Octoranha

Alarm im Kinderzimmer: Der kleine Piranha hat seinen Aktionsradius in den letzten Wochen enorm erweitert und kommt gefühlt überall ran. Heute morgen erwischte ich ihn gerade noch dabei, wie er sich den Adventskalender von der Fensterbank gekrallt hatte, um genüsslich einen weiteren „Ball“ (Kinder Schokobon) zu verspeisen.

Cute octopus cartoon

Octoranha in seinem Element 😉 (Bild: hermandesign2015 / Fotolia)

Mehr Sorge bereiten mir allerdings sämtliche Gegenstände, die definitiv nicht in die Hände, geschweige denn hinter die Kiemen des kleinen Piranhas gehören, wie Scheren, Tabletten oder Weinflaschen. Entsprechende Umsicht ist jetzt gefragt, was einer Chaosbiene wie mir gar nicht immer so leicht fällt.

Doch mit dem Tentakeltum des Piranhas einher geht auch eine unglaubliche Wach- und Klarheit, die mich jeden Tag wieder rührt und stolz macht. Inzwischen kann er ganz genau (und lautstark) benennen, was er möchte und nicht möchte. Möchte er „Maus gucken“ (Tom & Jerry, da kann ich zumindest mitreden, ha!) fletzt er sich genüsslich aufs Sofa wie ein alter Hase / Pascha (Memo an mich: Frauenbild nachdrücklich modernisieren) und alles, was er nicht will (und das ist in der Bockphase so einiges!) wird mit einem energischen „möchte nicht“ + grammatikalisch undefinierte Tätigkeitsbeschreibung kommentiert.

Banales Fazit: Die kleinen Nasen werden so schnell groß. Bald werden wir richtige Gespräche führen und das heitere Erklärbärentum beginnt. Ich muss mir noch eine Pauschalantwort überlegen, die a.) möglichst wenig Chuck Norris beinhaltet und b.) der Plausibilitätsprüfung standhält, die oft erschreckend scharfsinnig ist.

Denn eines habe ich auch mittlerweile gelernt: Ein Piranha vergisst nie.

Euch ein wunderschönes Wochenende,

Eure Single City Mama

Wedding plus One

Wedding-Season! Gerade war ich wieder auf den Hochzeiten zweier lieber Freundinnen. Stopp, neulich waren WIR auf zwei Hochzeiten. Denn der kleine Piranha war explizit mit eingeladen. Meine Freundin Swenja und ihr Mann Kjong-Il feierten im Juli eine romantische Hochzeit am Ufer des Starnberger Sees in der Nähe von München und wir wollten es uns natürlich nicht nehmen lassen, diesen Tag mit ihnen zu feiern. Und letztes Wochenende gaben sich meine Freundin Navina und ihr Mann Micha auf der Sonneninsel Usedom das kirchliche Ja-Wort – bei strahlendstem Sonnenschein mit wunderschöner Kulisse.

Da Swenni und Kjong-Il seit vergangenem Jahr einen kleinen Sohn, den süßen Eric, und jeweils große Familien- und Freundes-Clans im Rücken haben, ahnte ich, dass die Hochzeit ein kinderreiches Fest werden würde und kleidete den Piranha entsprechend für seine erste größere Festivität ein.

two red balloons

1 1/2 Hochzeitsgäste und eine Tortenschlacht… Bild: Konstantin Yuganov / Fotolia

Was ich nicht ahnte, als ich ordentlich seinen blonden Wuschelkopf scheitelte und mit angelecktem Zeigefinger Marmeladenreste aus seinen Mundwickeln kratzte, war der Kraftakt, den mein 2-jähriges Date in unmittelbarer Seenähe bedeuten würde…

Denn anders als die meisten anderen Kinder hatte der kleine Piranha wenig Toleranz für Violinenklänge, verlor just während der Trauung seine Affinität für klebrige Fruchtriegel und fand den Starnberger See mindestens so spannend wie die Hochzeitstorte mit Zuckerguß, der sich so herrlich in die Polster und feinen Stoffe der Hochzeitsgesellschaft einarbeiten ließ. Vom schmackhaften Terrassen-Kiesel ganz zu schweigen.

Kurzum: Statt mit neuen Gesichtern zu socialisen führte ich mein Kind krampfig-lächelnd am Kragen, entschuldigte mich reihum und überwältigte ihn bei seinem destruktiven Vorhaben, die Steine der Seeblick-Terrasse zu verzehren und die köstliche Hochzeitstorte wahlweise zu inhalieren oder in der Gegend herum zu schleudern.

Als die Kaffeezeit sich dem Ende entgegen neigte, schnappte ich aufatmend meinen Piranha und fuhr ihn schnurstracks zurück nach München, wo er bei meiner Freundin Sabrina die Nacht verbrachte. Das schlechte Gewissen packte mich erst, als ich 1 1/2 Stunden später alleine an der festlich gedeckten Tafel Platz nahm, wo es vor Kindern und Babyphonen nur so wimmelte und ich als gefühlt (vielleicht sogar real) einziger Single mit Ausnahme des mir gegenüber platzierten Hochzeitsfotografen Platz nahm – und mein Kind, für das extra ein Hochstuhl nebst Tischkärtchen bereit stand, schmerzlich vermisste.

Bei Navinas Hochzeit entfiel die Option eines Babysitters und so war der kleine Piranha den ganzen Tag an meiner Seite. Mit Stolz geschwellter Brust nahm ich von allen Seiten Komplimente für mein freundliches, sonniges Kind entgegen und war gleichermaßen in höchster Alarmstufe. Der kleine Piranha wollte nämlich partout nicht still sitzen und hatte nach der köstlichen Torte ein solches Adrenalin-Level erreicht, dass er nicht mehr zu bändigen war. Wir rasten Stund um Stund um das Hotel, treppauf, treppab und als ich fahrlässigerweise spätabends noch mal meinen Blutdruck maß, war dieser so entgleist, dass ich mich nur schwer wieder beruhigen konnte.

Hochzeiten sind für Singles immer eine heikle Angelegenheit. Auf der einen Seite eine tolle Gelegenheit, schöne Feste zu feiern, sich in Schale zu schmeißen und neue, spannende Menschen kennen zu lernen. Ich hatte unheimlich nette Tischnachbarn und insgesamt wirklich launige Feiern. Auf der anderen Seite führte es mir die Alleinigkeit meines Singledaseins und das Unvermögen, in Gegenwart meines höchstaktiven Kleinkindes eine entspannte Zeit zu haben bzw. es an der Hand eines weiteren Erziehungsberechtigten bocken zu lassen, direkt vor Augen.

Die Crux ist die: Meistens bin ich gerne Single. Ich kann machen, was ich will, wann ich will, stehe fest auf meinen eigenen zwei Beinen und bin nichts und niemandem Rechenschaft schuldig. Der kleine Piranha und ich sind ein Dreamteam, wir haben eine tolle Kleinfamilie im Nacken.“Läuft bei uns“, könnte man sagen, mit den üblichen Ups and Downs, die der Alltag mit sich bringt.

Den Mann, der mit mir so kompatibel ist, um mein Singledasein längerfristig zu quittieren und zu patchworken, habe ich schlicht und ergreifend noch nicht getroffen und so scheint es mir, dass ich gar nicht so viel verpasse…

Doch als in Starnberg das rührende Hochzeitsvideo hinterlegt mit Brandi Carlisles „The Story“ abspielte, Pärchen sich beziehungsdauer-übergreifend glücklich anstrahlten und eine liebevolle Hand wahlweise auf kindliche Köpfe oder tischmittig platzierte Babyphone platzierten, kam doch ein Seufzmoment: „Wär schon schee“.

Die Moral von der Geschicht: Hochzeiten sind und bleiben vorerst ein zweischneidiges Tortenmesser. Trotz meines Sehnsuchtsmoments war der kleine Piranha abends besser selig-schlummernd bei meiner Freundin aufgehoben, als an der Hochzeitstafel – die durch die ganzen Bälger ohnehin völlig überfüllt war – Scherz 😉 – und ich konnte wesentlich entspannter mein Weinchen schlürfen als es mit einem Essen-schmeißenden Kleinkind der Fall gewesen wäre…

Eure Single City Mama

Hilfe, mein Kind ist bockig!

Jaja, die Abgrenzungsphase. Der kleine Piranha schreit nach Autonomie und ist doch erbost, wenn nicht alles nach seiner frechen Schnute geht. Ein völlig normales „Ich wachse und bin total selbstständig, in your face Mama! Ach nee, wart‘ mal, MAMA ARM“-Phänomen, mit dem der kleine Piranha mich und seine Umwelt momentan bisweilen an den Rande des Wahnsinns befördert.

Ziegenbcken

Vom kleinen Piranha, der mal ein Ziegenbock werden wollte… (Bild: inapod/Fotolia)

In der Kita werden die kleinen Böckchen und Spielzeug-Kleptomanen nach antisozialen Manövern direkt aus der „Spielsituation“ genommen und thronen dann für eine Weile im roten Hochstuhl, bis sie sich besonnen haben. Konsequent und erfolgreich, so scheint es.

Zu Hause ist das gar nicht so einfach umzusetzen. Unsere Treppe ist alles andere als „still“ und wenn der Piranha mit dreckigster Kleinkindlache mir an den Haaren zieht, mich beisst oder mit wutverzerrtem Gesichtchen ausgestreckt vor seinem Schaukelpferd „Agamemnon“ liegt und theatralisch „AUAAA“ schreit, fühle ich mich manchmal hilflos oder muss lachen, was den kleinen Griesgram noch wütender macht.

Lautes Gemecker meinerseits wirkt meistens als Verstärker und der Piranha freut sich umso ekstatischer ob seiner perfiden Schandtat. Und in seinem Zimmer möchte er – seit er Türen öffnen kann – partout nicht bleiben.

Auch sein geliebter „Null-Null“ ist ein heiß umkämpftes Delicti. Mittlerweile hat Opa ihn soweit erzogen, dass der kleine Piranha bei der Begrüßung seinen Schnuller freiwillig übergibt, nur meistens um ihn direkt im Anschluss lautstark zurück zu fordern. Und nach kurzem Kriegsgeheul sind auch die konsequentesten Zeitgenossen, zu denen meine Schwester gehört, mit den Nerven am Ende und übergeben widerwillig den erlösenden Stöpsel.

Die Moral von der Geschicht: Wahrscheinlich wird das Gebocke des kleinen Ziegranhas entwicklungsbedingt noch eine Weile so weitergehen. Aber Tipps, wie ich möglichst souverän Herrin der Lage werden kann, sind immer willkommen.

Hochsommerliche Grüße,

Eure Single City Mama