From Borkum with Love

Hey meine Lieben und moin von der Friesenküste,

der kleine Piranha und ich sind am Dienstag nach einer kleinen, aber feinen Reise-Odysee auf Borkum gestrandet und genießen unseren Aufenthalt in vollen Zügen. Der Wind pustet uns um die Ohren und wir sind in einer sehr netten Unterkunft gelandet.

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MEEEEEER!

Okay, Hotel ist was anderes – aber das habe ich auch nicht erwartet. Einige in meinem Bekanntenkreis allerdings schon „Weißt Du, das andere dafür viel Geld bezahlen?“, kam es da von einigen – was ich in sofern reichlich unsensibel fand, als dass ich zwar die Insel genieße, aber auf die Indikationen gern verzichtet hätte.

Die Zimmer sind einfach und funktional ausgestattet (der Piranha hat sein eigenes Zimmer, was er dank des Hochbettes neben seinem Gitterbett ganz großartig findet und ich regelmäßig wenig grazil das Mobiliar erklimme, um ihn da wieder runter zu bekommen). Inzwischen ergänzt auch „Robbie“ die Plüschrobbe unsere Kleinstfamilie und wird ebenso wie der geschundene Werner („Bär“) von A nach B geschleift.

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Der kleine Mann und der Bär…

Apropos kein Hotel: Der Tagesablauf ist sehr strukturiert und gleicht eher dem Alltag in einer Klinik, das Essen ist reichlich, aber unspektakulär, aber ganz ehrlich – die Lage entschädigt für alles, sogar einen besonders dreisten Mitarbeiter des Hauses, der meine Panikattacken mit „ja, wenn Sie Angst haben, dann schwimmen Sie doch einfach nach Hamburg, höhö“ kommentierte. Spaßvogel!

In unserem Haus sind sowohl Mamas mit ihren Kiddies, als auch ganze Familien untergebracht. Unsere „Mitkurenden“ sind alle sehr nett – wobei ich es ehrlicherweise auch richtig genieße, mal Zeit für Ole und mich zu haben und mich gar nicht groß verabreden will. Allein die Spaziergänge am Strand, Kaffee trinken an der Promenade, tief durchatmen und an schöne Dinge und tolle Begegnungen der letzten Woche denken – das ist eine echte Wellness-Kur für die Seele.

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… und wir genießen!

Ab Montag beginnt der eigentliche Therapieplan – dann gibt es jede Menge Sport und Entspannungsseminare. Ich freue mich schon drauf und bin gespannt – vor allem auf das Nordic Walking, vor dem ich tatsächlich ein wenig Respekt habe und ich mich hier schon keuchend bestockt durch die Dünen schleichen sehe (wieder ein mal nehme ich mir vor, Fitness First regelmäßiger einen Besuch abzustatten und meine 60 Öcken im Monat in Kondition zu verwandeln).

Wir grüßen Euch ganz lieb und erstatten in Kürze detaillierter Bericht,

Eure Borkumer

Bär über Bord

„You’re gonna miss me when I’m gone…“

Nichts ist für kleine Kinder schwerer zu verschmerzen als Verlust – besonders wenn es sich beim Objekt der Abwesenheit um ein zotteliges Plüschtier mit wohlig-warmen, kindlichem Eigengeruch handelt. Als der kleine Piranha 3 Wochen alt war, brachte sein Vater Willi in unser Leben.

Willi ist (war) ein wuscheliger Bär mit einer roten Schleife, der schon nach wenigen Monaten aussah wie ein Relikt aus Großmutters‘ Tagen und spätestens mit angenagten Augen den Charme eines Motten-Gala-Diners versprühte. Doch der kleine Piranha liebte Willi heiß und innig und so manche Nacht musste ich den Bären von seinem kleinen Gesicht ziehen aus Angst, dass das Tier seinem Besitzer die Luft nehmen würde.

Willi

Bär über Bord

Leider verabschiedete sich Willi still und leise an einem Donnerstag im Spätoktober, einen Tag vor Halloween, als der kleine Piranha mit einem Bekannten eine Runde um den Block drehte und Willi dabei – ebenso vorsätzlich wie unbemerkt – über Bord ging.

Mehrfaches Umkrempeln der Wohnung (wer meine Wohnung kennt, weiß, dass das einer Zwangsräumung gleicht), unzählige Nachfragen im städtischen Fundbüro und Aushänge rund um unser elegantes Habitat halfen nix – Willi blieb verschollen. Ob er ein neues Heim bei einer skrupellosen Harvestehuder Adoptivfamilie gefunden hat oder im Zuge der Post-Halloween-Aufräumarbeiten der städtischen Müllpresse zum Opfer fiel, konnte bis zum heutigen Tag nicht geklärt werden.

Wesentlich schlimmer als den kleinen Piranha, der mit seinen 16 Monaten glücklicherweise die Dimensionen des Verlustes noch nicht so recht umriss, traf mich die Trauer, für die ich mich ehrlich schämte. Es gibt schließlich viel schlimmeres Leid auf der Welt als der Verlust eines Stofftieres, auch wenn Willi durch die überschaubare Größe unserer „zwei Mann und ein Bär“-Kleinstfamilie ein fester Bestandteil letzterer war.

Zum Glück war Willi ob seiner DNA ein Mainstream-Bär und so hatten uns meine Freundinnen in weiser, wenngleich makabrer Voraussicht, zum 1. Geburtstag des Piranhas „Werner“ überreicht – Willis genetischen Zwilling – für den „Fall der Fälle“.

Life-Hack #1: Bärenbande

Werner wurde schnell in das Piranha’sche Kleinkindherz integriert und „Bär“ war eines der ersten Worte, die Ole äußerte – und es bis heute unzählige Male am Tag mit unterschiedlichen Verzweiflungsgraden in seinem kleinen Stimmchen tut. „Bär“ ist einer von uns und wir hüten Willis verlorenen Bruder wie unseren Augapfel – ich mag mir nicht vorstellen, wie ein mittlerweile wesentlich reflektierterer Piranha einen erneuten Verlust verarb(ääää)rten würde…

Die Moral von der Geschicht‘: Haltet immer einen Ersatzbären bereit!

Eure Single City Bär Mama