Reisen am Rande des Wahnsinns

Ihr Lieben,

der Norden hat uns wieder! Ich schniefe und keuche auf dem letzten Loch, bin gestresst bis in die Haarspitzen und beschließe, die nächste Auszeit einfach in Fließdecken mumifiziert auf meinem durchgesessenen Bigsofa zu verbringen und morbide Krimiserien zu rezipieren – jawohl!!

Aber der Reihe nach. Von unserer chaotischen Anreise und meinen verschwiemelten Augen hatte ich Euch ja schon berichtet. Das sollte noch nicht alles gewesen sein, was Murphy, der alte Bastard, für uns bereit hielt.

Single City Mama_Meran

Der kleine Piranha genießt die Aussicht vom Berg…

Nachdem wir einpaar wirklich schöne Tage im Feuerstein verlebt hatten und ich nach ausgiebiger Massage, köstlichen Abendmenüs und unverhoffter Freizeit (der kleine Piranha liebte den Kids Club und zog es auch vor, in Begleitung der anderen Kinder zu dinieren) mich richtig erholt hatte, kam Freitag der nächste Hammer.

Schon kurz nach unserer Abreise in München hatte ich bemerkt, dass im Wagen ein rotes Ausrufezeichen blinkte. Die Handbremse war gelöst, alles schien ok, aber dieses Lämpchen blinkte hartnäckig. Also rief ich Freitag vor unserer geplanten Weiterfahrt nach Meran in einer nahegelegenen Werkstatt an. „Kommen Sie vorbei, dann lesen wir den Fehler aus“, tirolerte der freundliche Herr und ich machte den ersten Kardinalfehler.

Da es sich ja um einen Mietwagen handelte und ich etwas ängstlich war, im Zweifel auf hohen Werkstattkosten sitzen zu bleiben, rief ich zunächst die Service-Hotline unseres Verleihers an. Damit begann die Odysee, denn statt dass ich selbst kurz zum Fehlerauslesen fahren durfte, wartete ich die nächsten drei Stunden auf den italienischen ADAC, der das Auto mitnahm und zwei weitere Stunden, bis mir ein Mitarbeiter des Automobilclubs mitteilte, dass ich nun heute doch keinen Ersatzwagen bekommen könnte. Am nächsten Tag stünde aber in Bozen (ca. 80 Km südlich) einer bereit, den ich mir abholen könnte.

Ich war bedient. Unser Hotel in Meran war nicht stornierbar, ich buchte auf eigene Kosten eine weitere Nacht (die ich null genießen konnte) im Kinderhotel und tuckerte am nächsten Morgen ebenfalls auf eigene Kosten im Taxi nach Bozen. Die Aussagen, ob ich dieses Geld jemals wiedersehen würde, variierten, was mich schon mal nicht sehr glücklich machte. „Ditt is halt n Risiko, wenn man n Mietfahrzeug nimmt, wa“, berlinerte ein frecher Mitarbeiter der Mietwagenfirma, mit dem ich mich danach richtig in die Wolle bekam.

Der kleine Piranha spürte meine Anspannung und war zornig. „Du bist nicht für mich da“, wütete er bereits Freitag und schmiss sich immer wieder theatralisch aufs Bett.

Single City Mama_Urlaub

Auf der Alm doa gibts koa Stress…

Als wir Samstag Nachmittag endlich in Meran angekommen waren, versuchte ich den ganzen Stress und meine aufkommende Erkältung irgendwie zu verdrängen – es gibt schlimmeres und viele leidgeplagte Menschen, die sich wünschen würden, mit uns zu tauschen, sagte ich mir – und wir machten uns eine schöne Zeit, bis wir Sonntag die Rückreise gen München antraten.

Zwischendurch zweifelte ich immer wieder an meiner Reisekompetenz. Gefühlt passierte sowas überdurchschnittlich häufig mir, was auch nicht zuletzt ein bisschen an meinem grundchaotischen Naturell liegt. Da dockt fucking Murphy gerne an!

Apropos… wir verbrachten noch zwei Nächte in München, gingen in den Zoo und besuchten Freunde und wollten eigentlich am Dienstag morgen mit dem Flugzeug die Rückreise antreten. Eigentlich! Denn trotz einer für meine Verhältnisse wirklich guten Planung ging an diesem Morgen alles schief. Die Mietwagen-Rückgabe und Reklamation zog sich wie Kaugummi, ich latschte erstmal in das falsche Terminal (was am riesigen FJS-Airport in München fatal ist), reihte mich in die längste Sicherheitsschlange ein, hetzte wie verrückt und kam – Ihr könnt es Euch denken – doch zu spät.

Der Flieger stand zwar noch da, aber das Boarding war geschlossen. Schon in der Sicherheitsschlange hinter der arabischen Großfamilie brachen bei mir die Dämme (ein sehr seltenes Ereignis) und ich weinte bitterlich, bis mir die Mascara in den Ausschnitt tropfte. Die Security-Mitarbeiter waren besorgt und tatsächlich sehr mitfühlend, während ich unter Tränen röchelnd unser Pech an diesem Tag beklagte.

Auch der kleine Piranha war sehr empathisch und beruhigte mich „Mama, mach Dir keine Sorgen, ich bin bei Dir“. „Wir nehmen einfach den nächsten Flieger!“ Hätten wir auch, aber da ich ein Schnäppchen gebucht hatte, hätte uns die Neubuchung mehr als 500,- Schienen gekostet. Ich überlegte nach Alternativen. Die Bahn wäre eine Option gewesen, aber ich – verheult, verschnupft und vollbepackt – fühlte mich nicht in der Lage, mit Kind und Kegel in die S-Bahn zu steigen und zum HBF zu düsen. Geschweige denn eine Zugfahrt auf mich zu nehmen.

Ich würde Autofahren, beschloss ich, und eine sehr liebe Dame am Mietwagen-Schalter (diesmal ein anderer Anbieter) hatte Mitleid mit uns und organisierte uns sehr günstig einen muckeligen Fiat Panda, mit dem wir die 900 Km Rückreise antraten.

Tatsächlich lief das sogar richtig smooth (ich wurde nur einmal geblitzt!), gegen 22.30 waren wir wieder zuhause und ich mittlerweile richtig krank. Mit dem abfallenden Stress quittierte auch mein Rest-Immunsystem seinen Dienst und zeigte mir ne Nase.

So Ihr Lieben, das war unser Reisebericht. Über die Destination kann ich aber nur Positives berichten. Ich liebe die Berge, das Wetter war toll, das Essen köstlich, die Kind meistens entspannt. Ich bin über meinen Angst-Schatten gesprungen und mit dem Piranha mehrmals Alpin Bob gefahren, wir trafen nette Leute und genossen den Spätsommer in den Alpen. Zwischendurch hinterfragte mich meine Kompetenz als Mutter und menschliches Wesen und ärgerte mich über Chaos, Karma und dass ich gerade in solchen Situationen manchmal an die Grenzen meiner Selbstständigkeit gerate.

Es klingt furchtbar unemanzipiert, aber gerade in solchen Stressmomenten wünsche ich mir jemanden, der mir den Kopf gerade rückt, nicht ganz so verpeilt ist wie ich, und das Chaos nicht ganz so magisch anzieht, an meiner Seite. Ein bisschen mehr Ratio ist doch sehr sexy, im Gegenzug biete ich Kreativität und Empathie.

Jetzt werde ich mir erstmal einen weiteren Tee kochen und mich mit Pharma-Smarties eindecken. Ich wünsche Euch was, Ihr Lieben! Yay Südtirol 🙂

Liebst,

Eure schniefige Single City Chaos Mama

Single City Ma(ma)tschauge in Südtirol

Post enthält unbezahlte Werbung

Lieblingsmamas,

wir sind wieder on tour!!!! Gestern morgen konnten der kleine Piranha und ich unseren heiß ersehnten Südtirol-Urlaub antreten. Fast hätte es nicht geklappt, da ich am Sonntag Abend eine schwere allergische Reaktion hatte (Auslöser unknown), woraufhin meine Augen und mein ganzes Gesicht enorm anschwollen. Gar-nicht-schön!

41991930_10160922520520437_7528851561334702080_n

Zwischen diese Bildern liegen 7 Stunden und drei Antiallergika…

„Mama sieht aus wie ein Monster“, fasste es der kleine Piranha in seiner gewohnt charmanten Art zusammen. Ich war extrem gefrustet. Nicht nur war die Schwellung ziemlich unangenehm, ich fühlte mich total entstellt. Nach Besuchen bei meiner Augenärztin und meinem Hausarzt beschloss ich, zu reisen. Der Piranha saß – im wahrsten Sinne des Wortes – auf gepackten Koffern und freute sich riesig. Wer wären wir denn, wenn so ein olles Matschauge unsere Pläne durchkreuzen könnte? Und wozu gibt es Sonnenbrillen? Und überhaupt – ich steh da doch total drüber…

Um 12.50 verließ ich die Arztpraxis – exakt eine Stunde (!!) später boardeten wir in allerallerletzter Sekunde unseren Flieger. „Ihr seid zu spät, Ihr Lieben!“, begrüßte uns der freundliche Herr am Gate A42, und ich schilderte – in rasender Geschwindigkeit und konfus – unsere Lage. Ich vermute, der gute Mann hatte Mitleid, fand noch zwei Plätzchen in der letzten Reihe und wir sausten in den Bus und ab in den Flieger.

Der kleine Piranha war übrigens sehr erbost, da die Tatsache, dass wir hinten ausstiegen, ihn um das Vergnügen brachte, unseren Piloten „Marcus“ in typischer Piranha-Manier überschwänglich zu begrüßen. Ein Becher Weingummi von der Flugbegleiterin konnte ihn schließlich besänftigen.

In München nahmen der kleine Mann und ich unseren mobilen Reisebegleiter – einen Dacia-Kombi namens „Daphne“- in Empfang und heizten los.

Wir kamen zwar erstmal nur bis zur Raststätte Vaterstetten, weil das Kind einen „Riiiiiesenhunger“ hatte (für den Rest des Happy Meals opferte ich mich dann), doch gegen 20.15 erreichten wir  – 1000 „Wann sind wir daaaa?“’s später – müde und immer noch entstellt (1st World Problems, ich weiß!!) das Feuerstein in Südtirol.

Schee ist’s, Ihr Lieben. Ich frühstückte mit Sonnenbrille, der kleine Piranha gesellte sich freiwillig in die Kinderbetreuung und am Nachmittag malten wir gemeinsam im Atelier und planschten im Pool.  Nach dem 6. Antiallergikum schwillen meine Augen nun langsam aber sicher ab und die Sterzinger Apothekerin war sogar so lieb, mich mit hypoallergenen Kosmetikpröbchen zu versorgen.

 

 

Jetzt schläft der kleine Raubfisch und verarbeitet die Erlebnisse des Tages. Ich hab bis eben noch ein bisschen gearbeitet und freu mich gleich auf ein kuscheliges Bett.

Am Freitag wollen wir weiter südlich nach Meran, aber vorher noch relaxen, schwimmen und einen Milchhof besuchen -whoop whoop!

Seid gedrückt meine Lieben, sonnige Grüße aus dem Alpenparadies!

Eure Single City Mama

41976582_10160922511720437_4496287698952126464_n

„Scheiße Mama, Du alte Socke“ und andere Katastrophen

Happy Friday, mein Lieben,

ich sitze grad auf dem Sofa, trinke einen – na gut zwei bis drei – köstlichen Lillet Wild Berries, warte auf den Sushilieferanten und rekapituliere einen sehr abenteuerlichen Tag.

Und der fing damit an, dass der kleine Piranha neben mir im Bett die Augen öffnete und Bauchweh beklagte. „Mamaaa, mein Bauch tut weh“, elaborierte er, forderte aber Sekunden später ein großes Müsli ein. Moooment dachte ich – schon am Mittwoch hatte der kleine Piranha dieses Alibi genutzt, um sich zuhause einen Bunten zu machen. Gemeinsam mit unserer Putzfrau Renata „Nata“ könnte ich ihn des Schwindelns überführen und noch – mit leichter Verspätung – in die Kita chauffieren.

SingleCityMama_Aperitiv

Come to Mama 😛

 

Ich fragte den kleinen Mann mehrfach, ob es ihm nicht gut ginge oder er nur zuhause bleiben wolle. „Wirklich“ murmelte er und blickte mich aus großen blauen Kulleraugen an.“In dubio pro Piranha“ dachte ich und nahm den Piranha mit ins Büro, obwohl mir das ganze spanisch vor kam. Das Müsli verspies er mit Gusto und überhaupt wirkte er nicht so, als ob er Schmerzen hatte. Das Büro ist für den kleinen Piranha immer wieder ein Highlight, wenn er von Mamas Kollegen betüddelt wird, es überall Süßes zu schnorren gibt und Claus, mein Chef und selbst dreifacher Vater, Papierflieger bastelt.

Als ich vier Stunden später zum Aufbruch mahnte, saß der kleine Piranha gegenüber von Claus im Chefbüro und stempelte selig Papier. Das Bauchweh sei schlagartig besser geworden, als er einen Doppelkeks verzehrt hatte, elaborierte mein Kind. Schließlich gab er zu, dass er geschwindelt hatte. Ich schluckte und hielt eine semi-überzeugende „Wer einmal lügt…“ Predigt.

Anschließend fuhren wir zu Baba-Opa und machten allerhand Besorgungen. Bei TK Maxx eskalierte die Situation dann. Der Piranha wollte ein Spielzeug, was aber absolut nicht drin war. Erst gestern hatte er Geschenke von unseren neuen Nachbarn bekommen. Und überhaupt – das Kinderzimmer platzt aus allen Nähten. Ich beschloss, konsequent zu sein. Absolut nicht im Sinne des Piranhas.

Durch die ganze Etage tönte es „So eine scheiße auch noch mal, Du alte Socke. Scheiße Mama, scheiße“. Moment – what? Da stand ein kleiner Drops mit übergroßer Regenjacke und Gummistiefel, eine geschockte Mutter, die nicht wusste, wie sie reagieren sollte und etwa fünf mittelalterliche Frauen starrten mich mit einem Blick, der irgendwo zwischen Mitleid, Schock und tiefer Verachtung schwankte, an.

„Da sollte man nicht grinsen,“ zischte eine und ich nahm den Piranha und zog ihn – Single City Proll Style – an die Kasse. Ich hätte heulen können „Ich bin Akademikerin,“ wollte ich schreien und überlegte, ob es einen Grund hatte, dass meine Magisterurkunde vom Dekan des Instituts für Kirchenmusik unterzeichnet war (der stand in dem Jahr der philosophischen Fakultät vor, just sayin… ;-). „Mein Kind ist freundlich, herzlich, liebenswürdig und clever.“ Beschimpfungen lauteten bis dato „Pischikackimama“ oder „Eierloch“, was linguistisch definitiv über einer „Scheißaltensocke“ stand.

Das Problem war gar nicht, dass mich grämte, ob die Leute etwas negatives denken können. Zum Glück ist das kein Laster von mir. Es ist mir herzlich egal, was fremde Leute denken bzw. ist das einfach so furchtbar vergeudete Energie. Immer wieder weise ich gefühlt Freundinnen darauf hin, dass es entweder „passt“ mit der Sympathie oder halt nicht. Entweder funkt man auf einer Wellenlänge – oder eben nicht. Egal ob in der Liebe, Freundschaft oder bei Wildfremden – die Gedanken eines anderen Menschen beeinflussen zu wollen, ist reine Energie- und Zeitverschwendung. Lächeln und winken hingegen eine wesentlich gesündere Grundhaltung.

Was mich vielmehr beschäftigte, war die Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. Offensichtlich hatte der Piranha nicht boshaft gehandelt, er fand das witzig. Aber ich hinterfragte meine Erziehung. Wie sollte ich ihm klar machen, dass er sich so nicht – und schon gar nicht – in der Öffentlichkeit äußern sollte? Als er merkte, dass ich sauer war, entschuldigte der Piranha sich immer wieder und schmiegte sich an mich. Ich wollte ihn auch nicht mit Liebesentzug bestrafen oder mich zulange künstlich aufregen (das ist einfach nicht mein Naturell, auch wenn mir das manchmal gut täte). Ein Paradoxon, das mich den Rest des Tages beschäftigte.

Ansonsten war unsere Woche in erster Linie turbulent. Ich freue mich schon aufs Wochenende, das auch schon mit (schönen) Unternehmungen mit Freunden verplant ist. Und unser Urlaub steht bevor, yippiehyayeah! Südtirol, wir kommen!

Liebst,

Eure Single City Mama