Eine Frage des Wertes

Kaum ein Thema wird in unserer Gesellschaft so tabuisiert wie die berühmte „W“-Frage. Nein, nicht „Was gibt es Morgen zum Mittag, Mama?“, zahndezimiert grinsend und mit klebrigen Händchen gestikulierend gepiepst. Viel philosophischer und definitiv nachhaltiger ist es die Frage: „Was bin ich wert?“

Schon in der frühen Kindheit lernen wir: Über Gehalt spricht man nicht und wer eckig ist, ist unbequem. Doch kann es sich nicht manchmal lohnen, unbequem zu sein? Wo führt ein Übermaß an Demut, einhergehend mit einem schwach ausgeprägten Selbstwertgefühl, denn eigentlich hin? Vielleicht über Los – aber vermutlich ohne 4000 Euro.

Lichtgestalten und Antiplimente

Ich habe das Gefühl, in jedem Freundeskreis gibt es Menschen, denen wir gern den symbolischen Tritt den in Hintern verpassen würden. Jene Lichtgestalten, die eigentlich eher im Schatten stehen und unter dem Scheffel kleben, als dass sie sich ihrer eigenen (inneren) Größe, Schönheit und Fähigkeiten überhaupt bewusst sind. Meistens sind das unheimlich liebenswerte Menschen, die mangels Konfliktfreudigkeit verboten oft Opfer freundschaftlich-kollegial getarnter, manipulativer Machenschaften werden „Könntest Du nicht…?“. „Du machst ja immer…“ . „Toll, dass Du so nett bist“ – letzteres ist ein Satz, den ich in meiner Jugend und Studienzeit selbst sehr oft gehört habe, und mich immer tierisch freute… bis mir irgendwann bewusst wurde, dass die leicht spöttische Intonation der Frage andeutete, dass es sich hier um vieles handelte, aber nicht um ein Kompliment – ein Antipliment? Verdammt, das waren doch meine Freunde, die das sagten.

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Trinkgeld im Sommerschlussverkauf

Als ich ein mal mit meiner Mutter – der mit Abstand intelligentesten, toughsten und souveränsten Frau, die ich je erlebt habe – gesprochen habe und ihr sagte, dass mich diese Thematik belastete (vor allem, da ich damals nicht die geringste Ahnung hatte, wie ich es anders machen könnte), schaute sie mich entgeistert an und riet mir, zu bleiben wie ich bin. Die Menschen mögen nette Menschen und wollen keine Miesepeter, argumentierte sie. Doch was mich damals schon piekste und einen gewissen Trotz hervorrief, war die Tatsache, dass es überhaupt darum ging, was die Menschen vermeintlich „wollen“. Mainstream calling?!? Und doch: die Argumentation meiner Mutter spiegelte in vielerlei Hinsicht ihre eigene Erziehung und die weiter Teile der Gesellschaft wider. Das Dilemma: Wer soll unseren Wert eigentlich erkennen und schätzen, wenn nicht wir selbst? Der Logik nach wäre das doch wie Trinkgeld im Sommerschlussverkauf… Eigentlich ziemlich „beschappert“, wie meine Mutter immer gern sagte.

X versus Y

Es wäre schlimm, an dieser Stelle ein klassisches Gender-Klischee zu bedienen und meiner völlig subjektiven „Küch. Psych“-Erfahrung nach, sind es mindestens genauso oft Männer, die sich in selbstunsicheren Denk- und Verhaltensmustern befinden, wie Frauen.

Dennoch: Gesamtgesellschaftlich betrachtet werden wir Frauen – vieler öffentlicher Debatten zum Trotz – in den meisten Branchen immer noch schlechter bezahlt. Die Erwartungen in punkto Empathie, Fürsorge und Bescheidenheit scheinen hingegen leider allzu oft wesentlich höher zu sein, ganz zu schweigen von der Akrobatik (Kerze ohne Warm-Up), die wir im täglichen Spagat zwischen Kind und Karriere an den Tag legen müssen – zwei sich überschneidende Kreisen, in deren überschaubarer Schnittmenge wir uns im besten Falle irgendwo selbst finden. Fällt es uns schwerer, Grenzen zu setzen?

Und wie viele Menschen scheinen in unglücklichen Partnerschaften regelrecht zu verharren, mit Menschen, die eigentlich gar nicht zu ihnen passen, weil der demütige Teil ihres (Unter-)bewusstseins sagt: Der/die ist, was ich verdiene, denn er/sie spiegelt meinen Wert.

Von Posern und Idolen

Natürlich gibt es sie überall: Vermeintlich skrupellose Arschlöcher, die zwar dem trügerischen Schein nach das dickste Bankkonto, die steilste Karriere und den „Creme de la Norm“-Partner an ihrer Seite wissen , aber gefühlt ziemlich egomanische und unbequeme Zeitgenossen sind.

Und doch gibt es auch immer Menschen in unserem Umfeld, die wir schätzen und bewundern, weil sie Ecken und Kanten haben und ihren Wert – und damit gleichzeitig ihre Grenzen – souverän und respektvoll argumentieren und verteidigen können.Menschen, die wir mögen und schätzen und uns neidlos denken: Davon hätte ich gerne eine Scheibe für mich.

Ein Wert-Radar für mein Kind

Ehrlich gesagt wünsche ich mir genau das für den kleinen Piranha: Ein liebes, mitfühlendes Herz, einen feinen Sinn für Humor und gleichzeitig die innere Stärke, die es braucht, im Zweifel auch mal die Flossen eckig zu machen, Grenzen zu setzen und gegen den Strom zu schwimmen. Dass er sich seines eigenen Wertes bewusst und ihn verteidigt – sei es bei der Wahl der passenden Piranharin oder einer Gehaltsverhandlung im Job.

Liebe Grüße,

Eure Single City Mama

Vom Hingucken und Matschaugen

Vergangene Woche wurde der kleine Piranha Opfer eines fiesen Mückenangriffs. Eine summende Juckbestie hatte ihn so ungünstig genau unter dem rechten Auge getroffen, dass es prompt dick anschwoll und blau wurde – ein furchteinflössender Anblick, der uns nach einem Abstecher in die Kita (der Piranha war trotz der visuellen Entstellung blendend gelaunt und in Spiellaune!) in den Warteraum der Kinderärztin beförderte.

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Quelle: Iantapix/Fotolia

Während das Matschauge des Piranhas glücklicherweise völlig harmlos war und das Kind auch nicht weiter tangierte, spürte ich auf der Straße die Blicke. Einige Passanten fragten sogar „Was ist denn mit Ihrem Kind passiert? Ist er gefallen?“ und ich ging unterbewusst sofort in die Defensive. Fragte mich, ob irgendjemand annehmen könnte, meine Nachlässigkeit hätte zu seinem Auge geführt oder – viel schlimmer – dass ich oder jemand in meinem Umfeld dem kleinen Piranha Gewalt angetan hätte.

Für mich eine absurde Vorstellung und doch versuchte ich mich in die Lage der anderen zu versetzen. Zu präsent sind die Medienberichte über misshandelte Kinder und sogar Ärzte und Sozialarbeiter, die monatelang wegschauten, als dass man irgendjemandem solche Gedanken verübeln könnte.

Im Nachhinein freue ich mich ehrlich über jeden einzelnen, der gefragt hat, weil es bedeutet, dass er oder sie hingeschaut hat. Doch wie gelingt es eigentlich am besten, dieses Hinschauen? Schließlich will man ja auch niemanden vorverurteilen und ohne weitere Indizien überhaupt verdächtigen? Kein einfaches Thema und ich persönlich denke, dass es hier noch viel Aufklärung und Information bedarf.

Und doch: ein simples „Was ist dem Kind denn passiert?“, ehrlich interessiert und wertfrei gefragt, ist ein wichtiger Anfang.

Sonnige, nachdenkliche Grüße,

Eure Single City Mama

Kleiner Mann und Weißer Blitz

Was ein bisschen klingt wie ein Pocahontas-Spin Off, der sich in der Dekade verirrt hat, ist die Geschichte einer Freundschaft.

Nein, nein, keine Sorge – natürlich keine dieser vor Schmalz triefenden „Liebe auf den ersten Blick“-Blockbuster mit – generationsabhängig – John Cusack / Hugh Grant / Channing Tatum als männlichem (Love-) Lead, die auf irgendwelchen Nicholas Sparks-Romanen basieren.

Viel banaler: es ist die Geschichte einer gaaanz langsam wachsenden Liebe, der gegenseitige Akzeptanz, Toleranz und Freundschaft zugrunde liegt (laaangweilig – schreit das romantische Herz. Läuft bei uns, bellt Beagle Eddie).

Familie Reloaded

Denn als am 1. Juni 2014 der kleine Piranha in mein Leben trat, änderte sich nicht nur für mich alles. Auch mein Vater (der sich bis heute sträubt, „Opa“ genannt zu werden, weil es ihn in seinen jugendlichen Augen alt klingen lässt) musste eine Generation aufrücken für seinen „Stammhalter“. Und für meine Schwester, die gerade ihr Referendariat mit dem zweiten Prädikatsexamen beendet hatte und als Rechtsanwältin richtig durchstartete, kam mit dem Tantentum eine Aufgabe, der sie sich mit Herz und Seele stellte und mich unterstützte, wo sie konnte.

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Auch das tierische „Baby“, das bis dato die Familie auf Trab gehalten hatte, musste Platz machen auf dem (Pampers-) Podest: Beagle-Rüde Edgar, 7, auch genannt „Der Weiße Blitz“ , da er ironischerweise trotz seiner beageligen „Tri-Color-Farbgebung“ zu 90 Prozent schneeweiß ist.

Eddie war am Anfang der Ära Piranha ganz und gar nicht amused – musste er doch Aufmerksamkeit und Schmuseeinheiten plötzlich mit einem kleinen Menschenkind teilen, das zudem laut quiekte, schrie und die Geduld seiner Mama bisweilen so strapazierte, dass keine Nerven mehr für Eddie blieben, die er frustriert zerbeißen könnte.

Heute – 2 Jahre später – sind die beiden zwar noch nicht die engsten Freunde geworden (was vor allem daran liegt, dass der kleine Piranha nach dem Motto verfährt „ein schlafender Hund ist ein perfekter Spielkamerad“ und neben „ei machen“ den geduldigen „Wa-Wa“ auch gern mal am Schwanz zieht).

Hanseatischer Respekt

Und doch: Inzwischen ist ein gewisses Maß an distanzierter Toleranz und hanseatischem Respekt eingezogen, wo früher Skepsis war. Der kleine Piranha kreischt ekstatisch „WA-WA“ sobald wir uns dem Haus meines Vaters („Baba“) nähern.

Ole und sein „Wa-Wa“ nähern sich an und ich bin überzeugt, dass die beiden viel von einander lernen können: Man muss nicht immer im Mittelpunkt stehen, um ausgeglichen und erfolgreich zu sein. Außerdem machen die meisten Dinge gemeinsam sowieso viel mehr Spaß (wie zum Beispiel Mama ärgern und Weihnachtskekse frisch vom Blech futtern) – Stichwort: Team-Building. Und mal ehrlich: es ist doch immer schön, einen Freund an seiner Seite zu wissen, der Dich beschützt.

Sonnige Grüße (im Herzen, es regnet wie bekloppt da draußen),

Eure Single City Mama

Freischwimmer

It’s something unpredictable

But in the end its right

I hope you had the time of your life

(Green Day, Good Riddance, 1997)

Als Billy Joe Armstrong und seine Kumpels diese Zeilen 1997 erstmalig zum Besten gaben, war ich 13 und liebte meinen Volleyballtrainer, der 8 Jahre älter war, irgendwas auf Lehramt studierte und den alle meine Freundin irgendwie doof fanden. Nennen wir ihn „Bob“ – der doofe Bob.

Das Leben war vergleichsweise einfach und die brennendste Frage „Liebt er mich auch?“ konnte ich allein ob des Altersunterschieds im Grunde meines verliebten Herzen mit einem sehnsuchtsvoll-geseufzten „nein“ beantworten – und das war auch gar nicht so schlimm, denn ich fühlte, was ich für „den doofen Bob“ fühlte, um des Fühlens willen und nie wieder in meinem Leben habe ich so einen Hormoncocktail erlebt – und auch das ist gar nicht so schlimm :D.

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Green Day – daaamals (Bild: Greendayauthority.com)

Freischwimmen von fremden Erwartungen

Erst Jahre später bin ich wieder auf diesen Song gestoßen und er gehört inzwischen zu jenen, die ich immer wieder gerne höre, weil auch die Lyrics (im Gegensatz zu aktuellen Smashhits à la „I took a pill in Ibiza“) eine tolle Botschaft übermitteln: Nämlich das Abenteuer des Lebens, das wir umarmen sollten – denn am Ende kommt es genau so, wie es kommen soll. Mit dieser inneren Einstellung lebt es sich wesentlich entspannter. Sich freimachen – freischwimmen – von Ängsten und Erwartungen, ebenso fiktiven wie absurden Industry-made Normen und unerreichbaren Idealen – auch und gerade in puncto Mamatum.

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Bild: Andrey Armyagov / Fotolia.com

Der psychologische „Gruß aus der Küche“

Damit nehmen wir den Druck von uns und anderen. Denn mal ehrlich, küchenpsychologisch betrachtet ist es doch so: Selbst wenn wir es uns manchmal noch so sehr wünschen, wir können gar nicht beeinflussen, was andere von uns denken. Es wird immer Menschen geben, die mit uns und unserem Äußeren, unserer Art die Dinge zu sehen, das Leben zu meistern und unsere Kinder zu erziehen, nicht zurecht kommen. Es wird immer Menschen geben, die wir einfach ein bisschen lieber mögen, als sie uns und vice versa. Und das ist auch vollkommen in Ordnung, denn im Grunde lernen wir in jeder Freundschaft und jeder wie auch immer gearteten Beziehung und Begegnung am meisten über uns selbst.

Alles, was wir tun können, ist uns zu überlegen, was wir für ein Mensch sein wollen. Was sind unsere Werte? Unsere Ideale? Was wollen wir unseren Kindern vermitteln? Diesen Überlegungen passen wir unser Handeln an.

Innere Gelassenheit bringt Souveränität

Das Tolle: Mit dieser inneren Gelassenheit treten die „richtigen“ Menschen in unser Leben, innere Ruhe macht sich breit wo früher Ängste und Unsicherheiten waren und wir werden im Umgang mit den Wehwehchen des Alltags wesentlich souveräner.

Eine Leben ohne Sorgen und Unsicherheiten? Laaangweilig – und völlig utopisch. Denn genau das Unperfekte macht uns zu Menschen und charmanten und interessanten Individuen. Aber ich glaube, Billy Joe hatte Recht:

It’s something unpredictable – but in the end it’s right – I hope you had the time of your life.

Sonnige Grüße,

Eure „Küch. Psych.“ Single City Mama

 

Mama 4.0 – Internet of PLINGS

Momentan beschäftige ich mich im „ersten Leben“ – meinem Redaktionsalltag – für einen Kunden mit dem Thema Vernetzung und dem „Internet der Dinge“. Internet von watt? Das war auch meine erste Reaktion, als ich mich durch das Briefing klickte. Die These: Alles ist vernetzt. Wir mit unseren Handys, wir untereinander, unsere Handys mit dem Herd… und, und, und. Die Möglichkeiten sind praktisch so unbegrenzt wie die schwarze AMEX, vorausgesetzt man hat letztere in der Tasche.

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(Bild-Quelle)

Rekreation mit Mark

Ehrlich gestanden ist – meinem vermeintlichen Technologie-Expertentum zum Trotz – das smarteste in unserem „2 Mann und 1 Bär“-Zuhause vermutlich mein iPhone, frisch gecrasht mit wenig würdevoller „Spiderman-App“ bzw. vielleicht auch mein Flat Screen-TV, der erst vor 2 Jahren meine treue Röhre abgelöst hat. Trotzdem wird der Fernseher im Hause Piranha nur zu besonderen Anlässen angeschaltet, wie einer Doppelfolge „Bauer sucht Frau“ zum Beispiel. Fernsehen ist nicht meins. Ich entspanne mich lieber, in dem ich abends ein gutes Buch lese (höhö – hätte fast geklappt, oder?) oder völlig sinnfrei durch Timelines und Whatsapp-Chats browse ohne ein echtes Informationsbedürfnis damit zu befriedigen oder die wirklich wichtigen, tiefenpsychologisch fundierten Fragen des Lebens zu klären… Warum antwortet der Mistkerl nicht, blauer werden die Häkchen niemals, rrrhhhoaaaar?

Medium der Möglichkeiten

Aber vernetzt bin ich – beruflich wie privat jeweils mit rund 500 Nasen. „Wen zur Hölle interessiert das?“ fragt mein Vater, wenn ich ihm erzähle, dass ich etwas auf Facebook veröffentlicht habe. Zugegeben – manchmal frage ich mich das auch. Aber ich liebe Facebook, das Medium der Möglichkeiten. Durch Herrn Zuckerberg und seine Posse habe ich Kontakt mit Menschen, die mich in verschiedenen Stationen meines Lebens begleitet haben. Gastfamilien. Kollegen. Freunde. Freundesfreunde. Ich schaue gern Fotos an und lerne so Menschen kennen, die ich eigentlich gar nicht kenne, ihre Schicksale, ihre Sorgen und Probleme (zumindest bei den Amerikanern, die ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis haben und am Tag öfter Jesus zitieren als ich Quellenangaben in meiner Magisterarbeit habe).

Steckdosen-Freundschaften

Durch das Netzwerk habe sich sogar ganz neue Freundschaften geschlossen, wie mit meinem Bekannten Ian. Ian kenne ich durch Brenda, die sich mal zu mir setzte, als ich am Newark Liberty Airport auf dem Fußboden vor der weit und breit einzigen Steckdose saß und mein Handy lud. Brenda und ich plauderten geschätzte 20 Minuten, tauschten unsere Visitenkärtchen aus, vernetzten uns. Brendas Kollege Ian habe ich dann in ihrem Newsfeed „kennengelernt“ und wir haben ein lustiges Wochenende in Hamburg verbracht. Das ist 6 Jahre her und wir haben immer noch locker Kontakt.

„Wen zur Hölle interessiert das?“

Meine amerikanische Gastfamilie fühlt sich dem kleinen Piranha großelterlich verbunden, obwohl sie ihn nie gesehen haben, aber sie verfolgen seine Entwicklung auf Facebook. Etwas, das in meinem Freundeskreis höchst umstritten ist, obwohl ich bei der Auswahl der Fotos und meinen Privatsphäre-Einstellungen schon stark selektiere. Aber ich mag es tatsächlich, die Menschen in meinem Umfeld an meinem Leben teilhaben zu lassen und vice versa. Ich mag das Gefühl der Vernetzung und bin als Kind des Digitalen Zeitalters nicht übermäßig paranoid, wenn es um meine Daten geht. Um an dieser Stelle mal meinen Vater zu zitieren: „Wen zur Hölle interessiert das?“.

Über Facebook und Whatsapp habe ich auch am meisten Kontakt mit meinen „realen Freunden“, vor allem meiner Mama Gang. Wir treffen Verabredungen, bringen uns auf den neuesten Stand, tauschen Fotos aus und kommentieren Profilbilder. Wir überbringen Botschaften – traurige und schöne. Aber es ist vor allem praktisch und da ich privat auch sehr ungern telefoniere, würde ich es nicht missen wollen.

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(Bild-Quelle)

Generation „Baum-App“

Ich bin sicher, dass der kleine Piranha und seine Freunde in einer Generation aufwachsen, für die das Thema „Internet der Dinge“ noch relevanter und intuitiver sein wird, als wir es uns derzeit vorstellen können. Ich hoffe, dass er die nötige Medienkompetenz mit auf den Weg bekommt und auch auf Bäume klettert, die noch keine App haben. Und einem Mädchen (vielleicht Coco?) sagt, wie schön ihre Haare sind und ihr – verdammt noch mal – dabei in die Augen schaut und nicht ihre Bilder auf Tinder klickt. Ein bisschen Oldschool Retro-Romantik in El Mundo Digitale – was denkt Ihr?

Sonnige Grüße,

Eure Single City Mama

Von Life Hacks & anderen Klugscheißern

Vor noch gar nicht langer Zeit stieß ich im Rahmen einer redaktionellen Recherche auf so genannte „Life Hacks“. Was übrigens überraschender Weise rein gar nichts mit illegalen Ausspäh-Aktivitäten oder feingehexelten Fleischwaren zu tun hat, wie der wenig elegante Kunstname vermuten lassen könnte.

Garantiert nicht aus der Wurstwarenabteilung

Nein, Life Hacks sind Tipps und Kniffe, die das Leben in bestimmten Bereichen erleichtern sollen. Dabei ist die Tauglichkeit eines Life Hacks natürlich rein subjektiver Natur und gerade mit kleinen Kindern merkt man schnell, wie unterschiedlich die kleinen Wichte trotz gleicher „Artikelbeschreibung“ doch sind. Und da liegt auch schon der berühmte Casus Cnactus!

 

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Ziemlich rasch stellt man als frisch gebackene Neumama nämlich fest, wie wenig das eigene Baby dem in einschlägiger Parenting -Literatur propagiertem „Prototypen“ entspricht und die (in den meisten Fällen) gut gemeinten Ratschläge von Freundinnen führen fatalerweise auch sehr schnell zu einem frustrierenden Information-Overkill. „Tu dies, tu das, nein, das auf keinen Fall – verdammte Axt, willst Du das Kind töten?“.

Instinctus Mamarus

Ich persönlich bin ja eine große Verfechterin des Mamainstinkts und des „sich-bloß-nicht-verrückt-machen-lassens“. Vom Stillen bis hin zum Einschlafen sagt meine eigene Erfahrung mit dem kleinen Piranha (Achtung: Hack!): Einfach ausprobieren.

Ein Beispiel der ersten Stunde: Als der kleine Piranha die ersten Male zum Trinken an meine Brust angelegt wurde, wäre ich fast senkrecht aus dem Krankenhausbett gehüpft vor Schmerzen. Eine der freundlichen „Anlege“-Beraterinnen der Neugeborenen-Station war gerade dabei, meinen kleinen (Dispo-) Piranha in eine adäquate Speise-Position zu bringen und erzählte mir dabei von Silikonhütchen, die man auf die Brustwarze setzen kann. Das nimmt den Schmerz, kann aber im „worst case“ eine so genannte „Saugverwirrung“ auslösen, weshalb das Hütchen die ultima ratio und unbedingt zu vermeiden sei… Pustekuchen! Das Ende vom Lied: Die Hütchen funktionierten einwandfrei, ich war vom Schmerz befreit und der Piranha trank mit Gusto, was ihm von der Natur offeriert wurde.

„Der Junge ist einfach klasse“

„Taking it easy“ war auch das Credo meiner lieben Hebamme Petra, die absolut tiefenentspannt war, wenn es um den frisch geschlüpften Piranha ging. „Der Junge ist einfach klasse“, sagte sie eigentlich in jeder Situation, ob er schrie, mampfte oder schlief. Auch als ich sie fragte, ob denn ein Schnuller in den ersten Lebenswochen in Ordnung wäre oder die berühmte Saugverwirrung in einer späteren Therapie mühsam aufarbeitet werden müsse, sagte sie „probier’s einfach aus“. Dein Kind zeigt Dir, was es will.“

Und genau so ist es! Macht Euch nicht verrückt, sondern freut Euch auf die Mutterschaft als riesengroßes Abenteuer mit vielen Levels und Geheimgängen. Lasst Euch vor allem nicht wahnsinnig machen von all den Hackern und Checkern der Generation Mum 4.0.

Keine Schwangerschaft oder Elternschaft ist vergleichbar, genauso wie jedes Kind ein absolutes Unikat ist. Foren und Freunde können hilfreich sein, Kinderärzte und Hebammen sind es meistens… aber Euer Bauch wird immer der beste und zuverlässigste Ratgeber sein.

My 2 Cents: Relax and enjoy the ride!

Eure Single City Mama

Stellenbeschreibung: Corporate Einhorn

Keine Frage – wenn wir uns heute umhören, scheint Optimismus wirklich nur noch etwas für die ganz hartgesottene Voll-Glas-Fraktion zu sein.

Täglich erreichen uns in den Medien Schicksals- und Schreckensnachrichten. Schwerreiche Karikaturen kandidieren auf dem internationalen politischen Parkett um ranghöchste Ämter, hetzerische Rechts-Politeusen verrutschen auf misteriös-motorische Weise auf der Maus und prominente Siebenfach-Mamis mit doppelt soviel Personal wie Nachwuchs propagieren  das „Working Mum“-Modell für alle. Und mittendrin sind wir – Working Mums der Realität – mit unseren (zahnenden) Kindern, Ängsten und Sorgen.

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Hoch qualifiziert und Mutter: Ein Konflikt?

Dabei ist die Ausgangslage doch eigentlich so rosig wie ein Babypopo: Wir sind gut ausgebildete, intelligente Frauen, die sich am Arbeitsmarkt behauptet haben und am Wickeltisch unsere Softskills perfektioniert haben. Wir sind bestens organisiert, vernetzt, teamfähig, loyal und fleißig. „Muttifunktionstalente“ sozusagen, die auch vor Nachtarbeit nicht zurückschrecken. Und doch nagt an uns so oft das schlechte Gewissen:

  • Wie können wir unseren Kindern gerecht werden und dabei gleichzeitig ihnen ein schönes Leben ermöglichen, unseren Lebensunterhalt bestreiten unsere beruflichen Ziele verwirklichen?
  • Werden wir im Job überhaupt ernst genommen und in punkto Vergütung und Entwicklungsmöglichkeiten unseren kinderlosen Kollegen gleichgestellt?
  • Wer stellt uns überhaupt ein und wenn ja, zu welchen Konditionen?
  • Sind Kind(er) und Karriere in der Realität wirklich vereinbar oder ist das Working Mum-Modell Legende bzw. eine vergütete Beschäftigungstherapie? Ein Corporate Einhorn sozusagen?
  • Und sollten wir für diesen Spagat den Aerobic-Kurs gleich dazu buchen?

Single Working Mama: Keine Frage des „ob“, sondern „wie“?

Gerade als Single Mama stellt sich die Frage nach dem „ob“ nicht: eher das „wie“ ist entscheidend. Gefolgt von der Frage nach dem Preis – wieweit können und wollen wir gehen? Oder sollten wir vielmehr dankbar sein, überhaupt einen Job zu bekommen?

Schließlich sind wir in den Augen vieler antiquarer Personaler und Chefs auf dem Arbeitsmarkt „vorbelastet“ – ein Kind indiziert den Wunsch nach einem Zweiten und jede Rotznase ein potenzielles Ausfallrisiko. Schon so manches Vorstellungsgespräch gleicht mit Nachwuchs einem Spießrutenlauf. Und der geht sogar soweit, dass manche Frauen ihr Kind zunächst komplett verschweigen aus Angst vor Diskriminierung. Die Signalwirkung und der „Realitätscheck“, der zwangsläufig in der Probezeit folgt, wenn Jobbeschreibung und Kind nicht kompatibel sind – fatal.

Ca-ching & the City

Der springende Punkt: Die meisten von uns müssen arbeiten. Selbst wenn der Kindsvater seiner Unterhaltsverpflichtung regelmäßig nachkommt, ist das Wohnen und Leben in der City besonders teuer. Um mit Kind gut und sicher über die Runden zu kommen, ist eine Dreiviertel- bis Vollzeitstelle in den meisten Fällen spätestens ab dem Kleinkindalter unumgänglich. Und da beginnt der Spagat: Das Kind will in die Kita gebracht und nicht allzu spät wieder abgeholt werden, viele Arbeitgeber wünschen sich Flexibilität und Überstunden, wo sie anfallen – in vielen Branchen ist das unerschütterliche Realität und de facto kaum zu ändern. Home Office wird häufiger, aber längst nicht Usos in der Realität einer Working Mum. Und dann ist da noch der Haushalt und last but not least wir selbst mit unserem (legitimen) Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und Entspannung…

Win-Win für Unternehmen und Mitarbeiterinnen

My 2 Cents: Mehr Arbeitnehmer müssen reagieren und flexible Stellen schaffen, die zu den Bedürfnissen arbeitender Mütter passen. Im Gegenzug erhalten sie ein wirtschaftlich hoch effizientes Gut: hervorragend qualifizierte, motivierte Frauen, die nicht nur fachlich einiges auf dem Kasten, sondern vor allem ihre Softskills, wie Organisation und Empathie, durch die Kindererziehung perfektioniert haben. Einige Betriebe haben das bereits erkannt und beschäftigen Mütter auch in hohen Positionen.

Was denkt Ihr? Was läuft bereits gut und wo gibt es Nachholbedarf?

Optimistische Grüße,

Eure Single City Mama

Piranha hoch 2!

Aufregung im Hause Piranha! Der kleine Mann wird heute 2 und ich bin stolz wie Oskar und ein bisschen wehmütig. Wo ist die Zeit hin? Wo ist mein Baby?!?

Wenn das in diesem Tempo weitergeht, muss ich mir bald ernsthaft Gedanken über eine passende Altersbehausung machen. Und bei Cocos Eltern mit Kamelen aufwarten.

Heute vor 2 Jahren bin ich Mama geworden. Mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht – zum Positiven. Die chaotische, innerlich aufgewühlte Reisebiene ist erwachsen geworden und hat Verantwortung übernommen. Für sich selbst und einen kleinen Menschen, dessen Bedürfnisse von nun an immer an erster Stelle stehen werden.

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Der kleine Piranha hat mir auf seine freche, liebevolle Art gezeigt, was es heißt, den Dingen eine Struktur zu geben, das Wesentliche von Unwesentlichen zu unterscheiden, die Ruhe zu bewahren, auch mit wenig bis sehr wenig Schlaf aus zu kommen und bedingungslos zu lieben.

Mit diesem unglaublich tiefen Gefühl der Liebe für mein Kind kam paradoxerweise auch die Fähigkeit, loslassen zu können. Menschen, Ängste und Gefühle. Ich kann Dinge, die mir nicht gut tun, heute schneller verarbeiten und verabschieden. Auch negative Gefühle aushalten und akzeptieren. Und ich bin dankbar für das unglaubliche Glück, das mein Kind bedeutet und das er durch seine kleine Persönlichkeit, sein Lachen und sein liebevolles Wesen in mein Herz gezaubert hat.

Happy Birthday, mein kleiner Piranha!

Ich liebe Dich – um es in Deinen Worten zu sagen – immer 1000 mal „mehr“ wie „Bär“. Wir sind ein Dreamteam und Du bist das Beste, was mir je passiert ist.

Ich freu mich schon wie eine Schneekönigin auf die nächsten Jahre.

Sonnigste Grüße,

Eure Single City Mama