spaß der Sache hin.

Es gibt aber auch ganz verbissene Kandidaten und die fehlerfreien Pedanten, die den Fehler erstmal beim Gegenüber suchen. „Du lässt mir keine Chance zu führen und bist viel zu schnell“ maulte mich ein Herr gestern direkt nach unserem kurzen Tanz an. Ich war perplex, da wir gar nicht groß gepatzt hatten und ich mir dachte „dann dreh dich doch schneller mit statt mich anzumaulen, Du Depp“. Mit der Botschaft hatte er sicher Recht, da es mir tatsächlich nicht so leicht fällt, mich fallen zu lassen und für konstruktive Kritik wäre ich dankbar gewesen.

Was mich ärgerte war die Tonalität und der Vorwurf in seiner Stimme: Es passt nicht – Du bist Schuld. Als wir das nächste Mal zusammen tanzten, wurde er noch unwirscher und attestierte mir impliziert grobe Tollpatschigkeit „Du hast wieder… Ach was solls…“. Da es mit allen anderen anwesenden Tänzern prima klappte, lächelte ich nur, dachte mir meinen Teil und kam zu dem Schluss, dass das Tanzen – wie alles andere Zwischenmenschliche – eine Frage der Chemie ist. Es passt – oder es passt nicht.

Was mir Anfang der Woche beim Wiedersehen mit einem Freund schon klar wurde: Wenn die Chemie passt, ist es auch völlig wurscht, wie oft man sich sieht oder wie lange man sich kennt. Man fühlt sich einfach total wohl und spielt sich schnell aufeinander ein. Fließend und schön.

Im Umkehrschluss zeigte mir die Salsa-Stunde gestern: Wenn es nicht passt, muss man einfach weitertanzen und keinen Gedanken mehr daran verschwenden – vor allem sollte man sich selbst nicht über die normale Reflektion hinaus hinterfragen. Das ist Selbstrespekt, der gerade uns Frauen manchmal fehlt. Das fängt schon bei einem Klassiker an: Der Mann verhält sich sonderbar – die Frau ist schuld. Sie ist halt nicht „die Richtige“, für die der Mann sich anders verhalten würde. Wenn ich im Freundeskreis solche Sprüche höre, drehe ich regelmäßig mit den Augen. Es ist so ein uraltes Klischee, das aber fest in vielen Köpfen verankert ist. Und das Schlimme: viele meiner Freundinnen denken genauso – dass sie etwas falsch machen oder nicht gut genug sind, so wie sie sind. Bullshit! Liebe und Freundschaft sind immer ein Tanz, nach einem ganz eigenen Rhythmus. Auf die Kompatibilität der Schritte kommt es an, nicht auf die Perfektion des Einzelnen.

Ich glaube, selbst der kleine Piranha hat schon einen natürlichen Radar für die Kinder, die er mag und die, die er lieber meidet bzw. mit denen er nichts im Sinn hat. Ich hoffe, dass ich ihm die Souveränität mit auf den Weg gebe, zu seinen Stärken und Schwächen zu stehen und seine Zeit mit Menschen zu verbringen, die ihn optimal ergänzen.

Liebste Grüße von Eurer Single City Mama