Wenn Mama eine Reise tut… war das in Vor-Piranha-Zeiten ein vollkommen entspanntes Unterfangen. Manchmal sogar so entspannt, dass schon der ein oder andere Flieger ohne mich abgehoben ist – doch im Großen und Ganzen sammelte ich während meines 2-jährigen München-Exkurses munter meine Meilen, schlürfte mit Stöpseln in den Ohren das ein oder andere Weinchen im Bordbistro und flirtete mit charmanten Mitreisenden. Those days are gone.

Der kleine Piranha grüßt Mitreisende im Kleinkind-Abteil…
1 1/2 Reisende
Mit der Ankunft des kleinen Piranhas waren nämlich nicht nur die Tage des ungestörten Nachtschlafes, sondern gleichzeitig auch die des gepflegten Reise-Relaxismusses gezählt. Dabei sind wir viel unterwegs – waren schon acht mal gemeinsam in München, zwei mal in den Bergen, Salzburg, Barcelona, Mallorca, Marburg, Frankfurt, Berlin und in Greifswald. Der kleine Piranha hat einen eigenen Pass und mindestens 20 Mini-ICEs in seiner Spielzeugkiste. Den allerersten „Antritts-Besuch“ südlich des Weißwurst-Äquators statteten wir gemeinsam ab, als der kleine Piranha gerade 11 Wochen alt war. Damals schlief mein kleines Bündel Mensch 5 von 6 Stunden in seinem Kinderwagen und wurde nur zum Trinken und Wickeln auf einem der geräumigen Tische im Kinderabteil platziert – ein Traum.
Der ganz normale Bahnsinn
Apropos Kinderabteil. Seit wir zu zweit sind, bin ich erst zwei mal geflogen. Beide Trips habe ich trotz der Zeitersparnis als viel stressiger empfunden als die Bahn, von der wir bisher ehrlich nur Gutes berichten können. Launige Fahrten im Kleinkindabteil inklusive neuer Freundschaften, kostenlose „Duldung“ auf vakanten Rollstuhlplätzen der ersten Klasse, ein sehr kinderfreundliches Service-Personal und gerührt bis mitfühlend-lächelnde Mitreisende – der ganz normale Bahnsinn.
Gerade sind wir wieder zurück von einem Wochenende in München gekehrt und ich muss sagen: Es wird anstrengender. Der kleine Piranha ist ständig in Aktion und kontaktfreudiger als ein sprechender Sandwich-Promoter. Wir mussten die Bahn mindestens 20 mal komplett durchlaufen, das Kind schmetterte jedem Mitreisenden ein forsch-fröhliches „HALLO“ entgegen – und holte sich gleich eine fiese Platzwunde auf der Stirn, als er voller Tatendrang gegen die Schaffner-Tür prallte. In unserem Großraumabteil (makrabrer Weise offiziell ein „Ruhebreich“) fand der kleine Piranha in Amelie (3), Dila (8) und Mohamad (2) schnell Freunde und gemeinsam wurde gejauchzt, gequiekt und gequengelt, was das Zeug hielt.
An einen Mittagsschlaf, den ich so sehr herbei sehnte, war natürlich zunächst absolut nicht zu denken, bis ich mich unter Absingen meiner Würde und einiger launiger Gute-Nacht-Liedchen über den Buggy beugte und meinen Sohn ins Traumland beförderte. Und die letzte Stunde zeigte ich Ole – im Gang zwischen zwei Abteilen wenig grazil auf meiner Tasche vor seinem Buggy hockend – auf meinem gecrashten Handy ein Piranha-Video nach dem anderen, um ihn irgendwie bei Laune und seit Stimmchen unter 500 Dezibel zu halten.
Nach sechs Stunden war das Kind ausgepowert, „Bär“ immer noch an Bord und ich fix und fertig und bereit für meinen Grauburgunder – intravenös. Ich habe mir geschworen, ab jetzt immer im Kleinkind-Abteil zu reservieren und genug (multimediale) Piranha-Bespaßung für eine Erdumrundung bereitzuhalten. Tzänk ju for träwelling wis Deutsche Bahn!
Sonnige Grüße,
Eure Single City Mama