Wedding-Season! Gerade war ich wieder auf den Hochzeiten zweier lieber Freundinnen. Stopp, neulich waren WIR auf zwei Hochzeiten. Denn der kleine Piranha war explizit mit eingeladen. Meine Freundin Swenja und ihr Mann Kjong-Il feierten im Juli eine romantische Hochzeit am Ufer des Starnberger Sees in der Nähe von München und wir wollten es uns natürlich nicht nehmen lassen, diesen Tag mit ihnen zu feiern. Und letztes Wochenende gaben sich meine Freundin Navina und ihr Mann Micha auf der Sonneninsel Usedom das kirchliche Ja-Wort – bei strahlendstem Sonnenschein mit wunderschöner Kulisse.
Da Swenni und Kjong-Il seit vergangenem Jahr einen kleinen Sohn, den süßen Eric, und jeweils große Familien- und Freundes-Clans im Rücken haben, ahnte ich, dass die Hochzeit ein kinderreiches Fest werden würde und kleidete den Piranha entsprechend für seine erste größere Festivität ein.

1 1/2 Hochzeitsgäste und eine Tortenschlacht… Bild: Konstantin Yuganov / Fotolia
Was ich nicht ahnte, als ich ordentlich seinen blonden Wuschelkopf scheitelte und mit angelecktem Zeigefinger Marmeladenreste aus seinen Mundwickeln kratzte, war der Kraftakt, den mein 2-jähriges Date in unmittelbarer Seenähe bedeuten würde…
Denn anders als die meisten anderen Kinder hatte der kleine Piranha wenig Toleranz für Violinenklänge, verlor just während der Trauung seine Affinität für klebrige Fruchtriegel und fand den Starnberger See mindestens so spannend wie die Hochzeitstorte mit Zuckerguß, der sich so herrlich in die Polster und feinen Stoffe der Hochzeitsgesellschaft einarbeiten ließ. Vom schmackhaften Terrassen-Kiesel ganz zu schweigen.
Kurzum: Statt mit neuen Gesichtern zu socialisen führte ich mein Kind krampfig-lächelnd am Kragen, entschuldigte mich reihum und überwältigte ihn bei seinem destruktiven Vorhaben, die Steine der Seeblick-Terrasse zu verzehren und die köstliche Hochzeitstorte wahlweise zu inhalieren oder in der Gegend herum zu schleudern.
Als die Kaffeezeit sich dem Ende entgegen neigte, schnappte ich aufatmend meinen Piranha und fuhr ihn schnurstracks zurück nach München, wo er bei meiner Freundin Sabrina die Nacht verbrachte. Das schlechte Gewissen packte mich erst, als ich 1 1/2 Stunden später alleine an der festlich gedeckten Tafel Platz nahm, wo es vor Kindern und Babyphonen nur so wimmelte und ich als gefühlt (vielleicht sogar real) einziger Single mit Ausnahme des mir gegenüber platzierten Hochzeitsfotografen Platz nahm – und mein Kind, für das extra ein Hochstuhl nebst Tischkärtchen bereit stand, schmerzlich vermisste.
Bei Navinas Hochzeit entfiel die Option eines Babysitters und so war der kleine Piranha den ganzen Tag an meiner Seite. Mit Stolz geschwellter Brust nahm ich von allen Seiten Komplimente für mein freundliches, sonniges Kind entgegen und war gleichermaßen in höchster Alarmstufe. Der kleine Piranha wollte nämlich partout nicht still sitzen und hatte nach der köstlichen Torte ein solches Adrenalin-Level erreicht, dass er nicht mehr zu bändigen war. Wir rasten Stund um Stund um das Hotel, treppauf, treppab und als ich fahrlässigerweise spätabends noch mal meinen Blutdruck maß, war dieser so entgleist, dass ich mich nur schwer wieder beruhigen konnte.
Hochzeiten sind für Singles immer eine heikle Angelegenheit. Auf der einen Seite eine tolle Gelegenheit, schöne Feste zu feiern, sich in Schale zu schmeißen und neue, spannende Menschen kennen zu lernen. Ich hatte unheimlich nette Tischnachbarn und insgesamt wirklich launige Feiern. Auf der anderen Seite führte es mir die Alleinigkeit meines Singledaseins und das Unvermögen, in Gegenwart meines höchstaktiven Kleinkindes eine entspannte Zeit zu haben bzw. es an der Hand eines weiteren Erziehungsberechtigten bocken zu lassen, direkt vor Augen.
Die Crux ist die: Meistens bin ich gerne Single. Ich kann machen, was ich will, wann ich will, stehe fest auf meinen eigenen zwei Beinen und bin nichts und niemandem Rechenschaft schuldig. Der kleine Piranha und ich sind ein Dreamteam, wir haben eine tolle Kleinfamilie im Nacken.“Läuft bei uns“, könnte man sagen, mit den üblichen Ups and Downs, die der Alltag mit sich bringt.
Den Mann, der mit mir so kompatibel ist, um mein Singledasein längerfristig zu quittieren und zu patchworken, habe ich schlicht und ergreifend noch nicht getroffen und so scheint es mir, dass ich gar nicht so viel verpasse…
Doch als in Starnberg das rührende Hochzeitsvideo hinterlegt mit Brandi Carlisles „The Story“ abspielte, Pärchen sich beziehungsdauer-übergreifend glücklich anstrahlten und eine liebevolle Hand wahlweise auf kindliche Köpfe oder tischmittig platzierte Babyphone platzierten, kam doch ein Seufzmoment: „Wär schon schee“.
Die Moral von der Geschicht: Hochzeiten sind und bleiben vorerst ein zweischneidiges Tortenmesser. Trotz meines Sehnsuchtsmoments war der kleine Piranha abends besser selig-schlummernd bei meiner Freundin aufgehoben, als an der Hochzeitstafel – die durch die ganzen Bälger ohnehin völlig überfüllt war – Scherz 😉 – und ich konnte wesentlich entspannter mein Weinchen schlürfen als es mit einem Essen-schmeißenden Kleinkind der Fall gewesen wäre…
Eure Single City Mama