„Mutter (34) entfernt Schneidezahn mit Staubsauger“

Es wackelt im Hause Piranha!

Aber so richtig – Schneidezahn unten links, kurz vor dem Ausfall. Als ich gestern beim Zähneputzen bemerkte, dass im Piranha-Mäulchen etwas locker ist, war ich erstmal geschockt.

War der kleine Piranha gestürzt? Hatte er in der Kita einen auf die Gusch gekriegt? Das Kind verneinte, aber die Indizien sprachen für sich. Der Schneidezahn bog sich und schien nur noch leicht befestigt.

Zum Glück war Tante Hu schon zu unserer allabendlichen Couch-Session erschienen, und wir beschlossen, zunächst Dr. Google und den familieneigenen Ältestenrat (den „weisen Greis“) aka unseren Vater zu konsultieren – Baba-Opa. Immerhin hatte der ja den Zahnwechsel seiner Töchter miterlebt und eine überaus pragmatische Grundeinstellung, wenn es um Wachstumsprozesse geht.

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Die Zahnfee als Konkubine des Weihnachtsmannes? (Bild: Fotolia)

„Was soll ich tun?“ fragte ich leicht panisch. In meinem hypochondrischen Kopfkino sah ich den Piranha bereits um drei Uhr morgens in meinem Arm, das Heimlich-Manöver aus dem Säuglings-Erste-Hilfe-Kurs anwendend, mit Schneidezahn-unten-links im Rachenraum. „Mutter (34) entfernt Schneidezahn mit Staubsauger“, hätte die B-Zeitung titeln können. Konnte ich ihn so ins Bett schicken? Konnte etwas passieren?

Baba-Opa war entspannt. „Wackel mal dran!“ befahl er, aber dem kleinen Piranha war das Ganze nicht geheuer. Ekstase ob der Aussicht eines Zahnfee-Besuchs wechselte sich mit einem Hauch von Angst ab, die ich im Wohnzimmer verströmte. Große Kulleraugen blickten Mutter und Tante verunsichert an.

Schließlich besann ich mich, jubelte und sagte dem Kind, dass er nun ein großer Junge ist (was kommt als nächstes? Teen-Vaterschaft? Ahhh!). Und das wichtigste: Es ist völlig normal – Hakuna Matata!

Tatsächlich wimmelte es auch in Dr. Googles Wartezimmer von Müttern, deren Kinder mit 4 /4 1/2 den ersten Zahnwechsel vollzogen. Die Suchmaschinen-Mediziner sind entspannt. Sogar unsere eigene Kinderärztin, Dr. Hess, elaboriert im Netz unter „Wackelzahn – wann fällt er aus?“ von der Normalität eines frühen Zahnwechsels. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, sagte ich mir, und erinnerte mich an ein Mädchen in der Grundschule, das ein wenig Einhorn-Status innehatte, nachdem sie mit 9 ihre erste Periode bekommen hatte.

Als ich den Piranha heute morgen in die Kita brachte, erzählte er schon den Passanten auf der Straße von seinem Wackelzahn. Im Kindergarten angekommen, weihte er direkt Matthias, die stellvertretende Leitung ein, und bot tiefe Einblicke in sein – im wahrsten Sinne des Wortes – loses Mundwerk „Guck maaaa, Matthiiiias“.

Vorsichtshalber hatte ich dem Piranha eine kleine Zahndose mitgegeben, damit wir den Ausfall später bzw. spätestens nach einem beherzten Biss in den nächsten Apfel, gebührend zelebrieren können. Feste feiern, wie sie kommen, meine Lieben.

Ich halte Euch auf dem Laufenden!

Eure Single City Häuptling Toothless Mama

 

Solo-Trip

Guten Morgen meine Lieben,

eine ereignisreiche Woche geht in die nächste über, und wisst Ihr was: Endspurt!! Noch 7 Tage bis zum gepflegten „Weihnachtschaos-Familienknatsch-Geschenke-Aufreiß-Marathon“. Whoop whoop!

Tatsächlich ist noch kein Tannenbaum bei uns eingezogen. Letzte Woche bin ich nach einem nicht ganz untypischen Reisedesaster (auf dem Weg zum Flughafen verreckte das Auto an der Kreuzung, weil ein Riemen gerissen ist… fragt mich nicht welcher, aber der Keilriemen war es nicht) mit mehrstündiger Verspätung in Zürich gelandet.

Vollkommen blank bis auf eine Barschaft von etwa 1,50,-, da ich meine EC-Karte in der Hektik des Morgens im Portemonnaie der Weihnachtsfeier vergessen hatte. Wer mich kennt, wird wahrscheinlich nur müde lächeln. Überraschen tut es keinen.

Meine Schwester – Tante Hu – und ich rockten die Schweizer Metropole, bummelten über den Weihnachtsmarkt, beschlossen, im nächsten Leben Gastronom in Zürich zu werden (alle Läden waren proppevoll!!), und sahen uns eine ziemlich spannende Weltraum-Ausstellung in der ETH Zürich an.

Als eine freundliche Mitarbeiterin uns anbot, uns die Ausstellung über Geophysik im Allgemeinen und die Entstehung des Universums im Besonderen zu erklären, wiegelte ich freundlich mit einem Hinweis auf unseren nicht-naturwissenschaftlichen Hintergrund (Perlen vor die Säue und so, die arme Frau hatte vermutlich auch so Stress genug und hatte keine Lust, uns den „Urknall für Idioten“ zu erklären) ab. Meine Schwester tadelte: „Wir hätten uns neu erfinden können!“).

Kurze Zeit später saß ich schon wieder im Flieger gen Heimat, um den Abend mit dem kleinen Piranha zu verbringen.

Leider war der – halb geschäftliche – Zürich-Trip ausgerechnet in die Woche meines alljährlichen Mini-Wellness-Urlaubs gefallen und so plagte mich dem Piranha gegenüber ein schlechtes Gewissen. Allerdings, wie sich rausstellte, vollkommen unbegründet, da dem kleinen Mann allerhand Action bevorstand.

Am Freitag nachmittag sauste ich – mit repariertem Auto – viel später als geplant gen Usedom, der kleine Piranha übernachtete bei seinem Freund Joni, mit dem er sich vorher beim Stockbrot-Grillen und toben im Park richtig ausgepowert hatte. Gestern frönte er mit meiner Schwester einem gepflegten „Neffe-Tanten-Tag“, das heißt, die beiden chillten auf der Couch und buken Kekse. Fair enough!

Und ich? Ließ im Usedomer Kölpinsee alle fünfe gerade sein. Ich schwamm, las, spazierte am Strand entlang und ließ mir den kalten Ostsee-Wind um die Nase peitschen. Und ich schlief wie ein Baby bis mindestens 8.30.

Ein Bekannter schrieb mir als Reaktion auf meine geposteten Fotos, dass er mich nächstes mal gerne begleiten würde, und ich erzählte, wie heilig mir dieser „Solo-Trip“ ist. Dieses eine Dezember-Wochenende gehört mir ganz allein!

Nachdem ich Sonntag nach einem ausgiebigen Frühstück (die Genießerin in mir ärgert sich jedesmal, wenn zu früh das Sättigungsgefühl einsetzt), einer Stunde im Pool und einer Rückenmassage ausgecheckt hatte, stattete ich spontan noch meiner hochschwangeren Freundin Caro einen Besuch in Greifswald, unserer Unistadt, ab. Caro erwartet in Kürze ihre Zwillinge, eine strahlende dreifach-Mama in spe.

Wir brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand und bevor ich mich aufmachte Richtung Ostsee-Autobahn, machte ich noch einen kleinen Abstecher zum hiesigen Weihnachtsmarkt auf dem Greifswalder Marktplatz.

Greifswald-Besuche sind immer ein etwas komisches Gefühl und ich fühle mich latent alt. Keine bekannten Gesichter – nicht mal der Typ, der schon damals im 25. Semester die Mensa-Parties geschmissen hatte, lief noch durch die Fußgängerzone. Neue Straßenverläufe, neue Supermärkte, sogar unser abgerocktes Institut, das damals noch von der Gravitation bedroht war, war mittlerweile renoviert worden.

Während ich auf dem Weihnachtsmarkt einen Crepe mit „wenig Nutella“ verzehrte (die Crepista schaute mich etwas entgeistert an: „Sind Sie sicher?“) dämmerte mir, dass es 15 Jahre her ist, dass ich mich mit meiner Schwester (Tante Hu-in-spe, damals 17, heute 29+x) im Schlepptau in der Universität einschrieb.

Mein Abi war nicht gerade der Burner, und da ich unbedingt „Kommunikationswissenschaften“ studieren wollte (um mal „irgendwas mit Medien“ zu machen, auch aus Ermangelung naturwissenschaftlicher Fähigkeiten und anderer Reichtum-versprechender Talente) und keinen perversen Eins-Komma-NC vorweisen konnte, kam das muckelige Greifswald schnell ins Gespräch). Ich hab es nie bereut!

Damals war ich 19, kein Job, kein Piranha weit und breit, dafür ein langes Magisterstudium mit vielen spannenden und weniger spannenden Seminaren, Freundschaften, die kamen, blieben oder sich zerliefen, eine kleine 1-Zimmer-Wohnung – genannt „Butze“ – in Bahnhofsnähe (mein Vater dachte bis weit in mein Studium hinein, dass ich im nicht-existenten Greifswalder Rot-Licht-Milieu hausen würde), viele wochenendliche Hamburg-Fahrten mit unzähligen Mitfahrern, die ich am schwarzen Brett aufgetan hatte, um die Spritkosten zu teilen.

Apropos Fahrt: Die Rückfahrt war unkompliziert. Abends fiel mir der kleine Piranha glücklich in die Arme und erkundigte sich zunächst, ob ich ihm auch die versprochene Überraschung mitgebracht hatte. Hatte ich – einen billig aussehenden Weihnachtsmarkt-Plastikferrari am Stock aus Ermangelung wertigerer Alternativen und Muscheln vom Koserower Beach), aber das Kind war froh, nahm die Muschel mit in die Badewanne, und zusammen mit Tante Hu aßen wir chinesisch und ließen das Wochenende Revue passieren.

Ehrlich: Diese kleinen „Wiebi-only-Trips“ sind ein wichtiger Aspekt der Selbstfürsorge. Ich liebe das nichts-tun, meinen Gedanken nachzuhängen und Runde um Runde durch den Pool zu planschen. Nach zwei Tagen reicht es dann auch, es wird einsam und irgendwie bin ich in diesen Wellness-Tempeln auch immer der Quoten-Single.

Wenigstens habe ich mir das Abendmenu dieses mal geklemmt, nachdem ich in Südtirol allein an einem runden Tisch mitten im Raum saß und mit freundlichen Blicken Hof hielt.

Ein bisschen schlechtes Gewissen reist immer mit, besonders als ich die vielen Muscheln am Strand sah und das hoteleigene Kinderspielzimmer, aber eine entspannte Mama kommt ja auch dem kleinen Piranha zugute.

Und immer mal wieder sollte man das Frau-sein, das „eigenständige-Person-sein“ jenseits des Mama-Daseins auch zelebrieren. Word!!

Liebste Grüße von Eurer

Single City Mama

Jingledings und die Süßigkeitenpresse

Jingledingledingledings,

guten Morgen, meine Lieben. Ich überlege gerade bei meinem ersten Kaffee, was die Weihnachtszeit mit mir emotional macht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: nicht viel.

Ja doch, mit Kind ist Weihnachten wirklich sehr viel schöner als ohne Kind. Fastend sind die Weihnachtsmärkte zwar in erster Linie nur eines, nämlich teuer, bäh! Back-Aktionen konnte ich erfolgreich outsourcen, ein Lebkuchen-Haus wurde am Sonntag errichtet. Eine große grüne Pappe und selbstklebende Glitzerfolie träumen noch davon, ein pornöser Tür-Baum zu werden.

Aber – während meine Stimmung weniger besinnlich ist, ist die Freude des Piranhas ungebrochen. Gestern Abend stellten wir rudimentär geputzte (mit einem Papiertuch abgewischte) Winterstiefel und einen Teller Kekse vor die Tür – für den Nikolaus und sein „Geviech“.

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Der Piranha war nach eigenen Angaben ein „gaaanz liebes Kind“. Referenzen ausstehend! (alle Bilder: Single City Mama privat)

Der Piranha legte seinen Wunschzettel dazu, der in diesem Jahr vergleichsweise bescheiden ausfiel. Etwas bizarr mutete eine „Süßigkeitenpresse“ an, in die man Brötchen reintut, die dann „irgendwie so zu Süßigkeiten“ werden. Ahh ja! Schnell erklärte ich dem Piranha, dass der Weihnachtsmann die Zettel zwar durchaus zur Inspiration nutzt, aber auch einen großen Kick aus Überraschungspräsenten zieht.

Heute morgen jedenfalls war die Freude riesig, als der Piranha gefüllte Stiefel und ein Tierbuch vorfand, das er direkt in der Kita (und den Bauarbeitern vor der Kita) stolz präsentierte. Freundlich wünschte er sämtlichen Passanten, denen wir gestern Abend und heute morgen begegneten, einen schönen Nikolaustag. Aufgrund der morgendlichen Euphorie, die ich unter meiner warmen, kuscheligen Bettdecke verfolgte, waren wir sogar mal halbwegs pünktlich in der Kita – yippieh!

Ein bis zwei mal die Woche stöbern wir über den Weihnachtsmarkt in unserem Stadtteil, wo der Piranha Karussell fährt, wir Schmalzgebäck für Baba-Opa besorgen und ich sehnsüchtig den Crepe-Sand fixiere. Positiv: Seit dem Start meines Gruppen-Fastens im September habe ich 16 Kg verloren und fühle mich körperlich total wohl.

In your face, cremiger Schoko-Crepe. Um es mit Chris Isaak zu sagen: What a wicked thing to do, to make me dream of youuuu… 😉 Einen werde ich mir in dieser Saison definitiv noch gönnen und jeden cremigen, labberigen Krümel zelebrieren. Und dazu einen Eierlikör. Jawohl!

Nächste Woche bin ich mit Tante Hu für einen Tag in Zürich und freu mich schon darauf, den dortigen Crepli-Stand sehnsuchtsvoll zu fixieren. Außerdem soll es eine coole Lichtershow geben.

Am Freitag geht es dann nach Usedom – mein jährliches Wiebi-only-Weekend. 48 Stunden nur ich, der Strand, das Meer und ein wundervoller Wellness-Bereich. Der kleine Piranha übernachtet derweil bei seinem Freund Joni und wird von Tante Hu und Baba-Opa verwöhnt, so dass ich ohne schlechtes Gewissen mal zwei Tage meinen Gedanken nachhängen, frische Ostsee-Luft tanken, schwimmen und entspannen kann. Juhuu!

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Unsere Wohnung ist mittlerweile auch weihnachtlich dekoriert. Obwohl ich kein großes Talent dafür habe und es meist ziemlich zusammengewürfelt aussieht, macht mir sowas ziemlich viel Spaß. Ebenso wie gemütliche Fondue-Abende. Hier muss ich mir noch eine halbwegs gesunde Alternative überlegen.

Vermutlich wird heute noch der Tannenbaum bei uns einziehen, obwohl ich etwas Angst habe, ihn durch unsere hoffnungslos überheizte Butze frühzeitig ins Tannen-Nirvana zu bugsieren. Ich halte Euch auf dem laufenden!!

Genießt die Adventszeit, Ihr Lieben, und lasst Euch nicht zu sehr stressen.

Eure Single City Mama