„Die Fragen eines Kindes sind schwerer zu beantworten als die eines Wissenschaftlers“
(Alice Miller)
Das Bild des kleinen Omran aus dem syrischen Aleppo geht in diesen Tagen um die Welt. Geschockt und resigniert sitzt er da, neben seiner Schwester in einem Krankenwagen, nachdem Helfer ihn und seine Familie aus einem zerbombten Gebäude retten konnten. Ein fragiles, schwer traumatisiertes Kind, dessen Blick der Welt eine Botschaft übermittelt: Schaut hin. Helft uns!
Omrans bewegendes Portrait ist ein Mahnmal und steht sinnbildlich für zig Millionen von Opfern – Mütter, Väter, Kindern, Babies – die täglich in Aleppo etwas verlieren – ihr Leben, ihre Familie, ihre Hoffnung.
Als Außensteher in einer vergleichsweise sicheren, privilegierten Nation, in der sich Bilder wie die von Omran die Titelseite einflussreicher Print-Medien mit Z-Prominenz und Belanglosigkeiten teilen, ist das Gefühl schwer zu ertragen:
Die mitfühlende Trauer über das erlittene Leid, der Zorn auf verstrahlte Politiker und Wutbürger und vor allem die unbändige Hilflosigkeit angesichts des anhaltenden Leides und der Zerstörung.

Wissen unsere Kinder, wie gut es ihnen geht? (Bild: gudrun/Fotolia)
Als Mutter kommen dazu Gedanken wie: Was mag in einer Mutter vorgehen, die ihr Kind im Krieg leiden sieht – die ihr Kind im Krieg verliert? Weiß mein Sohn, wenn er abends mit seinem Teddy eingekuschelt einschläft, dass er privilegierter ist, als 99 Prozent der Kinder dieser Welt?
Ich wünsche mir, dass mein Kind in einer Welt aufwächst, in der Friede und ein respektvolles, von Liebe und Toleranz geprägtes Miteinander herrschen. Ich wünsche meinem Sohn von Herzen die innere Stärke, hinschauen zu können, ohne selbst an der Hilflosigkeit zu zerbrechen.
Ich ziehe meinen Hut vor jedem einzelnen Helfer, Spender; jedem, der hinschaut und im Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten bereit ist, zu helfen.
Ich wünsche mir, dass dieser Wahnsinn aufhört. Dass die Menschen für die Einzigartigkeit und Kostbarkeit des Lebens sensibilisiert werden und Gesichter wie das von Omran dazu beitragen, ein Hingucken zu erreichen – und nicht reißerischer Boulevardpresse zu mehr Auflage zu verhelfen.
Ich fühle mich hilflos und doch hoffe ich, dass wir gemeinsam stark sind. Weil Kinder wie Omran ein Recht auf ein würdevolles, glückliches Leben in Freiheit und Sicherheit haben.
Doch was können wir tun?
- Hinschauen
- Uns informieren
- Helfen, wie wir können: Mit Geld, Sachspenden, Information und Mitgefühl
- Unsere Kinder zu gebildeten, offenen, toleranten Weltbürgern erziehen
- Empathie in der Familie fördern, in der Krippe, der Schule: überall, wo Menschen sich begegnen
- Mit unseren Kindern sprechen: Aufklären, ohne Angst zu forcieren. Da sein. Zuhören.
- Integration leben: All unseren Mitmenschen in all ihrer Individualität und Schönheit mit Toleranz und Respekt begegnen
Eure Single City Mama